Yixiao Wang Übersicht Engineering & Design Strategie, Organisation & Recht IT, Software Development Logistik Produktion Einkauf Finanzen & Controlling Marketing & Vertrieb Stories of Becoming

Automatisiertes Fahren braucht erlebbare Funktionen.

Ihre Abteilung verbindet die Entwicklung von Fahrzeugfunktionen mit der Integration in die Baureihen – und zwar mit der zentralen Steuerung, Synchronisation und Integration aller Elektrik- und Elektronikfunktionen beim Automatisierten Fahren. Yixiao Wang ist wenigen Monaten neues Mitglied des Teams „Systemintegration Autonomous Driving“ im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen. Was die Elektroingenieurin aus der Universitäts-Forschung zu Mercedes-Benz gebracht hat und was sie an der Systemintegration von Assistenzfunktionen begeistert, verrät die gebürtige Chinesin im Interview.

Yixiao, du bist Entwicklungsingenieurin und mitverantwortlich für Elektrik und Elektronik beim automatisierten Fahren. Dein Bereich stellt die Funktionsintegration in neue Elektrik- und Elektronik Architekturen sicher. Das klingt sehr komplex.

Das stimmt! Als Schnittstelle sind wir mit verschiedenen Fachbereichen im Austausch. Ich persönlich bin für die sogenannte Pre-Integration einzelner Fahrassistenzfunktionen bei den neuen Baureihen mit MB.OS Elektrik- und Elektronik Architektur zuständig. Wir stellen sicher, dass die Funktionen von den Kundinnen und Kunden später im Fahrzeug intuitiv und ohne Vorkenntnisse genutzt werden können. Wir gehören zu den Ersten, die dazu beitragen, dass diese Features in neuen Baureihen erlebbar werden. Unsere Aufgabe ist es, für ein reibungsloses Zusammenspiel dieser Systeme zu sorgen. Um die Assistenzfunktionen zu integrieren müssen viele verschiedene Schnittstellen zusammengebracht werden. Das macht großen Spaß.

„Es sind rundum spannende Aufgaben, weil ich sehr viel übers Fahrzeug lerne.“
„Es sind rundum spannende Aufgaben, weil ich sehr viel übers Fahrzeug lerne.“

Wenn das Fahrzeug zum denkenden Partner wird, müssen Kameras, Sensoren und Steuergeräte intelligent miteinander verknüpft sein. Was bedeutet das für die Integration solcher Systeme?

Unser Job beginnt in der Entwicklungsphase und geht bis hin zur Produktion. Ein Beispiel: Der Reifendruck soll im Hyperscreen, wie wir unser großes Display im Armaturenbrett nennen, angezeigt werden. Wir tauschen uns dafür mit den für diese Funktion verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich aus und testen sie selbst im Fahrzeug. Wir begleiten den Entwicklungszyklus und überprüfen, ob die Funktion an jeder Stelle so arbeitet wie gewünscht, bis sie schließlich vollständig integriert wird.

Du bist für die Systemintegration von Funktionen erweiterter Fahrassistenzsysteme verantwortlich, aber auch Product Ownerin. Was sind konkret deine Aufgaben?

Ich bin zum Beispiel für die Emergency Steering Support (ESS)-Funktion zuständig, die den Fahrenden unter anderem vor drohenden Kollisionen warnen soll. Ich sorge dafür, dass diese Assistenzsystem für den Kunden erlebbar wird. Das bedeutet, ich analysiere und prüfe, ob alles vollständig ist, ob die involvierten Systemfunktionen berücksichtigt wurden und die benötigten Informationen vorliegen. Dann definiere ich Testszenarien, die wir mit einem Simulationstool oder direkt am Fahrzeug durchspielen. Es sind rundum spannende Aufgaben, weil ich sehr viel übers Fahrzeug lerne. Als Product Ownerin im Bereich Pre-Integration Automated Driving trage ich zur Datenerfassung aus verschiedenen Quellen bis hin zur Visualisierung in Frontend-Dashboards bei, um die Digitalisierung fürs Tooling voranzutreiben. Wir haben z.B. ein Dashboard aufgesetzt, um alle wichtigen Termine an einem zentralen Ort den Systemintegratoren zur Verfügung zu stellen. Das Dashboard hat die Informationen leicht zugänglich gemacht und die alltäglichen Arbeiten gut unterstützt. Dabei arbeite ich sehr interdisziplinär mit internen und externen Kolleginnen und Kollegen zusammen.

Welche Fähigkeiten kannst du für diese Aufgaben besonders gut einsetzen?

Als Product Ownerin muss ich vor allem die verschiedenen Tools verstehen. Durch meine langjährige Forschungstätigkeit bin ich schnell in der Lage, ein gewisses Verständnis für neue Themen zu gewinnen. Für jede Aufgabe müssen die Ziele klar definiert und die Akzeptanzkriterien genau beschrieben werden. Dabei sind mein systematisches Vorgehen und meine analytische Herangehensweise von Vorteil.

Dein Bereich wacht über den Zeitplan für die Implementierung von Features und Systemfunktionen zum automatisierten Fahren. Mit welchen Bereichen arbeitest du dafür direkt zusammen?

Als Systemintegratoren arbeiten wir mit allen Fachbereichen zusammen - je nach den Funktionen, die man betreut. Durch eine Analyse identifizieren wir die Systemfunktionen und die entsprechenden Ansprechpartner, die die Integration unterstützen. Diese Kolleginnen und Kollegen kommen oft aus den anderen Bereichen, wie zum Beispiel Telematik, Powertrain und Body. Zusätzlich arbeiten wir auch eng mit den Kolleginnen und Kollegen der Baureihen zusammen.

Welchen fachlichen Hintergrund haben deine Kolleginnen und Kollegen im Team?

Neben Elektrotechnik haben auch einige bei uns Maschinenbau oder Informatik studiert und bereits viel Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen gesammelt. Mit unserem Wissen, unter anderem aus der Softwareentwicklung, stehen wir neuen Kolleginnen und Kollegen, die direkt aus der Uni zu uns kommen, mit Rat und Tat zur Seite. Auch wertvolles Know-How durch Auslandserfahrungen bringen wir im Team ein, was unsere Zusammenarbeit vielfältig und spannend macht. Ob vor Ort am Fahrzeug oder von zu Hause am Laptop – unser Team ist sehr flexibel und arbeitet an den unterschiedlichsten Themen.

 „Für mich war es eine persönliche Herausforderung, aus meiner wissenschaftlichen Komfortzone herauszukommen. Doch ich finde es cool, etwas zu machen, das im Auto sofort erlebbar wird.“
„Für mich war es eine persönliche Herausforderung, aus meiner wissenschaftlichen Komfortzone herauszukommen. Doch ich finde es cool, etwas zu machen, das im Auto sofort erlebbar wird.“

Du selbst hast als Austauschstudentin aus China Elektrotechnik an der Leibniz Universität Hannover studiert. Was hat dich an dem Studiengang gereizt?

Technik und auch die Fächer Mathematik und Physik haben mich schon während meiner Schulzeit in China begeistert. Für mich war es keine Frage, dass ich mich mit dem Studium in diese Richtung bewege. Technische Vorgänge zu programmieren, zu steuern, zu automatisieren und zu regeln, finde ich faszinierend, gerade mit Blick auf smarte und intelligente Funktionen. Ich bin zur Erweiterung meines Horizonts auch für ein Austauschsemester nach Berkeley, USA, gegangen. In ingenieurwissenschaftlichen Bereichen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik wird dort sehr theoretisch gearbeitet und „in die Tiefe gebohrt“, hierzulande steht die anwendungsorientierte Forschung für technische Bereiche mehr im Vordergrund.

Nach deinem Studium bist du als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leibniz Universität geblieben und hast zur Optoelektronik, Aufbau- und Verbindungstechnik sowie Mikroproduktionstechnik geforscht. Was hat dich 2018 zur Automobilindustrie gebracht?

Die Realisation dessen, was wir mit unserem Forschungsprojekt zu großflächigen optoelektronischen Sensornetzwerken (z.B. bestehend aus Laserdiode) erreichen wollten, lag in ferner Zukunft – wie so oft in der Forschung. Das hat mir zwar sehr viel Spaß gemacht, ich wollte aber als Nächstes etwas Praktisches machen und konkrete Ergebnisse sehen. Die Automobilindustrie bot sich dafür an. Auch wenn ich die Branche gewechselt habe, kann ich inhaltlich aus der Forschung vieles mitnehmen. Ich bin immer noch im Ingenieurbereich und viele Prinzipien bleiben daher gleich. Für mich war es eine persönliche Herausforderung, aus meiner wissenschaftlichen Komfortzone herauszukommen. Doch ich finde es cool, etwas zu machen, das im Auto sofort erlebbar wird.

Und was macht für dich Mercedes-Benz als Arbeitgeber aus?

Bei Mercedes-Benz gibt es vielfältige Aufgaben – du findest immer etwas, bei dem du deine Talente zeigen und dich weiterentwickeln kannst! Ich war am Anfang im Forschungsbereich bei Future Technologies tätig. Das war für mich ein sehr guter Übergang von der Hochschule zur Industrie. Doch dann wollte ich das Fahrzeug richtig kennenlernen und bin deshalb in den Entwicklungsbereich gewechselt, wo ich jetzt sehr fahrzeugnahe Arbeit in der Serienentwicklung leisten kann.

Eine ganz andere Frage zum Schluss: Egal, wie digital dein Arbeitsalltag ist, was muss für dich weiter analog stattfinden?

Ich möchte weiterhin meine Kolleginnen und Kollegen sehen, ab und zu auch direkt im Büro. An solchen Tagen gehen wir immer gemeinsam Kaffee trinken oder zum Mittagessen. Auch der Austausch in der Teeküche – Wie geht es dir, was gibt es Neues? – ist mir wichtig. Miteinander analog ins Gespräch zu kommen, sollte immer möglich bleiben. Was ich aber wirklich toll finde ist, dass bei uns beides wunderbar möglich ist. Das ist ein großer Mehrwert in der Work-Life-Balance.

Yixiao ist in Cixi in der chinesischen Provinz Zhejiang geboren und aufgewachsen. Ende 2007 kam sie zur Fortsetzung ihres Elektroingenieurin-Studiums nach Deutschland an die Hochschule Hannover und machte ihren Masterabschluss an der Leibniz Universität Hannover. Dort promovierte sie und blieb als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschung, bis sie 2018 als Entwicklungsingenieurin zu Mercedes-Benz wechselte und mit ihrem Mann, den sie im Studium kennenlernte, nach Sindelfingen zog. Sie ist Mutter einer einjährigen Tochter, die sie derzeit so auf Trab hält, dass für Hobbies keine Zeit bleibt. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die junge Familie wieder zu ihren geliebten Reisen in spektakuläre Landschaften aufbricht. Yixiao hat dafür schon Island und die großen Nationalparks in den USA wie den Grand Canyon, den Yosemite und Yellowstone Park bereist und nächtelang auf die Polarlichter in Alaska gewartet.
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