Viel ist dieser Tage die Rede von der neuen Normalität. Auch wenn wahrscheinlich niemand so ganz genau erklären kann, was damit nun gemeint ist, so scheint doch jedem irgendwie klar: Es handelt sich um ein verbales Sammelbecken für all jene Dinge, die durch die COVID-19-Pandemie vorübergehend zum festen Bestandteil unseres Alltags geworden sind.
Neu-normal ist es zum Beispiel, beim Einkaufen im Supermarkt Mund und Nase mit einer Maske zu bedecken. Ebenso zur neuen Normalität gehört es, anderen Menschen zur Begrüßung nicht die Hand zu geben. Apropos Hände: Für manche Zeitgenossen zählt zu dieser neuen Normalität auch, am Waschbecken Happy Birthday zu trällern. Singt man den Geburtstagsklassiker während des Händewaschens zweimal, sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), darf man sicher sein, die empfohlene Mindestzeit von 20 Sekunden nicht zu unterschreiten.
Die obige Liste des Neunormalen erhebt sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einigermaßen sicher dürfte dafür sein: Wenn in nicht allzu ferner Zukunft das Wort des Jahres 2020 und kurz darauf das Unwort des Jahres prämiert werden, könnte Neue Normalität einer der Favoriten sein. Man kann der Wortschöpfung in beiden Kategorien Chancen einräumen, da der Begriff auch in doppelter Hinsicht verwendet wird. Einmal als hoffnungsvolles Synonym dafür, dass das Leben auch in Corona-Zeiten normal weitergehen kann. Und einmal als ernüchterte Feststellung, dass es ja trotz der Pandemie und der gebotenen Einschränkungen irgendwie weitergehen muss. Auf welcher Seite man die Neue Normalität persönlich einsortiert, ist wahrscheinlich Typsache – und bei vielen Zeitgenossen sicher auch nicht ganz unabhängig von der allgemeinen Tagesform.