Wie beurteilen Sie das Batterierecycling unter sozialen Gesichtspunkten?
Es ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, knappe Ressourcen zu schonen und Materialien so lange wie möglich im Nutzungskreislauf zu halten. Dabei helfen innovative Recyclingverfahren. Sie sind neben der Wiederaufbereitung und der möglichst langen Weiterverwendung beispielsweise in einem stationären Energiespeicher eine dritte wichtige Säule. Wir gehen heute davon aus, dass sich die Relevanz des Batterierecyclings insbesondere ab den 2030er Jahren erhöht, wenn die heute verbauten Fahrzeugbatterien sukzessive ausgemustert werden. Wir müssen jetzt damit anfangen, entsprechende Verfahren zu entwickeln, um Wachstum und Ressourcenverbrauch stärker voneinander zu entkoppeln.
Wie bauen Sie die Expertise am Standort auf – qualifizieren Sie in erster Linie Mitarbeitende auf die neuen Jobprofile um?
Ja, das funktioniert sehr gut. Wie in den bestehenden Werken auch brauchen wir Produktionsplaner, Verfahrenstechniker und Mitarbeitende, die Hightech-Anlagen bedienen können. Auch Beschäftigte, die Jahrzehnte in der Getriebemontage gearbeitet haben, lassen sich mithilfe gezielter Lernpfade für den Umgang mit Batterietechnologien auf neue Jobprofile qualifizieren. Die Mercedes-Benz Group bietet mit seiner Qualifizierungsoffensive Turn2Learn entsprechende Möglichkeiten an. Hinzu kommen Kolleginnen und Kollegen aus den Querschnittsfunktionen wie zum Beispiel Personal, Instandhaltung und Controlling. Das sind Arbeitsplätze, die auch weiterhin erhalten bleiben.
Perspektivisch bauen Sie mit dem Batterierecycling eine Rohstoffquelle auf, die Sie unabhängiger von volatilen Märkten, aber auch vom Abbau kritischer Rohstoffe machen wird. Was bedeutet dieser Teilrückzug für die Menschen am Anfang der Lieferkette?
Das ist eine wichtige Frage, die zeigt, wie komplex die Transformation zur Klimaneutralität ist. Für solche Veränderungen können nur gemeinsam Lösungen gefunden werden. Eine Vielzahl von Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette und darüber hinaus muss die Verantwortung gemeinsam schultern und Wege finden, wie die Transformation gelingen kann und die Menschen entlang der Wertschöpfungskette dabei mitgenommen werden. Innovative Konzepte und Pioniere, die in ihrem jeweiligen Einflussbereich die ersten Schritte tun, sind hier ganz entscheidende Leuchttürme.