Nachhaltige Produktion im Mercedes-Benz Werk Rastatt.

Mit der „Ambition 2039“ beschreibt Mercedes-Benz den Weg zu nachhaltiger Mobilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dass Grüne Produktion schon auf Werksebene anfängt, zeigt ein neuer Energie- und Umweltinfopfad im Mercedes-Benz Werk Rastatt.

Wie riesige Versorgungsadern durchziehen Rohre die Energiezentrale des Mercedes-Benz Werkes Rastatt. Sie schlängeln sich in die Nachbargebäude hinein, speisen Produktionsanlagen mit Wärme, Kälte, Strom und Druckluft. "Alles, was wir hier tun, dreht sich um zwei große Stellhebel: Energie effizient erzeugen und Energieverbrauch reduzieren“, erklärt Heiko Engel, der zum Energieteam des Werkes gehört. Mit Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmeräder oder Wärmerückgewinnung steigern er und seine Kollegen die Effizienzwerte in jedem Jahr erneut – und jede Nachkommastelle ist ein Gewinn.

Heiko Engel (Energiemanagement Aufbauwerke), Verena Mecke (Arbeits- und Umweltschutzmanagement) und Ralf Clemens (Energiemanagement Aufbauwerke).
Heiko Engel (Energiemanagement Aufbauwerke), Verena Mecke (Arbeits- und Umweltschutzmanagement) und Ralf Clemens (Energiemanagement Aufbauwerke).

Die Erfolge dieser Verfahren geben der Energiemannschaft kräftig Rückenwind. Seit 2011 konnte der Standort den spezifischen CO₂-Ausstoß pro Fahrzeug in der Produktion um fast die Hälfte reduzieren, macht Heiko Engel deutlich. Das nächste große Projekt steht bereits an: 2022 soll der Strom in Rastatt, wie auch in den anderen europäischen Mercedes-Benz Werken, aus regenerativen Quellen wie Wind, Solar und Wasserkraft stammen. Es ist einer der Meilensteine der Initiative "Ambition2039", mit der Mercedes-benz die Transformation zur emissionsfreien Mobilität vorantreibt. Dazu gehören Ressourcenschonung und eine umfassende CO₂-Reduktion, angefangen bei den Rohstoffen über die Lieferkette und Produktion bis hin zur Nutzungsphase und zu Recyclingkonzepten.

Digital unterwegs auf dem Umweltinfopfad

Der Prozess hin zu nachhaltiger Produktion umfasst zahlreiche Maßnahmen. Am Beispiel des Mercedes-Benz Werkes Rastatt wird klar, wie das konkret aussehen kann. Heiko Engel und ein Team von Umweltexperten machen dort alle Maßnahmen, die sie auf den Weg bringen, mit einem Energie- und Umweltinfopfad transparent. Das Besondere: Mitarbeiter und Besucher können den Pfad durch das Werk zu Fuß und auch virtuell über die Projektwebseite begehen – und somit ihr Umweltbewusstsein auf mehreren Erlebnisebenen schärfen.

Wie funktioniert das? Am Standort sind sieben Stelen zu jeweils einem Umwelt- oder Energiethema aufgestellt. Unübersehbar unter dem Titel ist ein großer QR-Code generiert. „Einfach das Handy vorhalten, scannen und die Seite über den QR-Code laden“, erklärt Heiko Engel, der das Pfad-Programm gemeinsam mit Kollegen aus dem Umweltschutzmanagement konzipiert hat. Der User erhält dann über Grafiken, Fotos und Texte Einblicke in Technologien und Verfahren, die üblicherweise schwer zugänglich sind.

Heiko Kärst, Arbeits- und Umweltschutzmanagement.
Heiko Kärst, Arbeits- und Umweltschutzmanagement.

Seit 2012 treibt Mercedes-Benz nachhaltige Produktion voran

Neben Heiko Engel gehört auch Ralf Clemens zu den Experten des Energie- und Umweltinfopfades. Er ist Leiter des Energieteams in Rastatt und zudem verantwortlich für das Energiemanagement der Pkw-Aufbauwerke Bremen, Sindelfingen und Kecskemét in Ungarn.

„Nachhaltige Produktion – oder auch Green Production – ist keine Erfindung der Gegenwart, wir verfolgen das Projekt bereits seit 2012 über alle Produktionsstandorte hinweg. Das heißt, wir spüren Verbesserungspotenziale auf, die insbesondere im Bereich Energie, CO₂-Reduktion, Wasser und Abfall liegen und gehen sie an."

Planer und Betreiber an allen Standorten identifizieren Projekte und setzen die Maßnahmen europaweit um. In der Praxis ist der Neubau der ‚Factory 56‘ im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen ein Vorzeigeprojekt. Denn die neue Fabrik wird bereits bei Inbetriebnahme CO₂-neutral sein und zu hundert Prozent mit Grünstrom versorgt. Zudem stellt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach selbst erzeugten Strom für die Halle bereit.

Auch weitere Mercedes-Benz Werke verwirklichen bereits hocheffiziente Energiekonzepte, so wie Rastatt in der neuen Rohbauhalle. Im Einsatz sind eine doppelt genutzte Wärmepumpe zur Beheizung und Kälteerzeugung sowie optimierte Lüftungssysteme. Der Effekt: Null Prozent fossiler Brennstoffe beim Heizen der Halle.

Kleine und große Maßnahmen – alles hilft, das Ziel zu erreichen

Zurück auf dem Energie- und Umweltpfad wird deutlich, dass nachhaltige Produktion ein Zusammenspiel vieler großer und kleiner Elemente ist. Heiko Engel nennt als Beispiel den Einsatz von Ammoniak in einer der Kompressionskältemaschinen, an der wir gerade vorbeigehen. „Es ist eines der besten natürlichen Kältemittel, weil es die Ozonschicht nicht schädigt“, erklärt er. Noch schnell in die Webseite geschaut, erfahren wir, dass die energieeffiziente Kälteanlage mit Ammoniak außerdem 1.300 Tonnen Einsparung von CO₂-Emissionen bringt. Und selbst Verluste lassen sich noch nutzen, etwa in der Drucklufterzeugung. Die starken Druckluftverdichter haben mit 20 Prozent eigentlich nur einen geringen Wirkungsgrad. Das Energieteam stellte die Kompressoren auf Hochtemperaturkühlung um, wodurch sich die Kühlwassertemperatur auf bis zu 78 Grad Celsius erhöht. Mit dieser nutzbaren „Abwärme“ werden zum Beispiel Gebäude wie das Kundencenter geheizt.

Umweltschutz in der Praxis

Nachhaltige Produktion umfasst auch den bewussten Umgang mit Wasser, Abwasser und Abfall. Für diese Themen hat das Rastatter Umweltschutz-Team um Verena Mecke und Heiko Kärst ebenfalls zahlreiche Praxisbeispiele für den Umweltinfopfad zusammengestellt. „Mein Wunsch ist es, Kollegen und Besucher für den Schutz der Umwelt zu begeistern“, sagt Verena Mecke. Dabei rennt die Leiterin des Umwelt- und Arbeitsschutzmanagements offene Türen ein, denn immer mehr Kollegen und Kunden interessieren sich für Nachhaltigkeitsthemen. Sie profitieren nun von dem Zusammenspiel von Werksführung und der Webseite und erhalten außerdem noch jede Menge Tipps zum achtsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Beispielsweise beim Umgang mit Wasser. „Wir klären das“ heißt die blaue Stele neben der Wagenwaschanlage. Dort entsteht viel Schmutzwasser, das Öl und Schadstoffe enthalten kann. „Dieses Wasser muss vorbehandelt werden, bevor wir es in den Kreislauf zurückführen“, erläutert Umweltexperte Heiko Kärst. Wir können diesen Vorgang nicht sehen, aber die Webseite zeigt ihn uns in einer Grafik: Die schweren Bestandteile des Abwassers sinken in einem großen Becken auf den Boden ab, die leichten schwimmen obenauf. Unterstützt von einem Abscheider verschmelzen sie langsam zu kompaktem Ölschlamm, der regelmäßig entsorgt wird.

Die Trennung von Öl und Wasser

Dieses Abscheiderprinzip wirkt auch in den Regenklärbecken, in die das Wasser von den Werkstraßen, Parkplätzen und Dächern fließt. Der schmutzige Teil mit den herabgesunkenen Sedimenten von der Straße kommt zur kommunalen Kläranlage, und das unbelastete Regenwasser fließt in den Riedkanal, der in einem ehemaligen Altarm des Rheines verläuft. Auch jeder einzelne könne etwas beitragen, sagt Heiko Kärst, etwa den privaten Wagen in Waschanlagen mit Abwasservorbehandlung reinigen und klar: Wasser sparen!

Bodenschutz – Absicherung nach unten

Um das Rastatter Grundwasser vor gefährlichen Stoffen zu schützen, ist im Werk die Fläche eines kleinen Fußballfeldes mit einem Schutzsystem versehen. Diese „Absicherung nach unten“ ist besonders wichtig, denn der Abstand zum Grundwasser beträgt hier nur 3,5 Meter, erklärt Heiko Kärst. Wir stehen am Tanklager für technische Flüssigkeiten auf der so genannten Entladetasse, die eher einer breiten Wanne gleicht. Ginge beim Entladen eines Tanklasters etwas daneben, bliebe das Benzin in der zehn Kubikmeter großen Wanne liegen statt zu versickern – einer mehrlagigen Spezialbeschichtung sei Dank.

Was Flechten über die Luftqualität aussagen

Ob kleine oder große Maßnahmen – für alles bietet der Pfad Infos, die laufend aktualisiert werden. Noch schöner ist es, an einem echten Baum den Zustand des Rastatter Ökosystems zu studieren. „Der Baum, vor dem wir gerade stehen, wurde Anfang 1992 beim Bau des Standorts gepflanzt und ist mit dem Werk gewachsen“, erklärt Heiko Kärst. Die Strauchflechten an seinem Stamm sind Langzeit-Bioindikatoren für die Luftqualität im Werk. Bewertungen mit externen Forschungspartnern zeigen einen guten Zustand der Flechten, was anzeigt, dass die Emissionswerte auf dem Werksgelände als „niedrig“ und „unbedenklich“ einzustufen sind.

Kontinuierlich neue Verfahren, Methoden und Technologien für den Umweltschutz bei Mercedes-Benz einzusetzen macht Sinn – und bringt das Unternehmen voran. In Rastatt und in den anderen Mercedes-Benz Werken. Neben der Zertifizierung des Energiemanagements nach ISO 50001 und des Umweltmanagements nach ISO 14001 beteiligt sich Rastatt, wie auch die anderen Pkw-Werke, freiwillig am Öko-Audit-System (EMAS) und wird jährlich von einem externen Auditor zertifiziert.

„Wir agieren nicht losgelöst vom Rest der Welt. Wir wollen als Industrie-Unternehmen ein guter Arbeitgeber und Nachbar in Rastatt sein“, sagt Verena Mecke. „Unsere Webseite und unser Umweltinfopfad informieren darüber, was wir wie tun. Wir wollen damit rüberbringen, dass Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch sein müssen. Aber auch, dass wir ein Bewusstsein dafür haben – und weiter schärfen wollen – wieviel man selber zu Energieeffizienz und umweltschonendem Handeln beitragen kann. Sowohl im großen Maßstab eines Automobilwerks als auch zuhause“.

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Vollelektrische Mobilität und nachhaltigere Produktion – mit dieser Vision engagieren wir uns für Umwelt- und Klimaschutz sowie Luftreinhaltung.

Mercedes-Benz Ambition 2039.

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Mit diesem Kernelement unserer nachhaltigen Geschäftsstrategie haben wir die Weichen für einen holistischen Ansatz in Richtung Klimaschutz gestellt.

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