Nicht nur bei Mercedes-Benz, auch an Deiner Hochschule beschäftigst Du Dich mit dem Automatisierten Fahren. Woran arbeitest Du dort gerade?
Zusammen mit einem Kollegen arbeite ich im Formula Student Team an der Sensorfusion von Kamera und LiDAR. Formula Student ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studierende, wo die Teams selbstgebaute Rennwagen gegeneinander antreten lassen. Es gibt Rennautos mit Verbrennungsmotor und mit Elektromotor, darunter auch welche, die vollständig autonom fahren. Wir arbeiten gerade an einer Teilfunktion des autonom fahrenden Rennautos. Wir versuchen, für die Zusammenführung der Sensorinformationen von Kamera und LiDAR einen neuen Ansatz zu implementieren, um ein verbessertes Informationsbild zu erhalten. Das machen wir als Studienarbeit über zwei Semester.
Wer oder was hat Deine Studienwahl beeinflusst?
Auf jeden Fall mein Interesse an Autos! Mich hat es schon immer fasziniert, wie Autos funktionieren. In der Schule war ich in Mathe und Physik gut, aber die einfache Stromlehre habe ich nie so richtig verstanden. Ich wollte es aber begreifen, was letztlich mein Interesse an der Elektrotechnik weckte: Wie arbeiten ein Motor, ein Getriebe oder eine Lenkung? Und was geschieht technisch, wenn ich über den Scheibenwischerhebel auslöse, dass sich die Scheibenwischer bewegen? Ich wollte der Vernetzung im Fahrzeug, der Steuerung und Regelung auf den Grund gehen.
Wie erlebst Du die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen bei Mercedes-Benz?
Ich erlebe sie als sehr kollegial. Wenn ich zum Beispiel neu in eine Abteilung komme, werde ich direkt integriert, in teaminterne Meetings und zu Teamevents eingeladen. Bei Themen, wo ich mich sehr gut auskenne, helfe ich anderen Mitarbeitenden, umgekehrt helfen sie mir dort, wo mir Know-how fehlt. In meinem aktuellen Team ist die Zusammensetzung besonders spannend, weil es sehr international aufgestellt ist und agil arbeitet. So unterstützt zum Beispiel ein Kollege aus Indien das Team im Serienprojekt. Ich nehme auch an den Terminen für die aktuelle Serienentwicklung teil und kann dabei als Neuling jederzeit kritische Fragen stellen. Mich erfüllt es besonders, dass mein Projekt für das Team relevant ist und mich täglich fordert.
Du beendest dieses Jahr dein Studium und wirst dich dann für einen Job bewerben. Reizt Dich ein Bereich besonders?
Mich reizt auf jeden Fall der Entwicklungsbereich für automatisiertes Fahren. Für mich ist das einfach die „Champions League“ der Softwareprogrammierung, wie es ein Kollege mal formuliert hat. Im Software-Umfeld ist viel möglich, aber das Automatisierte Fahren ist besonders komplex. Aber ich finde auch andere Bereiche sehr spannend, zum Beispiel die Produktion und Entwicklung des Elektro-Antriebs.
Was rätst Du Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für ein duales Studium bewerben möchten?
Macht Dinge, auch wenn ihr sie euch noch nicht wirklich zutraut und vielleicht denkt „Das kann ich nicht oder das lerne ich sowieso nicht!“. Dieses Denken stelle ich besonders häufig fest, wenn es zum Beispiel ums Programmieren geht. Erst, wenn man sich damit beschäftigt, merkt man, dass man es doch kann. Das ist auch in meinen Praxisphasen so: Bislang habe ich zu Beginn nie gewusst, ob ich das, worum es geht, hundertprozentig beherrsche und es am Ende funktioniert. Aber dabei lernt man am meisten! Das gilt auch fürs Studium – man muss sich was trauen, um etwas zu gewinnen.
In Deiner Freizeit bist Du sportlich sehr aktiv, vor allem als Leichtathlet im Langstreckenlauf. Was gibt Dir das Laufen?
Es gibt mir eine innere Balance und stärkt mein Selbstwertgefühl, wenn ich bestimmte Zeitmarken erreiche. Meine Hauptstrecken sind 5.000 und 10.000 Meter. Magische Marken wie 15 Minuten für 5.000 Meter zu erreichen oder gegen Konkurrenten zu gewinnen, ist ein unglaubliches Gefühl. Das treibt mich auch im Training an. Ich will unbedingt unter 15 Minuten laufen, dafür fehlen mir noch neun Sekunden.
Gibt es einen Lauf, an dem Du gerne mal teilnehmen würdest?
Mein persönlicher Traum ist, das deutsche Nationaltrikot zu tragen und für Deutschland an einer Europameisterschaft teilzunehmen – egal, auf welcher Strecke. Momentan ist das noch sehr unrealistisch, aber diese Vision ist mein innerer Antrieb. Ich laufe seit acht Jahren und durfte schon zwei Mal in der Jugend an Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Der nächste Schritt ist, in der Hauptklasse der Männer teilzunehmen. Dafür muss man sich mit bestimmten Zeiten qualifizieren, von denen ich aktuell aber noch sehr weit entfernt bin.