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E-Mobilität auf dem Prüfstand: Hochspannende Tests an Batterien.

Naima Seddouk weiß genau, was Software für Batteriemanagementsysteme leisten muss. Damit die Batterien für die neuesten Elektrofahrzeuge von Mercedes-Benz auch in anspruchsvollen Situationen höchste Anforderungen an Sicherheit und Leistung erfüllen, testet sie mit ihrem Team die Software auf Herz und Nieren und bringt dabei die Applikationen mit leistungsstarken Prüfständen an ihre Grenzen. Warum bei Systemtests mit besonders hoher Spannung auch schon mal Hulk zum Einsatz kommt und was ihre Vorliebe für amerikanische Serien mit ihrem Start bei Mercedes-Benz zu tun hat, erzählt die Ingenieurin im Interview.

Frau Seddouk, auf was kommt es an, wenn Sie die Software der Batteriemanagementsysteme für die neue Generation an Elektrofahrzeugen bei Mercedes-Benz testen?

Eine ganze Menge (lacht). Batteriemanagementsysteme sind äußerst komplex. Die Software, die wir testen, muss teilweise bis zu 15.000 verschiedene Kriterien erfüllen, bevor sie in die Fahrzeuge kommt. Sicherheit und Leistungsfähigkeit stehen dabei natürlich im Fokus. Eine wichtige Aufgabe der Software ist beispielsweise zu verhindern, dass sich die Batteriezellen auch bei dauerhaft hoher Beanspruchung überhitzen. Dazu kommen ganz praktische Aufgaben, so berechnen die Applikationen während der Fahrt die verbleibende Batterieladung und auf der Basis wird die Reichweite ermittelt, die dem Fahrer dann angezeigt wird.

„Die Software, die wir testen, muss bis zu 15.000 Kriterien erfüllen, bevor sie in die Fahrzeuge kommt. Sicherheit und Leistungsfähigkeit stehen dabei natürlich im Fokus.“
„Die Software, die wir testen, muss bis zu 15.000 Kriterien erfüllen, bevor sie in die Fahrzeuge kommt. Sicherheit und Leistungsfähigkeit stehen dabei natürlich im Fokus.“

Und wie stellen Sie mit Ihrem Team sicher, dass die Software all diese Funktionen auch zuverlässig erfüllt?

Dafür entwickeln wir spezielle „Hardware in the Loop“-Prüfstande, die präzise auf das jeweilige Batteriemanagementsystem zugeschnitten sind. Damit können wir in unserem Labor jede einzelne Zelle der Batterie simulieren und checken, ob die Software richtig auf die verschiedenen Situationen reagiert. Unsere Tests gehen jedoch weit über die Belastungen hinaus, denen Batteriemanagementsysteme später in den Fahrzeugen auf der Straße ausgesetzt sind – wir bringen die Systeme also richtig an ihre Grenzen. Wenn wir Fehlfunktionen erkennen, spielen wir das an unsere Softwareentwickler zurück. Erst wenn die Software alle Anforderungen erfüllt, kommt sie wirklich an echte Batterien und später in die Fahrzeuge.

Wie können wir uns Ihr Testlabor vorstellen?

Unsere Systeme benötigen viel Platz, daher haben wir auch viel Fläche. Unsere Prüfstände können Sie sich wie riesige Spielekonsolen vorstellen, in den Racks blinken überall LEDs und es sind orangefarbene Verkabelungen zu sehen – da steckt viel Hightech drin. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scherzen immer und haben unseren Teststationen berühmte Namen gegeben. Für anspruchsvolle Tests kommt auch schon mal Hulk zum Einsatz – damit können wir sehr hohe Spannungen testen, das ist nicht ohne.

Erzählen Sie uns etwas mehr von Ihrem Team …

Wir sind insgesamt 17 Kolleginnen und Kollegen. Das Team teilt sich grob in zwei Fachrichtungen: Die Systemingenieurinnen und -ingenieure entwickeln die Prüfstände und Modelle. Und die Testingenieurinnen und -ingenieure konzipieren und begleiten die Versuche. Was mein Team ausmacht, ist die enge Zusammenarbeit. Jeder unterstützt jeden. Für mich als Führungskraft ist es wichtig, dass der Teamspirit passt und sich all meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und Spaß an der Arbeit haben. Wenn ich ein neues Teammitglied auswähle, kommt es neben dem Fachlichen ganz viel auf die Persönlichkeit an.

Stichwort „neues Teammitglied“: Wie sind Sie eigentlich zu Mercedes-Benz gekommen?

Eigentlich bin ich schon mein ganzes Berufsleben bei Mercedes-Benz. Ich komme ursprünglich aus Frankreich und habe Ingenieurwesen am École Polytechnique in Nantes studiert. Dann hatte ich die Möglichkeit, ein Praktikum bei Mercedes-Benz zu machen, und bin für meine Masterarbeit nach Stuttgart gekommen. Ich konnte damals noch kaum Deutsch und war ganz neu in einem fremden Land, aber jeden Tag ins Werk mit dem großen silbernen Stern über dem Tor zu gehen, war für mich einfach das Größte. Ich bin ja schon seit meiner Jugend in die Marke „Mercedes-Benz“ verliebt (lacht).

Können Sie uns diesen besonderen Link nochmal genauer erklären?

Das hat mit meiner Vorliebe für amerikanische Serien zu tun. In meiner Jugend war ich der wohl größte Fan von „Dallas“. Meine Lieblingsfigur in der Serie hatte beispielsweise einen tollen roten Mercedes SL - ein unvergleichliches Fahrzeugmodell. Die Autos von Mercedes-Benz haben einfach ihre eigene Klasse und Eleganz. Ich habe mir gesagt: Irgendwann willst du für diese Firma arbeiten – und so kam es dann zum Glück auch.

Nach Ihrem Studium waren Sie dann auf verschiedenen Stationen in der Motorenentwicklung. Wie kam Ihr Wechsel zur Elektromobilität?

Das stimmt. Direkt nach meiner Masterarbeit war ich unter anderem bei der Auslegung der Grundmotoren für unsere Pkw- und Nutzfahrzeugmodelle tätig. Später wurde ich dann Teamleiterin für die Konzeptbewertung des Antriebstrangs unserer hybriden und rein elektrischen Fahrzeuge. So habe ich mich schrittweise an das Thema Elektromobilität herangetastet. Das Thema hat für mich als Ingenieurin einen ganz besonderen Reiz: Elektro-Antriebe und Digitalisierung sind für eine nachhaltigere Zukunft der Mobilität entscheidend …

Und beide Themen sind relevante Säulen der Mercedes-Benz Unternehmensstrategie!

Ganz genau. Und die Potenziale von E-Mobilität und Digitalisierung lassen sich am besten nutzen, wenn beides Hand in Hand geht. Dieser übergreifende Ansatz wird bei Mercedes-Benz gelebt und mit der Unternehmensstrategie noch vertieft. Ein Beispiel: Vor zwei Jahren habe ich gemeinsam mit Kollegen aus ganz verschiedenen Bereichen das Projekt #Batterydata ins Leben gerufen. Damit werten wir die Batteriedaten aus, die unsere Fahrzeuge auf den Straßen liefern, natürlich unter hohen Datenschutzstandards. Mit den Ergebnissen haben wir eine solide Basis, um die Software- und Hardwarekomponenten unserer Batteriesysteme weiter zu verbessern. Alles dank Digitalisierung. Und mit MB.OS schaffen wir gerade die Voraussetzung, um den nächsten großen Entwicklungsschritt zu gehen.

Zum Schluss haben wir noch eine persönliche Frage für Sie: Wer aus Ihrem näheren Umfeld hätte Ihrer Meinung nach einen Preis verdient – und wofür?

Das wäre ganz klar meine Mutter. Sie hat mich und meine Geschwister alleine großgezogen und musste gleichzeitig irgendwie für unseren Lebensunterhalt sorgen. Wir mussten sogar mehrfach umziehen: Ich bin in der Bretagne geboren und später sind wir nach Nantes gezogen. Das war sicher nicht einfach. Trotzdem ist sie immer positiv geblieben. Es inspiriert mich bis heute, wie sie das alles geschafft hat. Einen Preis für ihr Lebenswerk, das hätte Sie wirklich verdient.

Geboren in der Bretagne ist Naima Seddouk (44) schon immer fasziniert von Technik – bereits als Kind kann sie sich beim Spielen neben Puppen auch für Flugzeuge und Modellautos begeistern. In ihrer Schulzeit entdeckt sie ihre Vorliebe für Naturwissenschaften und entscheidet sich schließlich für ein Ingenieursstudium an der École Polytechniques in Nantes. Für ihre Masterarbeit bei Mercedes-Benz zieht Naima Seddouk nach Stuttgart und ist anschließend auf verschiedenen Positionen in der Motorenentwicklung tätig. Wenn Sie heute mit ihrem Team nicht gerade dafür sorgt, dass die Software für die Batteriemanagementsysteme für die neuesten Elektrofahrzeuge von Mercedes-Benz höchsten Anforderungen entsprechen, liebt sie es, Zeit in ihrem Garten zu verbringen. Beim Pflegen ihrer Pflanzen kann Sie am besten abschalten.

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