Frau Maier, als Volljuristen prüfen Sie alle rechtlichen Themen rund um die Produkte, Services und Kommunikationsaktivitäten bei Mercedes-Benz. Wie gehen Sie dabei vor?
Das ist ganz unterschiedlich. In unserer Abteilung IP-Clearing unterstützen wir verschiedene Fachbereiche, beispielsweise aus dem Marketing oder der Kommunikation, bei allen Fragen rund um Wettbewerbs-, Medien- und Urheberrecht – das können umfangreiche Werbekampagnen oder Webseiten vor deren Veröffentlichung sein oder auch ganz neue digitale Services. Ein gutes Beispiel dafür sind Markteinführungskampagnen für neue Fahrzeuge. Wenn ein neues Fahrzeugmodell auf den Markt kommt, gibt es meist eine Vielzahl von verschiedenen Werbemitteln. Angefangen mit den Claims für die Kampagne, bis hin zu umfangreichen Videos, Social Media Postings zum neuen Modell, Anzeigen oder Kundenmails – sämtliche Werbematerialien schauen wir uns vor deren Veröffentlichung an.
Welche rechtlichen Fragen stellen sich dabei?
Es gibt viele rechtliche Pflichtangaben, die wir bei allen Werbe- und Kommunikationsmaterialien beachten müssen. Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht muss zum Beispiel darauf geachtet werden, dass keine irreführenden Angaben gemacht werden, durch welche der angesprochene Kundenkreis zu einer geschäftlichen Handlung veranlasst werden könnte. Bei der Bewerbung von neuen Fahrzeugmodellen müssen wir auch darauf achten, dass die Energieverbrauchskennzeichnung bei den beworbenen Fahrzeugen korrekt angezeigt wird. Auch wenn wir mit unseren Kundinnen und Kunden individuell in Kontakt treten, gelten diese rechtlichen Vorgaben. Neben dem Wettbewerbsrecht achten wir übrigens auch auf weitere rechtliche Aspekte, wie etwa das Urheberrecht.
Und auf was schauen Sie, wenn Sie eine neue Werbekampagne prüfen?
Hier geht es vor allem um Urheberrechtsfragen. Ein aktuelles Beispiel ist die Kampagne zur Langlebigkeit der G-Klasse mit dem Kurzfilm „Immortal Love x G-Klasse “. Darin geht es um Vampire und deren Liebe zur G-Klasse. Vor der Veröffentlichung schauen wir uns die Werbemittel genau an und prüfen, ob irgendwo geistiges Eigentum verletzt sein könnte. Darüber hinaus achten wir sehr genau darauf, wo und wie gedreht wurde. Vermeintliche „Kleinigkeiten“ wie etwa ein Gebäude eines Stararchitekten im Hintergrund oder ein Kunstwerk könnten urheberrechtlich problematisch werden.
Das heißt, Sie sind eine der ersten, die einen neuen Werbespot von Mercedes-Benz sehen?
Definitiv (lacht). Oft begleiten wir Produktionen von der ersten Idee über den Dreh bis zur Veröffentlichung. Das ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn ich später die fertigen Kampagnen im Fernsehen oder die Großplakate in der Stadt sehe.