Moderne Logistik trifft Sinfonieorchester.
Die Motoren- und Batteriefabrik im polnischen Jawor gehört zu den modernsten Mercedes-Benz Standorten weltweit – und setzt mit CO2-neutraler Produktion und neuen Fertigungstechnologien Standards in der Branche. Seit Anfang des Jahres sorgt Barbara Brandstetter als Managerin für Produktionsprogrammplanung und Outbound Logistik gemeinsam mit ihrem Team dafür, dass bei Produktion und Versand der Motoren und Batterien alles nach Plan läuft. Dafür ist die studierte Wirtschaftsingenieurin als Expatriat vom Standort Untertürkheim nach Niederschlesien gewechselt. Warum Jawor für sie so etwas wie eine zweite Heimat ist und wo sie bei Mercedes-Benz gerne auch schon mal die erste Geige spielt, erzählt die Logistik-Expertin im Interview.
Frau Brandstetter, seit Anfang 2021 sind Sie als Expatriat in Jawor für die Logistik in einem der weltweit modernsten Motor- und Batteriefabriken verantwortlich. Wie kam es dazu?
Der Standort hat mich von Anfang an gepackt, da meine Familie ursprünglich aus Polen kommt. Als ich dort 2017 meine Verwandtschaft besucht habe, lag Jawor auf dem Weg. Ich habe mir dann selbst ein Bild von der Baustelle gemacht. Zu sehen, wie diese Mega-Fabrik wächst, das war schon beeindruckend. Auch aus Logistik-Sicht setzt der Standort Jawor Standards, angefangen mit dem innovativen One-Roof-Konzept, bei dem Logistik und Produktion noch enger verknüpft sind, bis hin zu unserem vollautomatischen Hochregallager. Ich wollte mit meiner Erfahrung dabei gerne mitwirken.
Also haben Sie sich beworben.
Ja, die Jobbeschreibung hat mich sofort angesprochen, denn hier kann ich viele meiner bisherigen Erfahrungen einbringen. Ich war zuvor im Mercedes-Benz Werk in Untertürkheim Projektleiterin der Logistik in der Neuproduktentwicklung Powertrain. Für mich ist es wichtig, mich persönlich weiterzuentwickeln, und ich wollte weitere internationale Erfahrungen sammeln. Dann habe ich von der Möglichkeit erfahren als Expatriat, das heißt bei Mercedes-Benz „Global Assignment“, nach Jawor zu gehen. Ich dachte mir, das ist die perfekte Chance für mich! Und seit Februar 2021 leite ich jetzt das Team Produktionsprogrammplanung und Outbound Logistik hier am Standort.
Wie können wir uns Ihre Arbeit vorstellen?
Mit meinem Team bin ich dafür verantwortlich, dass bei der Produktionssteuerung und dem Versand unserer Produkte alles rund läuft – im laufenden Betrieb und auch bei der langfristigen Planung. Die Vierzylinder-Motoren, die wir hier in Jawor produzieren, kommen in vielen unserer Fahrzeuge zum Einsatz. Seit dem vergangenen Jahr stellen wir hier auch Plug-in Hybrid-Batterien für die C-, E- und S-Klasse her und dieses Jahr startet die Produktion von Batterie-Systemen für unsere kompakten vollelektrischen Modelle EQA und EQB. Unsere Antriebssysteme sind so etwas wie die Herzen der Fahrzeuge. Umso wichtiger ist es, dass unsere Komponenten pünktlich und in bester Qualität in den Werken zur Verfügung stehen, in denen unsere Fahrzeuge zusammengebaut werden, beispielsweise in Bremen oder Rastatt.
Wie sorgen Sie mit Ihrem Team denn dafür, dass die Komponenten pünktlich in den anderen Mercedes-Benz Werken ankommen?
Dazu ist eine enge Abstimmung mit unseren Prozesspartnern wichtig. Wir sind ständig im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Qualitätsmanagement, der IT, der Produktion und den Ansprechpartnern in unseren angeschlossenen Werken. Ein großer Vorteil ist, dass ich auch polnisch spreche – oft switche ich bei meiner Arbeit zwischen Deutsch, Englisch und Polnisch, das macht vieles einfacher. Was ich an meinem Job liebe, ist die Nähe zu unseren Produkten. Unser Büro ist direkt an die Produktion angeschlossen und ich kann durchs Fenster in unsere Fertigungshalle schauen.
Sie sind also bei der Planung ganz nah an den logistischen Prozessen dran?
Genau. Oft sind wir auch im Werk unterwegs und schauen uns die Abläufe direkt vor Ort an. Vor kurzem haben wir beispielsweise die Lagerfläche neugestaltet, auf der die gefertigten Antriebssysteme und Komponenten für den Weitertransport zwischengelagert werden. Wenn wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen in der Produktion austauschen, ergeben sich oft weitere Potenziale, um unsere Prozesse zu optimieren.
In Jawor haben Sie auch Ihre erste Stelle als Führungskraft angetreten. Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie Ihr Team leiten?
Auf die neue Rolle habe ich mich sehr gefreut. Ich leite ein recht junges Team aus zwölf Kolleginnen und Kollegen mit verschiedenen Fachrichtungen: kaufmännische und technische Hintergründe. Als Teamleiterin steht für mich Integrität an erster Stelle. Ich will für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Fürsprecherin sein. Wir haben eine sehr offene Atmosphäre im Team und lachen auch gerne zusammen. Ein guter Teamgeist ist mir wichtig.
Was macht für Sie die Arbeit bei Mercedes-Benz aus?
Es ist einfach die Begeisterung aller Kolleginnen und Kollegen, Innovationen voranzutreiben, ob beim Thema Elektromobilität oder Technologien in der Produktion und Logistik. Hier gibt es viel Raum, um die Zukunft zu gestalten, das hat mich von Anfang an begeistert. Nach der positiven Erfahrung aus dem Praktikum, habe ich zu mir gesagt: „Das ist genau das Unternehmen, für das ich arbeiten will.“ So stieg ich hier nach Beendigung meines Studiums 2011 im Bereich Produktionsplanung ein.
Ob beim Thema Elektromobilität oder Technologien in der Produktion und Logistik: Bei Mercedes-Benz gibt es viel Raum, um die Zukunft zu gestalten. Das hat mich von Anfang an begeistert.
Seitdem engagieren Sie sich auch in Ihrer Freizeit im Unternehmen: Sie spielen, im wörtlichen Sinne, die erste Geige im Mercedes-Benz Sinfonieorchester.
Oh ja (lacht). Ich spiele schon seit zehn Jahren bei uns im Sinfonieorchester
Spielen Sie hauptsächlich klassische Musik?
Wir haben ein vielseitiges Repertoire: einerseits natürlich große klassische Werke von Beethoven und Mozart oder von den barocken Meistern wie Bach oder Händel, die mag ich übrigens am liebsten. Wir spielen aber auch moderne Musik, etwa bekannte Lieder der Popmusik oder Filmsoundtracks. Wir treten oft auf Events auf, mit ganz gemischtem Publikum. Wir haben beispielsweise die Eröffnung unserer Factory 56 in Sindelfingen umrahmt. Bei unserem Programm ist dann für jeden etwas dabei.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wer aus Ihrer Familie hätte nach Ihrer Meinung einen Nobelpreis verdient?
Ganz klar mein Großvater. Er ist schon fast 90 Jahre alt und hat sein ganzes Leben als Ingenieur im Hüttenwesen gearbeitet. Bis heute engagiert er sich im Verband des Hüttenwesens und bringt seine Kraft und sein ganzes Fachwissen ein, damit der Industriezweig in der Region eine Zukunft hat. Davor habe ich großen Respekt.
Barbara Brandstetter (32) liebt es, mit ihrem Mercedes-Benz CLA Shooting Brake auf den Straßen unterwegs zu sein. Aufgewachsen in Heilbronn ist Mercedes-Benz für die begeisterte Automobil-Enthusiastin schon immer der Wunsch-Arbeitgeber. Zurück von ihrem Master-Studium im US-amerikanischen Ohio startet die Wirtschaftsingenieurin 2010 zunächst als Praktikantin im Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen. Nach dem Berufseinstieg sammelt sie unter anderem Erfahrungen in der strategischen Produktionsplanung, dem Kapazitätsmanagement sowie im Bereich Transportlogistik. Bevor Sie im Werk Jawor ihre Stelle als Managerin Produktionsprogrammplanung und Outbound-Logistik antritt, ist sie Projektleiterin der Logistik in der Neuproduktentwicklung Powertrain und teilt als Dozentin für Transportlogistik ihre Expertise mit Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. In ihrer Freizeit in Jawor erkundet Barbara Brandstetter gerne die traumhafte Kulturlandschaft Schlesiens. Ihr persönliches Highlight: Das fürstliche Schloss Zamek Książ in Wałbrzych.