Wie gehen Sie bei der Entwicklung dieser Softwarekomponenten vor?
Bis vor kurzem haben wir beispielsweise am neuen Mercedes-AMG GT 63 S E Performance * gearbeitet, dem neuen Performance-Hybrid Modell von AMG, das man seit April 2022 bestellen kann. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Gesamtfahrzeugentwicklern und unseren Zulieferern zusammen, die die Steuergeräte für unsere Systeme liefern. Oft testen wir unsere Applikationen auch direkt in den Fahrzeugen. Wir gehören zu den ersten, die dann mit den Prototypen fahren dürfen.
*Mercedes-AMG GT 63 S E PERFORMANCE 4-Türer Coupé | WLTP: Kraftstoffverbrauch gewichtet kombiniert: 7,9 l/100 km; CO2 Emissionen gewichtet kombiniert: 180 g/km; Stromverbrauch gewichtet kombiniert: 12,0 kWh/100 km.
Das ist sicher ein klasse Gefühl …
Definitiv – und oft ist es auch spannend. Neulich sind wir etwa bei der Heimfahrt von einer Testfahrt in Schweden mit einem Elektro-prototypen liegengeblieben und mussten abgeschleppt werden. Eines der Steuergeräte war nicht richtig abgedichtet. Prototypen sind eben noch nicht immer ganz perfekt – aber das ist es, was den Reiz an unserem Job ausmacht. Oder wir testen unsere Systeme in der Kältekammer. Wenn der Kaltstart des Antriebssystems bei minus 30 Grad Celsius auf Anhieb gelingt, dann schlägt das Ingenieursherz schon mal höher (lacht).
Und wie können wir uns Ihr Team vorstellen?
Wir sind so etwas wie die Schnittstelle zwischen Software und der Hardware. Deshalb haben die meisten in meinem Team sowohl Kenntnisse, wenn es um Programmierung geht als auch aus dem klassischen Ingenieurwesen, wie Elektrotechnik oder Maschinenbau. Etwas Leiden¬schaft, auch mal am Fahrzeug zu schrauben, gehört bei uns definitiv auch dazu (lacht). Themenmäßig decken wir mehrere Bereiche ab: Einige Kolleginnen und Kollegen sind Spezialisten für Hochvoltenergiemanagement, andere für Inverter, Batteriemanagement oder Diagnosen.
Wie gelingt Ihnen bei einem so breiten Themenspektrum die Teamführung?
Dazu gehört in erster Linie Vertrauen. Es ist wichtig, dass wir uns im Team 100-prozentig aufeinander verlassen können. Jede und jeder ist ein Spezialist auf dem jeweiligen Fachgebiet. Als Führungskraft sehe ich mich eher als Coach. Ich kann mich nicht detailliert in alle Themen einarbeiten, aber es ist zentral, dass wir alle das gleiche Ziel haben. Auf dem Weg dorthin haben alle im Team viel Freiheit.
Können Sie das etwas genauer erklären?
Elektromobilität und Digitalisierung sind zentrale Bestandteile unserer Unternehmensstrategie . Mit MB.OS bauen wir unsere Kompe¬tenzen in der Softwareentwicklung massiv aus. Der Wandel erfordert aber auch ganz neue Formen der Zusammenarbeit. Ich erlebe das immer bei unseren Testfahrten. Die sind nicht nur wichtig, weil wir unsere Fahrzeuge in Extremsituationen testen, sondern auch wegen des Mindsets. Wir sind mit ganz durchmischten Teams unterwegs: von der Motorapplikation über das Fahrwerk bis zum Gesamtfahrzeugversuch. Wir tauschen uns aus, auch in der Kaffeeecke wird über technische Themen diskutiert. Oft entstehen dabei außergewöhnliche Lösungen. Diese Dynamik wollen wir in unseren Arbeitsalltag transferieren. An dieser Transformation mitzuarbeiten, ist für mich sehr spannend und macht Spaß.