Thorsten Haber, Personalleiter im Mercedes-Benz Customer Assistance Center in Maastricht.

Thorsten Haber im Interview

„Mit Pride zeigen wir, dass alle Menschen willkommen sind“.

Im Pride-Monat Juni demonstrieren weltweit queere Menschen für Akzeptanz, Toleranz und gegen Diskriminierung. Wir haben mit einem Kollegen gesprochen, der sich schon vor vielen Jahren geoutet hat: Thorsten Haber, Personalleiter im Mercedes-Benz Customer Assistance Center (CAC) im niederländischen Maastricht. Im Interview erzählt Thorsten, warum Pride für ihn wichtig ist und weshalb er sich jeden Monat aufs Neue bei der Arbeit outet.

Wann hast Du dich im beruflichen Umfeld als schwul geoutet?

Ich bin im beruflichen Umfeld von Anfang an offen damit umgegangen. Auch in Vorstellungsgesprächen, wie etwa für meinen jetzigen Job. Ich sage dann nicht ‚Übrigens, ich bin schwul‘, sondern erzähle von meinem Partner Julian und mir.

Warum hast Du dich für ein Outing entschieden?

Ich möchte mich nicht verstellen müssen. Und ich habe festgestellt, dass es für mich einfacher ist. Ich kann dann mein Gegenüber besser einschätzen und mögliche negative Reaktionen für das zukünftige Miteinander antizipieren. Denn machen wir uns nichts vor: Ich bin mir bewusst, dass mein Outing manchmal auch eine Herausforderung für die Person ist, gegenüber der ich mich oute. Mit Schwul-sein konfrontiert zu sein, löst für viele auch in der heutigen Zeit noch immer etwas aus. Daher brauche ich für mich das Gefühl, dass mein tägliches Umfeld okay ist. Außerdem gibt es dann auch keine Gerüchte. Ich bin froh, dass ich für mich die klare Entscheidung getroffen habe: Ich mach’s. Ich oute mich bei der Arbeit übrigens jeden Monat aufs Neue.

Inwiefern?

Als Personalleiter begrüße ich jeden Monat die neuen Mitarbeitenden bei uns im CAC in Maastricht. Ich oute mich da bewusst, weil ich es wichtig finde, dass die Beschäftigten wissen, dass es okay ist, wenn man einer Minderheit angehört. Aus der Belegschaft höre ich oft, dass queere Personen froh sind, dass ich das so offen anspreche. Und wir sind ja nicht die einzige Minderheit. Manche treten nicht so in den Vordergrund. Deshalb ist es gut, dass so etwas wie Pride und der Diversity Day existieren. Es ist eben nicht alles selbstverständlich. Und wir sind nicht alle gleich. Deshalb versuche ich, meinen sichtbaren Beitrag zu leisten.

Hast Du im Arbeitsumfeld auch mal negative Rückmeldungen bekommen?

Zum Glück nicht. Ich persönlich fühle mich hier im Unternehmen unheimlich unterstützt.

Was würdest Du jemanden raten, der sich mit dem Gedanken trägt, sich zu outen?

Als erstes würde ich versuchen, das Umfeld der Person zu ergründen und fragen: Was hindert Dich? Was beschäftigt Dich in dem Zusammenhang? Dann würde ich Mut machen und fragen, was das Schlimmste wäre, was passieren könnte. Klären, ob vielleicht die Angst dahintersteckt, gemobbt oder nicht befördert zu werden? Und ich würde fragen: Was glaubst Du, wie viele Leute das schon ahnen? Welche Reaktionen erwartest Du von denen, die es erfahren würden? Ich glaube, dass Du mit Deinem Outing für Dich selbst etwas gewinnst: Du schaffst damit eine gewisse Sicherheit. Denn solltest Du tatsächlich wegen Deiner sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität gemobbt oder diskriminiert werden, wird das transparenter und findet sozusagen auf offener Bühne statt. Alle wissen dann, dass Dich hier jemand mobbt. Und da ziehen wir als Unternehmen eine ganz klare Grenze: Mobbing dulden wir nicht!

Was können wir alle für queere Personen tun?

Wir können jede Person so nehmen, wie sie ist. Die Person integrieren, egal ob während der Arbeit oder in der Mittagspause. Wir können zeigen, dass es keine Rolle spielt, wen wir lieben oder welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen.

Mercedes-Benz beteiligt sich auch in diesem Jahr wieder bei zahlreichen Pride-Demonstrationen.

Für mich ist es wichtig, dass wir als Unternehmen und als Beschäftigte an Pride-Demonstrationen teilnehmen und zeigen, dass alle Menschen willkommen sind. Dass wir diese Unterschiedlichkeit, die wir alle haben, fördern und nutzen wollen für das Miteinander. Die Pride-Events sind keine reine Spaß-Veranstaltung, als die sie manche sehen, sondern eine Demonstration. Deshalb geht es auch darum, zu zeigen: Wir haben in einigen Ländern schon manches erreicht, es gibt aber auch noch einiges zu tun.

Gibt es eine Pride-Parade, die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich war in den letzten Jahren mit Mercedes auf mehreren Prides. Und ich kann sagen, dass ich auf allen Veranstaltungen unheimlich tolle Menschen kennengelernt habe, queer und nicht queer. Es ist immer ein großartiges Miteinander, auch über die Standorte hinweg. Ich würde mir wünschen, dass das Unternehmen seine Präsenz auf Pride Paraden ausbaut – auch in der Nähe kleinerer Standorte. Uns als Mercedes-Benz Team kann ich nur dazu aufrufen, sich zu beteiligen und mitzulaufen. Dann merkt man umso mehr, wofür man einsteht.

Was wünschst Du Dir für queere Beschäftigte?

Nicht mehr als für alle anderen auch. Ich wünsche mir für uns alle, dass wir im Austausch sind und bleiben, dass wir miteinander sprechen und nicht übereinander. Dass wir offen sind und ehrlich im Umgang und voreinander Achtung haben. Dass wir Vielfalt akzeptieren und stärker leben. Und dass wir mit diesen Werten als Gemeinschaft und als Unternehmen erfolgreich sind.

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