Steffi, Du bist seit 1999 im Controlling von Mercedes-Benz tätig. Neue Technologien, schlankere Prozesse, fließende Grenzen zwischen den Finanzabteilungen: Wie stark hat sich das operative Geschäft seitdem verändert?
Massiv. Als ich angefangen habe, hatten wir noch keine Laptops und wir mussten endlos lange Listen mit Daten wälzen. Auch die Zusammenarbeit hat sich durch die Digitalisierung sehr verändert – sei es die Kommunikation über digitale Tools oder das gemeinsame Nutzen von Dashboards. Und die nächsten Entwicklungen sind meiner Meinung nach schon abzusehen, zum Beispiel der Einsatz sogenannter Predictive Forecast: Wie kann ich auf Basis von Vergangenheitsinformationen die Zukunft möglichst automatisiert prognostizieren? Solche Prognosen können mit Hilfe von KI-Anwendungen erstellt werden und der Controller oder die Controllerin greift punktuell ein, um künftige Ereignisse oder Wirtschaftsprognosen einzupflegen, von denen man bereits weiß.
Stichwort Neue Technologien: Welche Vorteile haben Automatisierung, Integration und Künstliche Intelligenz für das Controlling?
Slavica: Wir im Controlling gewinnen Zeit, um Daten zu analysieren, weil wir sie weniger zeitintensiv aufbereiten müssen. KI-Anwendungen ermöglichen dabei anhand von Vorhersagen, mögliche Chancen oder Risiken frühzeitig zu erkennen.
Steffi: Genau. Indem wir Schnittstellen automatisieren und Daten von A nach B transportieren, beschleunigen wir die Prozesse.
Wie verändert die Digitalisierung euren Arbeitsalltag?
Slavica: Mein Arbeitsalltag hat sich grundlegend verändert. Und dafür war es notwendig, dass ich mein Wissen über Datenbanken und Analyseanwendungen erweitere sowie meine Programmierkenntnisse ausbaue. Letztlich verschiebt sich der Fokus von der ursprünglich manuellen Reporterstellung, für die Daten gesammelt, ausgewertet und grafisch aufbereitet werden, hin zur Echtzeitdatenanalyse. Das war anfangs natürlich eine Umstellung für mich. Steffi ist aber Chefin und Mentorin zugleich, die einen immer wieder ermutigt, sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Steffi: Der Mensch ist zuerst einmal ein Gewohnheitstier. Slavica gehörte allerdings von Anfang an zu den Kolleginnen und Kollegen, die gefragt haben: „Können wir hier nicht eine digitale Lösung bauen?“ Sie hat schon sehr früh als Controllerin begonnen, gemeinsam mit einem Kollegen entsprechende Lösungen zu entwickeln. Als ich die Digitalisierungsstelle in unserem Controlling-Team besetzen wollte, wusste ich, dass Slavica das richtige Mindset und die Kundenperspektive mitbringt, selbst wenn ihr noch fachlicher Background fehlte, was sie sich aber sehr schnell angeeignet hat.