Betrachtet ihr nur die Interaktion zwischen Mercedes-Benz und einem Anbieter oder werden Lieferanten auch zueinander in Beziehung gesetzt?
Sowohl als auch. Natürlich beziehen wir alle Lieferanten ein, die uns zum Beispiel mit einem bestimmen Bauteil oder Materialien beliefern könnten. Allerdings schauen wir uns nicht nur das sogenannte Lieferantenset, sondern jeden unserer potenziellen Partner ganz individuell an: Sind die Angebote der Lieferanten vollständig und vergleichbar? Welche Stärken und Schwächen haben sie? Wie können diese bewertet und in der Vergabeentscheidung berücksichtigt werden? Es geht nicht nur um die finanzielle Optimierung, sondern auch um die Einbeziehung von Unterschieden in den angebotenen Produkten, wie zum Beispiel Gewichts- oder Leistungsdaten. Es gewinnt nicht immer der kostengünstigste Anbieter, sondern der, der das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Wir beraten die Facheinkäufer dabei über viele Monate hinweg – nicht nur in Bezug auf spieltheoretische Gesichtspunkte, sondern unterstützen auch bei internen Prozessen und im Stakeholder Management.
Du begleitest für die Vergabesteuerung Projekte in wechselnden Tandems und in verschiedenen Teamkonstellationen. Wie wichtig sind für dich Agilität und Perspektivenwechsel?
Extrem wichtig! Das ist ein großer Vorteil in der Zusammenarbeit. Es macht viel Spaß, in wechselnden Tandems zu agieren und einen anderen Blick auf die Herausforderungen und Lösungsansätze zu gewinnen. Wir sind permanent in sehr intensivem Austausch, auch mit anderen Teamkolleginnen und -kollegen außerhalb des Tandems. Das ist auch notwendig, weil die Anwendung der Spieltheorie im Einkauf hochkomplex ist und viele Perspektiven einbezogen werden, um unterschiedliche Erkenntnisse zu gewinnen. Wir teilen unsere Ideen gerne gemeinsam im Team, um alle möglichen Herausforderungen zu adressieren.
Und wie können wir uns dein Team konkret vorstellen?
Wir sind ein relativ junges und sehr heterogenes Team. Aber wir haben auch gemeinsame Interessen und nach Feierabend unternehmen wir auch mal etwas zusammen. Das ist sehr positiv für die Zusammenarbeit. Bei uns arbeiten Menschen mit betriebs-/volkswirtschaftlichem oder technischem Hintergrund und Praxiserfahrung im Facheinkauf oder im akademischen Umfeld. Wir ergänzen uns in unseren Kompetenzen. Ich selbst komme aus der Unternehmensberatung und habe mich dort um Digitalisierungsthemen im Einkauf gekümmert. Bei den Online-Tools, die wir nutzen, habe ich zum Beispiel Funktionalitäten hinzugefügt, um Arbeitsweisen zu verbessern. Wenn wir ein Projekt abschließen, teilen wir unsere gewonnenen Erfahrungen mit dem ganzen Team – die positiven Erkenntnisse ebenso wie die Herausforderungen bei der Vergabe.
Wie läuft deine cross-funktionale Zusammenarbeit bei Mercedes-Benz?
Wir sind natürlich in unserer Beratungstätigkeit von Facheinkäuferinnen und Facheinkäufern näher am Einkauf als an anderen Funktionen. Dennoch ist es sehr wichtig, die Perspektiven anderer Funktionen miteinzubeziehen, um den besten Lieferanten zu nominieren. Dafür spreche ich zum Beispiel auch mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Qualität, technische Entwicklung oder Logistik. Ich mag es, in die gesamten Unternehmensprozesse eingebunden zu sein und zu sehen, wie die Zahnräder ineinandergreifen.