Bequem, schnell und schmerzfrei – so ungefähr lassen sich die Vorteile des Röntgens beschreiben. Wenn man wissen möchte, ob im menschlichen Körper alles stimmt, vertraut man daher seit rund 120 Jahren auf die Entdeckung von Wilhelm Conrad Röntgen. Immer häufiger kommt die Technologie auch in der Industrie zum Einsatz - etwa bei der Fahrzeugsicherheit von Mercedes-Benz.
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik Ernst-Mach Institut (EMI) in Freiburg testet Mercedes-Benz Fahrzeugsicherheit im Tech Center "i-protect" erstmals den Einsatz von Röntgentechnologie bei Crashversuchen.
Mittels Ultrakurzzeit-Röntgentechnologie werden während eines Crashtests Standbilder von definierten Bereichen der Karosserie und des automobilen Innenlebens produziert - in Sekundenbruchteilen und gestochen scharfer Qualität. Damit lässt sich das Verhalten sicherheitsrelevanter Bauteile und sogar ihr Inneres genau untersuchen. Die Bilder können anschließend mit computergestützten Simulationsmodellen zusammengeführt werden. Somit wird die Prognosequalität von Crashsimulationen erhöht.
Interdisziplinäre Forschungskooperation
Das Tech Center „i-protect“ wurde im Jahr 2016 unter anderem von der Mercedes-Benz AG gegründet. Es ist eine Kooperationsplattform für Forschung zu nachhaltigen Lösungen im Bereich der integralen Sicherheit für die Mobilität der Zukunft. Partner sind die Robert Bosch GmbH, die Universität Stuttgart, das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM, das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI) Freiburg, die Technische Universität Dresden, die Technische Universität Graz und das Klinikum Stuttgart.
Innenraumbeobachtung auf neuem Level
Neben der Analyse der Verformung von Karosserie und Bauteilen geht es im Tech Center „i-protect“ auch um alternative Rückhaltekonzepte. Hier sind interdisziplinäre Teams aktiv, um den Herausforderungen neuer Mobilität, beispielsweise des hochautomatisierten Fahrens, zu begegnen: Gemeinsam suchen Wissenschaft und Praxis Antworten auf die Frage, welche neuen Ansätze der Innenraumbeobachtung und Insassenklassifizierung die passive Sicherheit verbessern können
Ein Beispiel: Wo bisher die altgedienten „Dummys“ mit CAE (Computer Aided Engineering) zum Einsatz kamen, nutzt man nun das sogenannte digitale Menschmodell (Human Body Model). Diese Modell stellt sowohl die Mechanik des Dummys als auch den menschlichen Körper und sogar dessen Muskelbewegungen digital nach. Damit lassen sich Effekte untersuchen, die mit der Hardware eines Dummys nicht gemessen werden können. Eine wichtige Technologie also, um Innovationen auf dem Gebiet der Sicherheit voranzutreiben.