Von komplexen Codes und automatisiert fahrenden Autos.
Wenn Emmelie Beitlich und Khiem-Jan Nguyen von Künstlicher Intelligenz, automatisiertem Fahren und Big Data erzählen, liegt Begeisterung in der Luft. Als dual Studierende des Studiengangs Informatik Automotive arbeiten die beiden schon während ihres Bachelorstudiums bei Mercedes-Benz mit an Zukunftsthemen. Warum sie die Mischung aus Praxis und Theorie so schätzen, und warum sich Studieninteressierte von komplexen Codes nicht beeindrucken lassen müssen, das erzählen Emmelie und Khiem-Jan im Interview.
Emmelie und Khiem-Jan, Ihr studiert im dualen Bachelorstudium Informatik mit Schwerpunkt Automotive bei Mercedes-Benz. Was war bisher das Highlight Eures Studiums?
Khiem-Jan: Ganz klar meine erste Praxisphase. Ich war bei Mercedes-Benz in dem Team, das die Leitungssätze entwickelt – also im Prinzip das Nervensystem des Fahrzeugs. Sie vernetzen die verschiedenen elektronischen Bauteile, Steuerungselemente und Komponenten miteinander. Meine Aufgabe war es, ein Tool zu programmieren, welches das Team bei der Auswertung der Testdaten während der Entwicklungsphase unterstützt. Die Kolleginnen und Kollegen sind echt super und haben mir viel gezeigt. Eine Kollegin betreut zum Beispiel die Entwicklung des Leitungssatzes für die nächste Generation Elektromodelle. Und ich konnte mir Prototypen von Fahrzeugen anschauen, die erst in ein paar Jahren auf den Markt kommen. Das fand ich cool.
Emmelie: Ja, wir sind hier bei Mercedes-Benz wirklich sehr nah dran an den neuen Technologien. Mein persönliches Highlight war, als ich mein erstes Programm fertig programmiert hatte und es dann genauso funktioniert hat, wie es sollte. Das war einfach besonders für mich.
Um welche Anwendung ging es dabei genau?
Emmelie: In meiner Praxisphase habe ich in einem Team gearbeitet, das ein intelligentes Routing entwickelt, um die Navigationssysteme unserer Fahrzeuge in Zukunft weiter zu verbessern, etwa mithilfe von Echtzeitverkehrsdaten. Dabei war ich für die Anbindung ans Fahrzeug zuständig. Viele Technologien und Tools waren für mich ganz neu, aber mein Betreuer hat mich ermutigt und unterstützt. So habe ich mich schnell eingearbeitet.
Wie seid ihr auf das duale Studium bei Mercedes-Benz aufmerksam geworden?
Emmelie: In der neunten Klasse war ich zusammen mit drei Klassenmitgliedern bei einem BOGY (Berufsorientierung im Gymnasium)-Praktikum im Mercedes-Benz Werk in Untertürkheim. Die ganzen Maschinen und Roboter in der Produktion, das hat mich fasziniert. Deshalb habe ich mich schon vor meinem Abitur für ein duales Studium beworben – eigentlich für Elektrotechnik.
Und warum hast Du Dich dann für Informatik entschieden?
Emmelie: Ich finde das Thema automatisiertes Fahren extrem spannend – vor allem auch die vielen Projekte von Mercedes-Benz. Im Bewerbungsgespräch habe ich erzählt, dass ich daran gerne mitarbeiten würde. Mein späterer Studienbetreuer hat mir dann vorgeschlagen, statt Elektrotechnik den Studiengang Informatik und den Schwerpunkt Automotive zu wählen. Ich hatte in der Schule nicht viel mit Programmierung zu tun und Respekt vor komplexen Codes. Aber ich fand super interessant, was mit IT alles möglich ist. Deshalb habe ich es gewagt – und es hat von Anfang an gepasst.
Khiem-Jan, wie war es bei Dir?
Khiem-Jan: Wir hatten in der Schule ein Projekt, bei dem wir mit einem einfachen Code einem kleinen Modelroboter Funktionen beigebracht haben. Das war mein erster Kontakt mit Programmierung. Wie sich über Codes neue Apps und Programme erschaffen lassen, ist total spannend. Ich war dann auch zum BOGY-Praktikum bei damaligen Daimler AG. Der Einblick ins Unternehmen hat mich beeindruckt – und die Mischung aus Theorie und Praxis finde ich klasse. Deshalb habe ich mich für ein duales Studium entschieden.
Wie war der Start für Euch?
Khiem-Jan: Das war echt intensiv. Es gab so viel Neues und wir mussten uns erstmal orientieren und verstehen, wie das Studium abläuft. Deshalb ist es gut, dass es hier ein Patenprogramm gibt. Alle „Erstis“, also Studierende aus dem Erstsemester, haben zwei Mitstudierende aus höheren Semestern, die man mit Fragen löchern kann und die viele gute Tipps fürs Studium geben.
Emmelie: Ja, das ist echt eine große Hilfe. Und natürlich haben wir unsere Studienbetreuer, an die wir uns bei Fragen rund ums Studium wenden können. Auch unsere Einführungswoche war toll. In unserem Semester sind wir 13 Informatik-Studierende, die bei Mercedes-Benz arbeiten und zehn davon mit dem Schwerpunkt in Automotive. So haben wir uns schon am Anfang des Studiums untereinander kennengelernt.
Wie läuft das Studium für Euch ab?
Khiem-Jan: Zu Beginn waren wir im Ausbildungszentrum in Esslingen-Brühl. Da haben wir erstmal die Grundlagen gelernt, die für unser Studium wichtig sind, zum Beispiel Programmiersprachen wie C, C++ oder auch Basics zur App-Entwicklung. Wir sind bei null gestartet. So waren wir alle auf dem gleichen Level. Unser Studium beinhaltet auch viele technische Themen wie Fahrzeugelektronik und Schaltungstechnik. Heute sind wir immer abwechselnd für drei Monate Theorie am Campus der Dualen Hochschule in Stuttgart und drei Monate für unsere Praxisphasen im Betrieb.
Emmelie: Was ich am dualen Studium bei Mercedes-Benz super finde, ist, dass wir uns die Projekte für unsere vier Praxiseinsätze selbst auswählen können. Viele Bereiche im Konzern bieten Projekte für dual Studierende an. Entweder unser Studienbetreuer leitet uns Angebote weiter oder wir können auch selbst aktiv nach Abteilungen suchen für die wir uns interessieren. Meine nächste Praxisphase habe ich schon sicher. Dabei geht es um ein Projekt zu autonomem Fahren. Ich bin schon total gespannt.
Welchen Tipp habt Ihr für diejenigen, die sich überlegen, ein duales Studium bei Mercedes-Benz zu machen?
Emmelie: Einfach bewerben. Im dualen Studium bekommt man direkt die Möglichkeit Theorie und Praxis miteinander zu verbinden und erhält von Anfang an authentische Einblicke in die Arbeitswelt. Und dual Studierende bekommen hier sehr viel Unterstützung. Ich finde, es ist cool, im Studium an Projekten zu arbeiten, die wirklich zum Einsatz kommen und nicht irgendwo im Regal verstauben. Wenn einem „Learning by Doing“ leichter fällt als nur die Theorie, dann ist ein duales Studium genau das Richtige.
Khiem-Jan: Genauso ist es. Wir lernen beim Studium, auf was es später im Beruf wirklich ankommt, und können ganz verschiedene Bereiche kennenlernen – von der Fahrzeugentwicklung bis zur Produktion.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage:In welchem Film oder welcher Serie würdet Ihr gerne einmal mitspielen?
Emmelie: Ich würde mich in der Serie „Emily in Paris“ sehen. Emily kommt aus den USA und soll für eine Firma in Frankreich arbeiten, obwohl sie kein Wort Französisch spricht. Auch wenn sie viele Herausforderungen zu meistern hat, lässt sie sich nicht unterkriegen. Ich denke, gerade der Fakt, dass sie trotz allem weiter macht, passt gut zu mir selbst und meiner Art. Dennoch darf bei mir wie auch in der Serie der Spaß an der Sache nie zu kurz kommen.
Khiem-Jan: Und ich wäre gerne Spider-Man (lacht). Ich fand schon immer genial, wie er alias „die Spinne“ zwischen den Wolkenkratzern hin- und herschwingt und das Böse bekämpft. Mich fasziniert vor allem die antreibende Philosophie dahinter: Mit großer Kraft kommt große Verantwortung. Das ist ein Punkt, der auch in der Informatik immer wichtiger wird. Wir tragen die Verantwortung unsere Zukunft zu gestalten und den digitalen Wandel voranzutreiben. Zum Beispiel, wenn es um die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz geht.