Nachhaltiger Türgriff.

Schonender Umgang mit Ressourcen

Innovative Materialien für nachhaltigen Luxus.

11. März 2024 – Höchste optische und haptische Qualität, Komfort, Funktionalität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit: Die Materialien, die in Mercedes-Benz Fahrzeugen zum Einsatz kommen, müssen hohe Ansprüche erfüllen. Das Unternehmen forscht an neuen, ressourcenschonenden Materialien, um Nachhaltigkeit und Luxus in Einklang zu bringen.

Mercedes-Benz verfolgt mit der Ambition 2039 konsequent einen ganzheitlichen Ansatz. Ziel ist, eine bilanziell CO₂-neutrale Neuwagenflotte ab 2039 über die gesamte Wertschöpfungskette und den gesamten Lebenszyklus auf den Weg zu bringen - elf Jahre früher als es die EU-Gesetzgebung vorschreibt. Ein besonderes Augenmerk liegt beim Thema Nachhaltigkeit auf dem schonenden Umgang mit Ressourcen. Das Unternehmen arbeitet intensiv daran, Stoffkreisläufe in der Automobilindustrie zu schließen, den Anteil an Recyclingmaterialien in seinen Autos deutlich zu erhöhen und es forscht an neuen innovativen Materialien, die im Einklang mit Menschen und Umwelt stehen.

Mercedes-Benz verfolgt das Ziel, mit weniger mehr zu erreichen. Dafür beschleunigt das Unternehmen seine Innovationsgeschwindigkeit und bringt neue, nachhaltige Technologien so schnell wie möglich in Serie – zum Beispiel aus dem Mercedes-Benz VISION EQXX: Nach nur wenigen Monaten wird das erste nachhaltige Material aus dem Technologieträger in die laufende Serienproduktion integriert. So werden die E-Autos EQS und EQE als Pilotbaureihen mit Kabelkanälen aus dem Kunststoffersatzmaterial UBQ™ ausgestattet, das aus Haushaltsabfällen gewonnen wird.

Das UBQ™-Material wird durch die Verarbeitung von gemischtem Abfall aus dem Haushalt gewonnen, der bisher schwer zu recyceln ist und daher häufig thermisch verwertet wird oder auf der Mülldeponie landet. Zu den für das recycelte Material verwendeten Rohstoffen gehören unter anderem Lebensmittelreste und Mischkunststoffe. Weitere Einsatzmöglichkeiten des neuen Werkstoffs in der Fertigung von Unterbodenverkleidungen, Radlaufverkleidungen und Motorraumabdeckungen werden zurzeit getestet.

Design for Environment

Nachhaltigkeit beginnt bei Mercedes-Benz nicht erst bei der Automobilproduktion, sondern bereits in der frühen Phase der Produktentwicklung. Mercedes-Benz nennt dies „Design for Environment“. Der Fahrzeughersteller verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, sowohl hinsichtlich des CO₂-Fußabdrucks als auch beim Verbrauch natürlicher Ressourcen. Bei der Konzeption der Fahrzeuge wird die Zusammensetzung aller verwendeten Materialien überdacht und Möglichkeiten für nachhaltigere Alternativen geprüft. Dies gilt sowohl für Oberflächenmaterialien als auch für Materialien, die für den Kunden nicht sichtbar sind. Beispiele im Fahrzeuginnenraum sind der Einsatz von Stoffen mit hohem Recyclinganteil sowie innovative Zukunftsmaterialien. Im Roh- und Karosseriebau verwendet Mercedes-Benz bereits in einigen Baureihen CO₂-reduzierten Stahl, bei dessen Herstellung die CO₂-Emissionen im Vergleich zur klassischen Hochofenroute deutlich reduziert werden. Das Unternehmen setzt dabei auf innovative Werkstoffe und Technologien, die den Ansprüchen von Mercedes-Benz an Luxus und Nachhaltigkeit gerecht werden sollen.

1. Nachhaltiger Luxus – Leder und Lederalternativen

Der Fahrzeuginnenraum ist ein wichtiger Bestandteil des Markenerlebnisses für Kunden. Höchste optische und haptische Qualität stehen neben Komfort, Funktionalität und Langlebigkeit an erster Stelle. Seit den Anfängen des Automobils steht Leder für eine hochwertige Ausstattung im Interieur, die viele Kunden wünschen. Mercedes-Benz verfolgt auch hier einen ganzheitlichen Ansatz, um diesen Luxus nachhaltig zu gestalten.

Fahrzeuginnenraum: Nachhaltig verarbeitetes Leder

Ab dem kommenden Jahr wird Mercedes-Benz sukzessive in allen Baureihen nur noch nachhaltig erzeugtes und verarbeitetes Leder anbieten. Die Betrachtung reicht dabei von der Tierhaltung bis zum Gerbprozess. So schreibt Mercedes-Benz bereits in seinen Lastenheften die Einhaltung verschiedener Tierwohl-Kriterien vor. Das Unternehmen fordert von seinen Lieferanten unter anderem die Einhaltung der "5 Freedoms Of Animal Welfare “ des Animal Welfare Committee in der Tierhaltung ein. Darüber hinaus ist eine wichtige Vergabeanforderung an Lieferanten, dass die Lederlieferkette frei von jeglicher Form der illegalen Entwaldung sein muss und Weideflächen nicht zur Gefährdung oder zum Verlust natürlicher Wälder beitragen. In diesem Kontext müssen die Partner ihre gesamte Lieferkette von der Farmregion bis zum Endprodukt offenlegen.

Für einen weniger umweltbelastenden Gerbprozess dürfen künftig nur noch pflanzliche, organisch mineralische oder alternativ nachhaltige Gerbstoffe eingesetzt werden, die vollständig chromfrei sind – beispielsweise getrocknete Schalen von Kaffeebohnen, Kastanien oder Extrakte aus anderen nachwachsenden Rohstoffen. Das Leder für Mercedes‑Benz Produkte darf zudem zukünftig nur noch in Gerbereien verarbeitet werden, die nach dem Gold Standard der ‚Leather Working Group‘ zertifiziert sind. Dieser umfasst wichtige Umweltaspekte wie die Reduktion des Wasser-, Energie- und Chemikalieneinsatzes im Gerbprozess. Darüber hinaus arbeitet Mercedes-Benz gemeinsam mit den Lieferanten an der kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeit des Lederprodukts. Dafür müssen die Partner beispielsweise eine Ökobilanz über die gesamte Wertschöpfung von der Farm bis zum veredelten Leder vorlegen. So können gezielt Maßnahmen ergriffen werden, um den ökologischen Fußabdruck des Leders zu reduzieren.

Innovative Materialien: Entwicklung nachhaltiger Textilien und Lederalternativen

Gleichzeitig forscht Mercedes-Benz intensiv an tierfreien Alternativen zu Echtleder. Sie sollen nicht nur natürliche Ressourcen für zukünftige Generationen schonen, sondern auch in allen Parametern die höchste Qualität bieten. Im Mercedes-Benz VISION EQXX wurden bereits vielversprechende Alternativen zu echtem Leder vorgestellt, etwa aus nachwachsenden Rohstoffen wie pulverisierten Kaktusfasern oder aus Pilzmyzelien, der unterirdischen wurzelartigen Struktur von Pilzen.

Mercedes-Benz bietet verschiedene lederfreie Ausstattungsvarianten in seinen Fahrzeugen an, unter anderem in ausgewählten Kompaktmodellen wie zum Beispiel der A-Klasse. Dazu gehört eine hochwertige Ledernachbildung sowie ein Mikrofaservliesstoff, der aus bis zu 73 Prozent aus recyceltem Material besteht. Er kommt im Fahrzeuginnenraum als Sitzbezug, Lenkrad, der Mittelkonsole und an der Türverkleidung zum Einsatz. Der Rezyklatanteil soll in Zukunft kontinuierlich gesteigert werden und das Angebot der lederfreien Ausstattung auf weitere Fahrzeugmodelle ausgeweitet werden. Entscheidend ist für uns dabei grundsätzlich die Nachhaltigkeit der Materialien.

2. Ressourcen schonen durch innovative Materialien – Beispiel Stoffe

Recycelte Materialien sind bereits heute in vielen Fahrzeugen in Serie. So bietet Mercedes-Benz im Interieur neben Kunstleder und Mikrofaser verschiedene hochwertige Polsterstoffe an, die bis zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen bestehen. Bei den Bodenbelägen im Elektroauto EQS wird ein Nylongarn verwendet, das aus recycelbaren Materialien wie Teppichen und Fischernetzen stammt. Darüber hinaus setzt Mercedes-Benz im Zuge seiner Nachhaltigkeitsstrategie auch auf den Einsatz natürlicher Fasern und Textilien, um herkömmliche Kunststoffe durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen.

3. Innovative Materialien der Zukunft

In der Konzernforschung prüft das Unternehmen die Serieneinführung vielversprechender neuer Materialien, die die hohen Ansprüche an Nachhaltigkeit und Qualität von Mercedes-Benz erfüllen. Dazu gehört ein Hochleistungskunststoff mit lackierter Oberfläche, der durch das innovative chemische Recycling gewonnen wird. Beim chemischen Recycling werden insbesondere Altreifen und sonst schwer recycelbarer Abfall aus Kunststoff so in ihre chemischen Bestandteile zerlegt, dass daraus absolut neuwertige Werkstoffe hergestellt werden können. Die Kombination der Rohstoffe aus dem chemischen Recycling mit dem nachwachsenden Rohstoff Biomethan reduziert dabei den Einsatz fossiler Ressourcen. Erste Bauteile aus chemischem Recycling hat Mercedes-Benz bereits in Serie gebracht: Seit 2022 sind im EQE und der S-Klasse als erste Serienmodelle Bügeltürgriffe verfügbar, in deren Herstellung fossile Rohstoffe durch Biomethan und Pyrolyse-Öl aus recycelten Altreifen ersetzt wurden. Die S-Klasse wird zusätzlich einen Crash-Absorber auf Basis dieser Rohstoffkombination erhalten – ein Bauteil, das als Bestandteil des Vorderwagens für eine noch gleichmäßigere Kraftverteilung auf den Unfallgegner bei einem Frontalaufprall sorgt. Auch kommende, neue Modelle wie der EQE SUV werden Bügeltürgriffe aus dem innovativen Kunststoff erhalten. Künftig soll der Einsatz des nachhaltigeren Recyclingmaterials sukzessive gesteigert und das chemische Recycling in Kombination mit dem Biomassenbilanzansatz auch für weitere Kunststoffbauteile im Fahrzeug verwendet werden.

Ein weiterer vielversprechender neuer Werkstoff, der in den Polstern der Rücksitze eingesetzt werden könnte, ist ein teilweise auf CO₂-basierender Schaumstoff. Im Polyol, dem Hauptbestandteil dieses automobilgerechten Polyurethanschaums, wird dabei CO₂ auf chemischem Weg gebunden, das sonst in die Atmosphäre gelangen würde. Das Kohlenstoffdioxid kann bis zu 20 Gewichtsprozent des Polyols ausmachen.

4. CO₂-Reduktion in Roh- und Karosseriebau

Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtung aller verwendeten Materialien umfasst neben dem Fahrzeuginnenraum auch Karosserie und Rohbau. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Werkstoffen, die in der Herstellung besonders CO₂-intensiv sind, wie beispielsweise Stahl und Aluminium.

Bereits in Serie: Stahl mit verbesserter CO₂-Bilanz

Im Rahmen der Ambition 2039 verfolgt Mercedes-Benz das Ziel der Dekarbonisierung der Stahllieferkette und setzt dabei bewusst nicht auf Kompensation, sondern auf die Vermeidung und Reduktion von CO₂-Emissionen. So reduziert das Unternehmen den CO₂-Ausstoß in der Stahllieferkette im ersten Schritt konsequent: Im VISION EQXX wird CO₂-reduzierter Flachstahl der Salzgitter Flachstahl GmbH eingesetzt, der zu 100 % aus Schrott im Elektrolichtbogenofen hergestellt wird. Die mikrolegierten Güten sind im Vergleich zur klassischen Hochofenroute um mehr als 60 Prozent CO₂-reduziert. Sie kommen zeitgleich in Erstanwendungen in der laufenden A-Klasse, der aktuellen E‑Klasse, der neuen C-Klasse und dem EQE.

Darüber hinaus bezieht Mercedes-Benz von dem US-Amerikanischen Lieferanten Big River Steel Stahl, der die CO₂-Emissionen in der Stahlherstellung über den Einsatz von recyceltem Stahlschrott und erneuerbaren Energien um mehr als 70 Prozent reduziert. Zum Vergleich: Bei der klassischen Hochofenroute entstehen bei der Herstellung von einer Tonne Stahl im Schnitt mehr als zwei Tonnen CO₂.

Eine Frage der Technik: CO₂-freier Stahl ab 2025 geplant

Im nächsten Schritt wird Mercedes-Benz ab 2025 bei der Fahrzeugproduktion verschiedener Modelle Stahl einsetzen, der durch die Herstellung mit Wasserstoff statt Kokskohle nahezu CO₂-frei sein wird. Dazu hat sich das Unternehmen als erster Automobilhersteller an dem schwedischen Start-up H2 Green Steel (H2GS) beteiligt. Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem schwedischen Stahlersteller SSAB sind bereits in diesem Jahr erste Prototypenteile für Karosserieanwendungen aus nahezu fossilfreiem Stahl geplant. Der Partner wird dafür einen Stahl aus Eisen fertigen, der mit Hilfe von Wasserstoff in seiner Pilotanlage in Luleå hergestellt wird. Der Stahl kann in sicherheitsrelevanten Bereichen der Karosserie eingesetzt werden.

Recyceltes Aluminium

Auch beim Einsatz von Aluminium wird konsequent an der Dekarbonisierung der Lieferkette gearbeitet. Im Rohbau des Mercedes-AMG SL werden erstmalig Strukturgussbauteile aus Druckgusslegierungen aus bis zu 100 Prozent recyceltem Aluminiumschrott eingesetzt. Der Vorteil: Beim Einsatz von Sekundäraluminium aus Aluminiumschrotten lassen sich etwa 90 Prozent des Energiebedarfs gegenüber der Herstellung von Primäraluminium einsparen und gleichzeitig Ressourcen schonen.