Produktfälschungen sind nicht nur illegal und schaden dem Unternehmen, sie können außerdem die Sicherheit im Straßenverkehr gefährden. Zudem werden gefälschte Produkte häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Bei Mercedes-Benz arbeiten deshalb Kolleginnen und Kollegen im Bereich IP Enforcement daran, der Produktpiraterie das Handwerk zu legen.
Dabei ermitteln sie weltweit - oft gegen organisierte Fälschernetzwerke und immer häufiger im Bereich Online-Handel. Lita Silje Jänisch ist so eine Markenschützerin. Sie leitet die Abteilung Global IP Enforcement bei der Mercedes-Benz Intellectual Property GmbH & Co. KG. Wir haben sie gefragt, wie sie und ihr Team konkret gegen Produktpiraterie vorgehen.
Frau Jänisch, kurz erklärt: Worum genau geht es in Ihrer täglichen Arbeit?
Lita Silje Jänisch: Ganz allgemein gesagt: Wir bei IP Enforcement identifizieren und verfolgen weltweit Verletzungen des geistigen Eigentums der Mercedes-Benz Group AG. Dabei geht es uns vor allem darum, Fälschungen von sicherheitsrelevanten Ersatz- und Serviceteilen aus dem Verkehr zu ziehen. Da steht für uns der Kundenschutz im Vordergrund. Wir ermitteln gegen Fälscher, spüren Plagiate auf, begleiten Razzien mit Zoll- und Strafverfolgungsbehörden. „Fälscher“ klingt dabei fast ein wenig harmlos, denn ganz häufig haben wir es mit organisierter Kriminalität und richtigen Fälschernetzwerken zu tun - Produktpiraterie ist sozusagen ein „Global Business“ mit extrem hohen Profiten.
Welche Entwicklungen haben Sie in den letzten Jahren beobachtet? Hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Lita Silje Jänisch: Generell beobachten wir schon seit einigen Jahren, dass der Online-Handel mit Produktfälschungen zunimmt. Aber ganz klar: Durch die Pandemie hat sich das noch einmal deutlich beschleunigt. Sie hat dazu geführt, dass die Zollbehörden und Gerichte ihre Arbeit zeitweise aussetzen mussten. Gleichzeitig haben die weltweite Produktion und der Handel mit Fälschungen, insbesondere über Online-Kanäle, neue Höhen erreicht.
Im Jahr 2020 haben wir über 138.000 Angebote mit Produktfälschungen offline gestellt! 2019 waren es noch knapp über 50.000. Dabei nehmen wir natürlich auch die großen Shopping-Events unter die Lupe, um möglichst viele Fälschungen auf einen Schlag aus dem Netz nehmen zu können. Wir behalten aber auch Social Media Plattformen und bestimmte Accounts und Domains im Auge. Dabei haben wir unterschiedlichste Produkte im Fokus und führen auch immer wieder Testkäufe durch. Da können schon mal mehrere Tausend fragliche Websites pro Woche zusammenkommen, die wir prüfen und gegebenenfalls löschen lassen.