Karten mit Köpfchen.

CES 2017: Intelligente Karten von HERE für autonome Fahrzeuge.

Die Vermessung der Welt oder wie hochauflösende Kartendienste die Entwicklung intelligenter autonomer Fahrzeuge vorantreiben.

Der Weg zum autonomen Fahren ist keine gerade Linie, sondern gleicht einem Puzzle. Allerdings fügen sich die erforderlichen Steinchen schneller und schneller zusammen. Bis 2025 werden die technischen Fähigkeiten, um Level 4 oder 5 Autonomie zu erzielen (siehe Schaubild), exponentiell wachsen. Einer der wichtigsten Treiber dieser Entwicklung sind hochauflösende Karten, die live mit der Cloud verbunden sind, um stets die neuesten Informationen abzubilden.

Das war die Botschaft von Mercedes-Benz Manager Ola Källenius und Edzard Overbeek, CEO des Online-Kartendienstes HERE, für Besucher der Elektronikmesse CES in Las Vegas. Bei einem Inspiration Talk auf dem Mercedes-Benz Stand betonten sie, dass komplett autonome Fahrzeuge auf der Basis intelligenter HD-Karten nur eine Frage der Zeit seien.

„Das gesamte Transport-Ökosystem wird vom autonomen Fahren profitieren, vom Auto bis zum Lkw. Die Reise besteht aus vielen Etappen, aber letzten Endes werden wir das Ziel erreichen: Level 5 Autonomie“, sagte Källenius, Mercedes-Benz AG Vorstandsmitglied und Leiter Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung. Er verwies darauf, dass heute schon immer mehr Funktionen im Pkw verbaut sind, die den Fahrer nicht nur entlasten, sondern komplett von diesem auf das Fahrzeug übergehen.

Die Stufen des autonomen Fahrens.
Die Stufen des autonomen Fahrens.

Der Weg zum automatisierten Fahren ist nicht nur eine technologische Herausforderung. Auch nationale und internationale Rahmenbedingungen müssen angepasst werden. Um die Automatisierungsgrade der einzelnen Systeme zu klassifizieren, wurden auf nationaler und internationaler Ebene sechs Stufen von 0 bis 5 definiert. Diese technische Klassifizierung beschreibt sowohl, welche Aufgaben das System selbst wahrnimmt, als auch, welche Anforderungen an den Fahrer gestellt werden.

Die Arbeit an autonomen Fahrzeugen vorantreiben

Während Sensorik-Pakete gleichsam als Augen und Ohren des Fahrzeugs dienen, gehören Kartendienste zu den wichtigsten Innovationen, um aus all diesen Informationsströmen Sinn zu stiften. Das reicht von der Navigation über Sehenswürdigkeiten bis hin zu Wetter- und Verkehrsdaten in Echtzeit sowie individuellem und aggregiertem Fahrverhalten.

„Wenn alles digital ist, benötigen wir für alles eine Standortbestimmung“, sagte Overbeek, CEO des in Berlin beheimateten Dienstes HERE. Die Plattform wurde 2015 von Audi, BMW und Mercedes-Benz gekauft und konnte auf der CES vermelden, dass nun auch der Chip-Riese Intel zu seinen Investoren gehört. Zudem ist der Grafikchip-Hersteller NVIDIA mit HERE eine Partnerschaft eingegangen, um die Arbeit an autonomen Fahrzeugen voranzutreiben.

Wenn alles digital ist, benötigen wir für alles eine Standortbestimmung.

Edzard Overbeek, CEO des Online-Kartendienstes HERE

Overbeek beschrieb HD-Karten als einen der wichtigsten Wegbereiter für autonomes Fahren. Denn sie verbinden Echtzeitdaten von im Wagen verbauten Sensoren mit Daten aus der Cloud, und das mit einer Genauigkeit von zehn Zentimetern. „Wir können Fahrzeuge heute schon intelligent machen, indem wir Dinge wie das aktuelle Wetter und Bremslichter direkt vor uns integrieren.“

Straßeninformationen aus der Cloud

Über 25 Jahre hinweg hat HERE rund 50 Petabyte Daten gesammelt und erfasst die Welt kontinuierlich weiter, mit Präzisionskameras, LiDAR-Sensoren sowie Luftaufnahmen und Ultraschall. Eine daraus resultierende Neuerung namens „Electronic Horizon“ feierte auf der CES ihre Premiere.

Im Fahrzeug integrierte Software kombiniert kartografische Angaben mit dynamischen Straßeninformationen aus der Cloud, um daraus eine vereinfachte Repräsentation der Strecke zu errechnen. Dabei blickt sie ein paar Hundert Meter bis wenige Kilometer voraus. Um Antrieb und Sicherheit zu optimieren, speist die Software das Modell in fortgeschrittene Fahrerassistenzsysteme (ADAS) ein. So kann das System beispielsweise bereits vor einer Ausfahrt mit einer besonders engen Kurve erkennen, dass andere Fahrer hier stärker gebremst haben.

Fahrer und Passagiere können schon heute von dynamischen HD-Karten profitieren. „Wir bewegen uns von der reinen Navigation in 2D zur Exploration unserer Umgebung in 3D. Die Informationsdichte einer Karte verringert sich und nur die im Kontext wichtigen Dinge werden hervorgehoben“, erklärte Alexander Hilliger von Thile, Senior Manager Advanced Graphics und Rendering bei Mercedes-Benz Research and Development North America. „Karten von morgen werden sich noch vor dem Losfahren dynamisch verändern und intelligente Vorschläge machen.“