Wie sieht es langfristig beim Thema Batterie aus?
Christopher Gerdes: Wir brauchen Klarheit darüber, woher wir die großen Mengen an grünem Strom beziehen, die wir für die Energie- und Mobilitätswende benötigen. Als Hersteller müssen wir auch Antworten auf den wachsenden Bedarf an Elektrobatterien, entsprechenden Rohstoffen und deren Verwertung am Ende des Lebenszyklus geben. Unser Ziel ist hier die Circular Economy, denn der Bedarf an Energiespeichern ist gewaltig, nicht nur in unserem Segment. Daraus resultieren technologische Fragestellungen, zum Beispiel nach einer größeren Energiedichte, an denen unsere Entwicklungsingenieure bereits mit Hochdruck arbeiten. Zudem sollen Batterien künftig mit weniger kritischen Materialien hergestellt werden. Unser Ziel ist es menschenwürdige Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette sicherzustellen und Umweltrisiken zu vermeiden. Auch die Herkunft der Rohstoffe soll transparenter werden. Und nicht zuletzt müssen wir als Unternehmen genau schauen, wie wir investieren, also Rohstoffquellen erschließen, Fabriken weiterentwickeln und nachhaltige Energie einkaufen und sogar selbst produzieren. All das fordert unsere Mittel und das spiegelt sich natürlich erst einmal im Preis der Fahrzeuge wider. Deshalb müssen wir verhindern, dass Mobilität zu einem Luxusgut wird, das sich manche Bevölkerungsgruppen nicht mehr leisten können.
Worin genau sehen Sie dabei die Verantwortung von Mercedes-Benz?
Christopher Gerdes: Wir sind maßgeblich verantwortlich nachhaltige Mobilität zu gestalten, im Luxussegment und darüber hinaus. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit unserer aktuellen Strategie diesem Anspruch gerecht werden. Mercedes-Benz hat dazu in der Vergangenheit schon einiges beigetragen. Wir haben Mobilitätskonzepte entwickelt, getestet und umgesetzt – zum Beispiel Carsharing, den vollelektrischen smart EQ oder elektrische Lieferwagen. Nun geht es darum, unser gesamtes Produktportfolio konsequent zu elektrifizieren.
Guido Görtler: Als Luxushersteller sehen wir uns auch in der Verantwortung, aktiv am öffentlichen Diskurs über die Zukunft der Mobilität teilzunehmen. Unser CEO hat sich auf der UN-Klimakonferenz im November 2021 zusammen mit fünf anderen Unternehmensvertretern, über 30 Staaten sowie einigen Städten und Investoren zum Ende des Verbrennungsmotors bekannt. Als Hersteller haben wir uns bei Mercedes-Benz bereits 2019 mit unserer Ambition 2039 deutlich ehrgeizigere Ziele gesetzt, die wir inzwischen sogar noch einmal verschärft haben: Wir wollen bis Ende der Dekade überall dort, wo die Marktbedingungen es erlauben, vollständig auf Elektroautos umstellen. Dieser strategische Schritt „Electric first“ zu „Electric only“ beschleunigt nicht nur die Transformation – er verdeutlicht auch unseren Anspruch: Vorreiter sein und immer wieder Standards setzen, die flächendeckend Innovationen fördern und zugleich technologischen Fortschritt ermöglichen.