Sie verantworten verschiedene Teams in Stuttgart und Bukarest. Welche Chancen sehen Sie dabei in Diversität und was bedeutet diese für Sie als Führungskraft?
Wir sind ein vielfältiges Team mit über 15 Nationalitäten und unterschiedlichen Jobprofilen. Das bedeutet zunächst einen größeren Lösungsraum, denn unterschiedliche Köpfe entwickeln mehr Lösungen, die durch andere Sichtweisen entstehen. Diversität ist einfach eine unglaubliche Kraft und eine Chance in unserer komplexen Welt. Um Themen anders zu betrachten, bedarf es als Führungskraft einer Offenheit dafür und ich muss bereit sein, mehr Gespräche zu führen, um Sichtweisen besser zu verstehen. Wir haben zum Beispiel gerade ein Kulturtraining initiiert, um die unterschiedlichen Kulturen im Team noch besser kennenzulernen und besser nutzen zu können.
Was unterschiedliche Kulturen angeht, sind Sie erfahren. 2006 sind Sie für Mercedes-Benz nach China gegangen, um das Produktmanagement in Peking zu leiten. Wie haben Sie die erste Zeit erlebt?
Das erste Jahr war sehr beeindruckend und herausfordernd! Ich saß, 27 Jahre jung, vor einem Team mit Menschen, die alle viel erfahrener waren. Mercedes-Benz in China war gerade im Aufbau, es gab noch nicht viele vordefinierte Prozesse und es war eine unglaublich intensive Zeit. Aber dadurch bin ich gewachsen – sowohl beruflich als auch persönlich. Gleichzeitig hatte ich einfach Spaß, die Kultur kennenzulernen, mit der ich schon durch ein vorheriges Praktikum Berührung hatte. Besonders der Yonghegong-Tempel war mein Anker, wenn es mir mit dem Lärm um mich herum zu viel wurde. Dann habe ich mich dort hingesetzt und die Ruhe genossen.
Sie haben in China eine Familie gegründet und waren seitdem durchgängig in Leitungspositionen beschäftigt. Wie hat Ihnen Mercedes-Benz bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geholfen?
Die HR-Abteilung unterstützte mich in den drei Jahren, in denen auch meine beiden Kinder zur Welt kamen, sehr. Nicht nur mit chinesischen Sprachkursen und einem Sabbatical, sondern auch mit Seminaren zu Führung, Online Marketing und Datenanalyse erhielt ich optimale Unterstützung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Das war sehr wertvoll. Ich bin nach der Geburt unseres ersten Sohnes als Head of Marketing and Product Management bei unserem Van Joint Venture in Fuzhou wieder eingestiegen. 2013 zogen wir als vierköpfige Familie nach Peking, wo ich in der Research & Development-Abteilung das Team für zukünftige Forschung und Kundenverständnis leitete und zum Senior Manager befördert wurde. Auch nach unserer Rückkehr nach Deutschland konnte ich drei Monate Sabbatical nehmen, um den Kindern das Einleben zu erleichtern, was genau das Richtige war.