Die Geburt des Mercedes-Sterns.

Während Benz & Cie. ihr Warenzeichen letztlich nur modifizieren, stellt die DMG dem Mercedes-Schriftzug 1909 ein ganz neues Logo zur Seite: Alfred von Kaulla, Aufsichtsratsvorsitzender der Daimler-Motoren-Gesellschaft, regt die Suche nach einem einprägsamen, gut zu erkennenden Symbol für die Marke der Mercedes-Personenwagen an.

Die entscheidende Idee haben Paul und Adolf Daimler, die Söhne des im Jahr 1900 verstorbenen Unternehmensgründers: Sie adaptieren einen dreizackigen Stern als Markenzeichen. Mit einem solchen Symbol hatte ihr Vater Gottlieb Daimler in seiner Zeit als technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz das Wohnhaus der Familie auf einer Postkarte mit einer Deutzer Stadtansicht markiert. Am 24. Juni beantragt die DMG Gebrauchsmusterschutz für eine plastisch gezeichnete Ausführung des Symbols.

Die Grundidee: Der Daimler-Dreizack-Stern aus dem Jahr 1909. Vorlage soll eine Markierung von Gottlieb Daimler auf einer Stadtansicht von Deutz gewesen sein, als er dort tätig war.
Die Grundidee: Der Daimler-Dreizack-Stern aus dem Jahr 1909. Vorlage soll eine Markierung von Gottlieb Daimler auf einer Stadtansicht von Deutz gewesen sein, als er dort tätig war.

Zugleich lassen sich die Stuttgarter auch einen Stern mit vier Strahlen schützen. Eingesetzt als Markenzeichen auf dem Kühler der Mercedes-Fahrzeuge wird jedoch vom Jahr 1910 an nur das dreistrahlige Symbol. Seine Arme stehen für den Einsatz der Daimler-Motoren in Landfahrzeugen, in Schiffen und in der Luftfahrt. Der vierzackige Stern wird in den 1980er Jahren zum Markenzeichen der Deutschen Aerospace AG (DASA) und gehört heute zum Logo der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS).

Der Mercedes-Stern kommt in den ersten Jahren noch ohne umschließenden Ring zum Einsatz. Er ziert vor allem die Kühler, teils aber auch die Seiten der Motorhauben an Mercedes-Personenwagen, oft noch verbunden mit dem „Mercedes“-Schriftzug. Ein typisches Bild sind zwei Mercedes-Sterne, die sich auf beiden Seiten des charakteristischen Spitzkühlers gegenüber liegen.

Sternenhimmel am Spitzkühler: Mercedes-Benz 630, 24/100/140 PS.
Sternenhimmel am Spitzkühler: Mercedes-Benz 630, 24/100/140 PS.

Evolution eines Markenzeichens

Auf räumliche Wahrnehmung ist dieses Logo schon 1909 ausgelegt: Die Ausführung des gezeichneten Sterns mit hellen und schwarzen Flächen suggeriert eine plastische Form, die von links oben beleuchtet wird, sodass ein interessantes Spiel von Licht und Schatten entsteht. Entsprechend wird auch der dreidimensionale Stern ausgeführt, den die DMG-Monteure auf Kühlern und Motorhauben anbringen.

Neue Formensprache: Daimler-Dreizack-Stern mit Kreis, 1916.
Neue Formensprache: Daimler-Dreizack-Stern mit Kreis, 1916.

Die Kombination des Sterns mit einem breiten Ring und dem Schriftzug „Mercedes“ nimmt 1916 bereits Elemente des späteren Markenzeichens von Mercedes-Benz vorweg. Vier kleine Sterne in dem runden Band wiederholen dabei das Thema des zentralen Symbols.

Im Mai 1921 meldet die DMG dann einen plastischen Stern im Ring als Markenzeichen an – ausdrücklich auch für den Einsatz als dreidimensional ausgeführte Kühlerfigur. Am 2. August 1923 wird das entsprechende Warenzeichen eingetragen. In dieser neuen Position auf dem Kühlerverschluss ist der aufrecht frei stehende Stern viel besser zu erkennen als die Reliefs auf dem Kühler, die meist im selben Metall wie ihre Unterlage hergestellt sind – das sieht zwar gediegen aus, ist aber bei schneller Fahrt für den Betrachter schwer zu erkennen.

Die Vereinigung

Farbvariante: Nach der Fusion der Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie. wurde 1926 ein die Gemeinsamkeit der beiden Firmen betonendes Warenzeichen geschaffen. Vom Benz-Symbol wurde der Lorbeerkranz übernommen, von der DMG der Dreizack-Stern.
Farbvariante: Nach der Fusion der Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie. wurde 1926 ein die Gemeinsamkeit der beiden Firmen betonendes Warenzeichen geschaffen. Vom Benz-Symbol wurde der Lorbeerkranz übernommen, von der DMG der Dreizack-Stern.

1925 werden Stern und Lorbeerkranz in ihren aktuellen Versionen zum neuen Signet der Marke Mercedes-Benz vereinigt. Die Anmeldung des Logos als Warenzeichen am 18. Februar 1925 und der Wortmarke Mercedes-Benz am 25. April desselben Jahres nimmt die Fusion beider Marken im Jahr 1926 vorweg. Die beiden Schutzmarken werden am 3. September 1926 und am 7. Oktober 1927 für die neue Daimler-Benz AG in die Zeichenrolle eingetragen.

Der Umriss des neuen Symbols nimmt die Kreisform der beiden Vorgängerzeichen auf, prominent ist weiterhin der zentrale Mercedes-Stern. Der dazu gehörende „Mercedes“-Schriftzug wandert vom unteren Rand des Rings nach oben, an seiner Stelle steht nun „Benz“. Die beiden Lorbeerzweige des Mannheimer Markenzeichens verdrängen die kleinen Mercedes-Sterne. Die Zweige wurzeln in direkter Nachbarschaft zu den Buchstaben B und Z, während sie die Spitzen nach dem M und S der neuen Schwestermarke ausstrecken.

Mit diesem Entwurf ist 1926 ein komplexes Markenzeichen entstanden, das von den Ansprüchen der beiden Automobilhersteller an ihre Produkte spricht und zugleich ein Stück Unternehmens- und Markengeschichte erzählt. 1933 meldet Mercedes-Benz dann eine verschlankte Form des Markenzeichens an, die aus einem dünnen, schwarzen Reif besteht, in dem die schwarze Silhouette des Mercedes-Sterns zu sehen ist.