Unsere Aktivitäten in der Kobalt-Lieferkette.

Zukünftige Batteriezelle

Auditierte Rohstoffe und weniger Kobalt in zukünftigen Batteriezellen.

Die Elektrifizierung der Neufahrzeugflotte ist für Mercedes-Benz ein zentraler Baustein der „Ambition 2039“ und Grundvoraussetzung auf dem Weg zur bilanziellen CO₂-Neutralität über die gesamte Wertschöpfungskette. Wichtig für eine wirklich nachhaltige Elektroflotte sind verantwortungsvoll gewonnene und verarbeitete Rohstoffe. Mit einem umfassenden Ansatz für Kobalt, Lithium, Nickel, Graphit, Kupfer und Mangan setzt der Mercedes-Benz Einkauf nun neue Standards.

Herzstück einer Batterie ist die Batteriezelle. Bei deren Produktion kommen vielfältige Materialien zum Einsatz – darunter auch Kobalt und Lithium. Beide zählen zu den Batterierohstoffen, deren Abbau zum Teil menschenrechtlich und ökologisch stark kritisiert wird.

Perspektivisch soll der Einsatz kritischer Materialien weiter verringert werden. So wird der Kobaltanteil bereits bei den kommenden Generationen von Batteriezellen auf weniger als zehn Prozent reduziert . Das langfristige Ziel ist sogar, durch Post-Lithium-Ionen-Technologien mit neuen Materialzusammensetzungen ganz auf Materialien wie Kobalt verzichten zu können.

Bezug von Batteriezellen mit auditiertem Kobalt, Lithium, Nickel, Kupfer, Graphit und Mangan

Teil eines umfassenden Ansatzes für die gesamte Batteriestrategie von Mercedes-Benz ist eine Entscheidung des Mercedes-Benz Einkaufs, mit der das Unternehmen den sozialverträglichen und umweltgerechten Abbau von Rohstoffen in der Batteriezelle fördert

Zukünftig bezieht das Unternehmen ausschließlich Batteriezellen mit Kobalt, Lithium, Nickel, Graphit, Kupfer und Mangan aus auditiertem Abbau. Um dies zu erreichen, arbeitet der Mercedes-Benz Einkauf künftig nur noch mit Lieferanten zusammen, die Rohmaterial aus auditierten Quellen nach dem anerkannten Bergbaustandard der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA)  beziehen und ihren Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette nach OECD Richtlinien nachkommen. Zu den wichtigsten Kriterien des Standards gehören sowohl Menschenrechtsaspekte als auch der umweltverträgliche Abbau der Rohstoffe. Darüber hinaus betrachtet der Standard unter anderem weitere soziale und gesellschaftliche Aspekte, die in Verbindung mit den Auswirkungen von industriellem Bergbau stehen. Die Lieferketten werden auch künftig regelmäßig überprüft.

Seit 2021 setzen wir IRMA als Voraussetzung in allen batteriebezogenen Vergaben ein und fordern von unseren Lieferanten die ausschließliche Verwendung von Kobalt, Lithium, Nickel, Graphit, Mangan und Kupfer aus IRMA-auditierten Minen in neu beauftragten Lieferumfängen. Weil IRMA noch am Beginn der industrieweiten Anwendung steht, setzen wir dabei auf Übergangszeiträume. Mit unserer klaren Anforderung beschleunigen wir die Etablierung des Standards unter realistischen Bedingungen: Wir setzen schrittweise auf immer verantwortungsvollere Praktiken mit dem mittelfristigen Ziel einer robusten Zertifizierung. So erwarten wir zum jeweiligen Produktionsstart des entsprechenden Kaufteils beim Lieferanten mindestens einen Nachweis über „IRMA Transparency“ und drei Jahre danach die Erreichung von „IRMA 50“ oder höher. Details zu den beschriebenen IRMA-Einstufungen siehe hier .

Aktuell (Stand 09/22) befinden sich gerade 65 Bergbauunternehmen mit 76 Standorten in verschiedenen Phasen des IRMA Prozesses. Nähere Informationen dazu hier .

Mit der strategischen Entscheidung, künftig nur noch mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die den Vorgaben der IRMA zustimmen, verfolgt Mercedes-Benz das Ziel, die Achtung und Wahrung der Menschenrechte sowie den Umweltschutz bereits beim Abbau der Rohstoffe sicherzustellen.

Mercedes-Benz hat sich ganz bewusst dafür entschieden, kritische Herkunftsländer wie etwa die Demokratische Republik Kongo nicht generell als Bezugsquelle auszuschließen. Vielmehr zielt der umfassende Ansatz darauf ab, die Situation vor Ort für die Menschen zu verbessern und deren Rechte zu stärken. Nur so können langfristige gesellschaftliche Veränderungen erreicht werden.

Damit folgt das Unternehmen auch der Empfehlung von Nichtregierungsorganisationen, Politik und weiteren relevanten Interessensgruppen, sich nicht generell aus kritischen Ländern zurückzuziehen. Der Grundsatz „Befähigung vor Rückzug“ ist eine Handlungsmaxime, die sich in abgewandelter Form in verschiedenen Rahmenwerken zur Achtung und Wahrung der Menschenrechte wiederfindet, an denen sich Mercedes-Benz orientiert – unter anderem im Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte der deutschen Bundesregierung.

Konsequenter Auswahlprozess in den Batteriezelllieferketten

Bereits 2018 hatte Mercedes-Benz das Audit- und Beratungsunternehmen RCS Global  beauftragt, Transparenz über die komplexen Kobalt-Lieferketten von Batteriezellenlieferanten zu schaffen und diese über alle Stufen hinweg nach OECD-Leitlinien zu auditieren. Bis Juni 2022 wurden dabei 236 Betriebe identifiziert und 154 Audits sowie 67 Trainings nach einer entsprechenden Risikoabschätzung durchgeführt. 2022 hat sich MB aufgrund der steigenden Anforderungen an Sorgfaltspflichten sowie erhöhter Transparenz in den Batteriezelllieferketten entschieden die Auditaktivitäten in Zusammenarbeit mit RCS Global fortzuführen und über Kobalt hinaus um die Rohstoffe Lithium, Nickel, Kupfer, Graphit und Mangan zu erweitern. Zudem wird der Auditumfang von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten um umweltspezifische Aspekte erweitert. Die neue Phase des Projekts soll zunächst bis Mitte 2025 laufen.

Auditierung durch RCS Global

Die Lieferketten von Batteriezellenlieferanten von Mercedes-Benz werden von RCS Global über alle Stufen hinweg – vom Batteriezellenlieferanten bis zur Mine – kontrolliert. Diese Prüfung umfasst unter anderem Aspekte wie die Vermeidung von Kinderarbeit und moderner Sklaverei, Arbeitsschutz und Gesundheitsmaßnahmen, Materialkontrolle und vorhandene Due Diligence Systeme. Bei Bedarf werden mit den Lieferanten mittels individueller Pläne Korrekturmaßnahmen (Corrective Action Plans) vereinbart; deren Umsetzung kontinuierlich nachgehalten wird. Die Korrekturmaßnahmen und ihre regelmäßige Überprüfung sollen sicherstellen, dass ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in der Lieferkette stattfindet. Das Ziel ist, dass das Kobalt für die Batteriezellen aus verantwortungsvollen Bezugsquellen stammt, die die Anforderungen der Mercedes-Benz AG erfüllen.

  • Transparenz und Überprüfung der Batteriezelllieferkette des Unternehmens auf jeder Stufe vom Batteriezelllieferanten bis zum Minenstandort
  • Prüfung und Verbesserung der Due-Diligence Managementsysteme und Beschaffungspraktiken der Lieferanten in den Batteriezelllieferketten
  • Einleitung eines Prozesses der kontinuierlichen Verbesserung durch Kontrolle der Umsetzung von Korrekturmaßnahmenplänen und Schulungen für die Lieferanten
  • Transparenz und Erfahrungen im Umweltschutz zu erhöhen z. B. durch Beschaffung spezifischer Informationen z.B. CO2-Fußabdruck, Grünstromanteil, Rezyklat etc.
  • Sensibilisierung und Dokumentation der Inhalte der Mercedes-Benz Responsible Sourcing Standards

Die Prüfungsanforderungen sind auf die verschiedenen Lieferantenebenen zugeschnitten und basieren auf internationalen Standards, die für die Due Diligence der Rohstoffe relevant sind. Die im Rahmen des Programms bewerteten Kriterien umfassen:

  • Due-Diligence-Managementsysteme einschließlich Materialkontrolle, Risikomanagement und -minderung sowie öffentliche Berichterstattung, basierend auf den Fünf-Schritte-Kriterien der OECD Due Diligence Guidance for Responsible Sourcing from High Risk Areas sowie den Chinese Due Diligence Guidelines for Responsible Mineral Supply Chain (Chinese Guidelines), CCCMC, RCI, dem RMI Pilot Cobalt Refiner Supply Chain Due Diligence Standard und dem Joint Due Diligence Standard für Kupfer, Nickel und Zinn.
  • Menschenrechte, einschließlich Kinderarbeit; moderne Sklaverei; grobe Menschenrechtsverletzungen, basierend auf dem OECD Due Diligence Guidance Annex 2, den Chinese Guidelines, und dem UK Modern Slavery Act (2015).
  • Gesundheit und Arbeitssicherheit, basierend auf der ISO 18001, OHSAS 18001 oder ISO 45001 Certification. Auf Ebene der Minen: Responsible Business Alliance, Code of Conduct, Version 6.0 (2018), Provision B.1 Health and Safety; IRMA Critical Requirements.
  • Ethik und Transparenz, einschließlich Offenlegung von Informationen zur Lieferkette sowie Prüfungszusammenarbeit.

Nach sieben Monaten Laufzeit wurden bis Ende Januar 2023 bereits 399 verschiedene Lieferanten und Sub-Lieferanten, von Batterieherstellern bis hin zur Mine für die Rohstoffe Kobalt, Lithium, Nickel, Graphite, Kupfer und Mangan, identifiziert. 35 von bisher 55 vorgesehenen Audits konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Bis Ende Juni 2023 sollen die restlichen nachgezogen werden. Darüber hinaus wurden bereits zwei Trainings im Bereich Sorgfaltspflichtenmanagement sowie zwei Trainings für Upstream Supplier mit neu entwickelten ESG Kriterien durchgeführt.

  • Human Rights Due Diligence Audits: Die Batteriezelllieferanten hat sich vor allem die Erweiterung des Auditsscopes (von Kobalt auf Lithium, Nickel und Graphite) vor Herausforderungen gestellt. So schnitten sie im Durchschnitt schlechter in den Punkten Due Diligence Management System sowie Risk Assessment in der Lieferkette ab. Grundsätzlich konnten jedoch alle sehr gute Ergebnisse in den Bereichen Einhaltung von Menschenrechten sowie Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen erreichen. Kathoden- und Anodenhersteller hatten ebenfalls die größten Findings im Bereich Risk Assessment in der Lieferkette, haben jedoch sämtliche Anforderungen in den Bereichen Kinderarbeit und Auditintegrität erfüllt. Die Refiner schnitten insgesamt etwas schlechter ab. Hauptsächlich aufgrund von fehlender Richtlinien im Bereich OHS sowie Mitarbeitertrainings. Auch konnten nicht immer alle Sub-Lieferanten offengelegt werden.
  • Neues Extensive E-Module Audit: Bis Ende Januar waren bereits 4 E-Module Audits abgeschlossen. Diese wurden bei zwei Kathoden-, einem Anodenhersteller sowie einem Kobaltrefiner jeweils mit Sitz in China durchgeführt. Die Lieferanten erreichten hohe Punktzahlen im Bereich Umweltmanagementsystem, Wasserqualität und Umgang mit Gefährlichen Substanzen / Abfällen. Niedrigere Ergebnisse insbesondere im Bereich Umweltsorgfaltspflichten, hauptsächlich aufgrund unzureichender Validierung wichtiger Sub-Lieferanten. Corrective Action Plans (CAP):

Knapp 40% der ausgestellten CAPs befinden sich aktuell im Bearbeitungsprozess. Das bedeutet, dass Findings aus den Audits teilweise schon bearbeitet wurden, teilweise aktuell zur Prüfung der CAP-Nachweise bei RCS liegen. 60% befinden sich gerade in der Ausgestaltungs- bzw. Akzeptanzphase. Das ist der kurzen Laufzeit seit Beginn der neuen Projektphase geschuldet.

Dieser Artikel wurde am 16. Juni 2023 aktualisiert, um neue Informationen über die Kobaltlieferkette einzubeziehen.