Ein "digitales mindset" bei Mercedes-Benz.
Was hat das „digitale Mindset“ mit der Revolution der Mobilität zu tun? CIO Jan Brecht verrät, was „The Next Big Thing“ bei Mercedes-Benz ist und beschreibt, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür gesucht werden.
Stellen Sie sich bitte den Leserinnen und Lesern vor.
Mein Name ist Jan Brecht und ich habe das große Privileg, die IT hier im Unternehmen über alle Divisionen, Märkte und Marken hinweg zu verantworten. Studiert habe ich Elektrotechnik in Karlsruhe, Southampton und Paris. Aber man lernt ja nie aus und so können mir insbesondere meine Söhne noch sehr viel über aktuelle IT-Trends beibringen. Die beiden sind zehn und dreizehn Jahre, und wie man so schön sagt, „digital natives“. Es ist unglaublich, wie souverän sie mit der digitalen Welt umgehen.
Wie war Ihr bisheriger Werdegang bei Mercedes-Benz?
Ich bin quasi in der Firma groß geworden: Nach meinem Einstieg 1997 habe ich zwölf Jahre alles gesehen, was die IT zu bieten hatte. Das war unter anderem in der Produktion, Entwicklung, Vertrieb und bei Financial Services. Dann folgte eine kleine Mercedes-Benz-Pause und ich war sechs Jahre bei adidas. Nun bin ich seit Ende 2015 wieder da.
Arbeiten wir bei Mercedes-Benz am #NextBigThing?
Schauen Sie sich unsere Unternehmensstrategie CASE an. Schon jeder Buchstabe alleine krempelt die Mobilität um. Und wir schauen uns alle vier Felder gleichzeitig an! Wenn das nicht das „Next Big Thing“ ist, was soll es dann sein? Es geht um die Neudefinition bzw. Revolution von Mobilität.
Inwiefern stellt IT die Mobilität wie wir sie heute kennen auf den Kopf?
IT-Daten sind das verbindende Element dieser mobilen Revolution. Bei den Themen connected cars (Vernetzung), autonomes Fahren und Shared Services ist es auf den ersten Blick erkenntlich. Aber auch für die Elektromobilität, die Fragen nach dem Ökosystem oder einer intelligenten Ladeinfrastruktur stellt, ist IT das Fundament für alles.
Welche Jobprofile entstehen aktuell im Rahmen der digitalen Transformation und Vernetzung?
Die Grundlage der neuen Mobilität sind Daten. Und wir brauchen Experten, die diese Daten verstehen. Dabei geht es um die bestehenden im Unternehmen, aber auch um das Erheben neuer Daten. Wir suchen deshalb Data Scientists, darauf aufbauend AI-Experten, die die Algorithmen liefern und verstehen. Hinzukommen Cloud-Spezialisten, IT-Architekten und natürlich Security-Fachleute. Das sind Jobprofile, die es so vor ein paar Jahren noch nicht gab.
Warum ist Mercedes-Benz der richtige Arbeitgeber für IT-Experten?
Aus ganz vielen Gründen. Zunächst einmal haben wir spannende Aufgaben. Die Transformation, die wir aktuell durchleben, gab es die letzten Jahrzehnte nicht. Außerdem bieten wir mit unseren starken Marken eine Infrastruktur, die die Arbeit enorm attraktiv macht. Damit meine ich übrigens auch die motivierten Menschen, die bei uns arbeiten. Und das über Länder und Fachbereiche hinweg. Diese Aussicht würde mich als Einsteiger bei Mercedes-Benz ausgesprochen begeistern.
Die Branche versucht, auf die immer schnelleren Entwicklungszyklen mit flexibleren Strukturen zu antworten. Auch wir bei der Mercedes-Benz Group sprechen von Agilität, Swarms, etc. Wie stehen Sie dazu?
Das ist absolut essenziell! Geschwindigkeit ist die größte Herausforderung und gleichzeitig elementar, um im Wettbewerb vorne zu bleiben.
Wie wird das gelingen?
Mit dem Einsatz der richtigen Ressourcen. Wir haben hier ganz klar fünf Prioritäten definiert: Open Source Software, DevOps & Cloud, API Architecture, Security & Identity and Access Management, und vor allem „People in IT“. Ein Beispiel: Wir können den Entwicklungszyklus eines Fahrzeugs schon heute massiv verkürzen, indem wir einen sogenannten „Digitalen Zwilling“ bauen. Das heißt, dass wir in der Entwicklung digital simulieren und keine Hardware bauen müssen. Das beschleunigt den Produktionsprozess ungemein und ist ein wichtiger Baustein, um in der IT schneller zu werden.
Was glauben Sie denn ist die größte Herausforderung der Automobilbranche in den nächsten Jahren?
„Software is eating the world“ – das hat Marc Andreessen gesagt [Erfinder und Gründer von Netscape, Anm. d. Red.]. Er spricht vom Wechsel einer hardware-basierten hin zu einer software-basierten Ökonomie. Meiner Meinung nach wird das dafür notwendige „digitale Mindset“ extrem wichtig. Damit meine ich nicht nur die entsprechende Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Organisationsformen. Swarm und agiles Arbeiten haben wir schon gesagt, aber auch die Unternehmenskultur muss datenorientierter werden.
Noch eine persönliche Frage: Es ist Samstagmorgen 10:30 Uhr. Wo findet man Sie da in der Regel?
Sehr wahrscheinlich beim Joggen! Ich laufe jeden Samstag, wenn es mir möglich ist. Und das Ganze ohne digitale Hilfsmittel!
Wie messen Sie denn dann Ihre Zeit?
Gar nicht. Ich bin ein ausgesprochener Genussläufer.