Das heißt natürlich nicht, dass der reale VISION EQXX mit seinen beiden Piloten einfach ins Blaue fuhr. Etwas früher noch war in Sindelfingen im „Mission Control Center“ der „digitale Zwilling“ gestartet. Der digitale Zwilling ist ein „Software in the loop“-Simulationstool, das in Echtzeit mit Daten zu Wetter und Verkehr auf der Strecke gefüttert wird und dem realen Wagen immer eine Stunde „vorausfuhr“. So wusste die Crew im Mission Control Center ständig, was den VISION EQXX auf der Strecke erwartet. Neben dem digitalen gab es zudem noch einen „realen Zwilling“, in Anlehnung an die E-Mobilitätsplattform MMA von Mercedes liebevoll eMMA genannt. Als Aggregateträger diente ein schwarzer EQB 250 , der fest auf einem Prüfstand in Sindelfingen stehend, zeitgleich mit dem VISION EQXX die Strecke „abfuhr“. „Wir konnten so – wie in der Formel 1 – parallel den Antriebsstrang und die Daten aller Systeme verfolgen und zugleich viele Entwickler mit auf die Reise nehmen“, erzählt Tim Wölfel. Etwa 25 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen, die an der Entwicklung beteiligt waren, saßen am Premierentag im Mission Control Center und werteten die Live-Daten aus, um – falls nötig – einzugreifen.
„Einen heiklen Moment gab es tatsächlich, das war bei der Anfahrt zum Gotthardtunnel, als sich der DCDC-Wandler des VISION EQXX kurzzeitig verabschiedete“, erzählt Projektleiterin Jasmin Eichler. Zur Erklärung: Der DCDC-Wandler verbindet die Hochvolt-Batterie mit dem 12-Volt-Bordnetz und speist dieses. Wenn der Wandler ausfällt, leert sich die 12-Volt-Batterie. Der Wagen muss anhalten. „Wir haben früh gemerkt, dass etwas nicht stimmt, die Daten analysiert und uns in einer kleinen Gruppe zusammengesetzt, auch mit Kollegen von der Formel 1 und Formel E, die unglaublich schnell in der Problemlösung sind. Wir hatten in den Tests davor auch immer mal wieder überlegt, was wir in einem solchen Fall tun könnten.“ Beim DCDC-Wandler haben die Experten sich für einen Neustart entschieden. Fahrer und Beifahrer im VISION EQXX wurden über den Plan informiert. „Da kam, muss ich sagen, schon ein wenig Spannung auf“, erzählt Tim Wölfel. „Zum Glück kam im richtigen Moment eine rote Ampel“, ergänzt Jasmin Eichler. Das System konnte neu gestartet werden und die Fahrt ohne Probleme weitergehen.