Wie kommen Sie diesem Anspruch nach?
Elisabeth Viebig: Unsere Arbeit ist sehr vielfältig. Wir unterstützen beispielsweise ein neues Förderprogramm mit dem Namen „beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship“ mit Spenden. Das ist eine globale Initiative der gemeinnützigen „The Do School Fellowships gGmbH“. Ziel ist es junge Menschen dazu zu ermutigen und zu befähigen, konkrete Projekte im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit voranzutreiben. Das Geld für das Programm stammt aus der Versteigerung des Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupés, einem Sammlerstück aus der Mercedes-Benz Classic Collection. Ein weiteres langfristig ausgerichtetes Engagement ist die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen vor Ort wie Bon Pasteur oder Terre des Hommes. Mit diesen NGOs führen wir Projekte durch, um systemische Menschenrechtsverletzungen am Anfang der Lieferkette zu adressieren. Vereinfacht gesagt, reicht es nicht aus, Kinderarbeit zu ahnden, wir müssen die Ursachen adressieren, also Armut und soziale Zersplitterung. Und wir müssen alternative Lebensgrundlagen schaffen. Im Kongo beispielsweise hat die lokale Gemeinschaft durch jahrelangen Krieg das Wissen verloren, wie man Landwirtschaft betreibt. Dieses Wissen muss erneut aufgebaut werden. Viele Minenarbeiter wissen auch gar nicht, dass sie nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte haben, zum Beispiel das Recht auf Bildung.
Marc-André Bürgel: Es ist wichtig zu verstehen, dass die sozialen und ökologischen Risiken je nach Rohstoff und Herkunftsland sehr unterschiedlich sind. Der Kobaltabbau im Kongo ist mit anderen menschenrechtlichen Risiken verbunden als die Gewinnung von Lithium in der Atacama-Wüste und auch die Lieferketten sehen anders aus. Transparenz ist hier ein erster wichtiger Schritt, aber sie ist kein Selbstzweck. Wir brauchen sie, um die größten Risiken entlang unserer Wertschöpfungskette zu identifizieren und mithilfe geeigneter Maßnahmen zu verringern. Im Rohstoff-Assessment haben wir dazu 24 potenziell kritische Rohstoffe identifiziert, für die wir jeweils rohstoffspezifische Maßnahmen ableiten und umsetzen. Wir berichten darüber in unserem Rohstoffbericht, den wir 2022 erstmalig veröffentlicht haben. Zur Transparenz gehört für uns übrigens auch, offen zu sagen, wo wir noch nicht so weit sind, wie wir es mittel- oder langfristig sein wollen. Wir hoffen, dass wir gerade bei den systemischen Herausforderungen in manchen Regionen in Zukunft auch durch branchenweite Lösungen noch mehr erreichen können.
Menschenrechtsexperten bemängeln, dass den eigentlichen Betroffenen zu wenig Gehör geschenkt wird. Wie sehen Sie das? Was tut Mercedes-Benz, um den Austausch zu suchen?
Marc-André Bürgel: Aus meiner Sicht ist es grundlegend wichtig, nicht nur über die Betroffenen zu sprechen, sondern mit ihnen. Da können wir sicher noch besser werden. Wir tun aber auch schon einiges. Zum Beispiel haben wir im Rahmen unseres Sustainability Dialogues mit externen Menschenrechtsexperten und Nichtregierungsorganisationen in einer separaten Arbeitsgruppe diskutiert, wie wir unsere Maßnahmen zum Schutz von Menschenrechten weiterentwickeln. Dabei ging es unter anderem darum, Betroffene noch stärker in den Dialog einzubeziehen. Wir haben eine neue Kerngruppe externer Stakeholder ins Leben gerufen, mit der wir uns austauschen. Und auch in unseren Lieferketten suchen wir den Kontakt mit den Betroffenen. Wir haben zum Beispiel gemeinsam mit der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA) einen Ansatz vorangetrieben, um innerhalb von Audits bessere Beteiligungsmöglichkeiten für die vom Bergbau betroffene lokale Bevölkerung zu schaffen.