Ich hatte vor zweieinhalb Jahren mal dieses Erlebnis der dritten Art: In Tel Aviv manövrierte ich einen Mietwagen durch ein viel zu enges Parkhaus. Auf dem oberen Parkdeck, wo ich das Auto abstellen sollte, gab es nicht einen Quadratzentimeter Schatten. Die August-Sonne brutzelte also schonungslos herunter, es hatte 40 Grad Celsius, was mich nach dem Rangieren durch die sieben Parkhaus-Ebenen darunter zusätzlich ins Schwitzen brachte. Und was macht genau in diesem Moment der lokale Radiosender? Er spielt „Last Christmas“. Ähnlich paradoxe Situationen entstehen auch immer wieder, weil eine Radiostation hier im Südwesten dann und wann einen „Wir spielen verrückt“-Tag einlegt, an dem der Sender auch die abgefahrensten Musikwünsche der Hörer spielt. Bei manchen Scherzkeksen steht gerade bei milden Temperaturen der bereits gewürdigte Weihnachts-Evergreen gaaaaanz weit oben. Haha. Ist das lustig.
Glücklicherweise handelt es sich bei solchen drolligen Musikwünschen ganz offenbar um Ausnahmen. Denn ich möchte lobend erwähnen, dass sich die Gesellschaft bei Weihnachtsliedern wesentlich disziplinierter gibt als bei Lebkuchen und Spekulatius. Während derlei Leckereien schon Ende August das Supermarktregal zieren und einem spätestens Ende Oktober der Appetit danach schon gründlich vergangen ist, beschränkt es sich bei weihnachtlichen Klängen (zumindest dem Bauch- bzw. Ohrengefühl nach) wirklich auf die Adventszeit. Das macht das Ganze gut erträglich. Darum pflege ich zu den meisten Weihnachtsliedern eine durchaus freundliche Beziehung – zu manchen sogar eine emotionale. Dazu gehört „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea.