Hier lässt sich buchstäblich am eigenen Leibe ein Phänomen erleben, das aus der Akustik bekannt ist: der Maskierungseffekt. „Wenn man heute in einem ganz normalen Auto auf der Straße unterwegs ist, nimmt man Außengeräusche wie den Fahrtwind kaum wahr, weil sie vom Motorgeräusch überlagert werden. In einem Elektroauto fehlen diese Geräusche – und schon kommt einem der Fahrtwind sehr viel lauter vor,“ erläutert Markus Riedel. So ähnlich verhält es sich mit den verschiedenen Schwingungsfrequenzen: „Wir können natürlich versuchen, alle niederfrequenten Aufbaubewegungen des Fahrzeugs wegzudämpfen. Die hochfrequenten Schwingungen bleiben aber – und das ist dann dieses Kribbeln in der Magengegend, das viele Menschen schnell als sehr unangenehm empfinden.“
Im Handling- oder auch Moving-Base-Fahrsimulator ein Stockwerk höher steht das Thema Sicherheit und Souveränität im Vordergrund. Mit seiner Kugelstruktur auf einer zwölf Meter langen Schiene, der 360-Grad-Leinwand, Soundsystemen zur Wiedergabe des Fahrgeräusches und einem schnellen elektrischen Antrieb ist er einem Flugzeugsimulator nicht unähnlich. Auch hier dienen die von Hochleistungscomputern erstellten Datensätze dazu, den Probanden möglichst reale Fahrsituationen zu suggerieren. Nur, dass man hier in einem kompletten Fahrzeugaufbau sitzt und selbst beschleunigen, lenken und bremsen kann.
Auf diese Art lassen sich auch dynamische Fahrmanöver wie ein doppelter Spurwechsel oder der Effekt, den ein starker Seitenwind auf das Fahrwerk hat, intensiv erforschen. „Viele denken, dass wir uns hier in der Entwicklung des Fahrverhaltens nur um Lenkung, Bremsen, Dämpfung usw. kümmern. Aber der Handling-Simulator gibt uns auch Aufschluss darüber, welche Bereifung für welches Setup geeignet ist oder ob die Aerodynamik noch optimiert werden muss,“ sagt Markus Riedel. Der große Vorteil von Simulationen: Die Ergebnisse sind immer objektiv und reproduzierbar, während subjektive Bewertungen im realen Testfahrzeug durchaus streuen können. Zusätzlich sind die für das Fahrverhalten notwendigen Steuergeräte gezielt für den Mercedes-Benz Fahrcharakter auszulegen. Für diese Auslegung der Steuergeräte gibt es das Hardware-in-the-Loop-Labor.