Baden-Württemberg – die Wiege der Mobilität. Hier bin ich aufgewachsen. Da wo mehr als woanders die Geschichte der Mobilität geprägt wurde und auch weiterhin geprägt wird. Mit dem Volocopter: und zwar „elektrisch“.
Erster Volocopter-Flug in europäischer Stadt in Stuttgart

Warum wir mit Daimler an die Zukunft der Flugtaxis glauben.
Dieser Artikel wurde ursprünglich im Daimler-Blog veröffentlicht.
Stuttgart. Ich stehe auf dem Hügel des Mercedes-Benz Museums. Gerade ist der Volocopter nach seinem ersten Flug in einer europäischen Stadt gelandet. Um mich herum stehen Tausende von Menschen und jubeln. Was für ein Gefühl! In Baden-Württemberg wurden das Fahrrad, das Motorrad sowie das Auto erfunden. Und im Jahre 2011 auch das Flugtaxi: der Volocopter.
6 Min. Lesedauer
Der Vorteil von Volocopter gegenüber Helikoptern?
Der Unterschied zu konventionellen Helikoptern ist schnell erklärt: Volocopter funktionieren technisch eher wie eine Drohne, sind um ein Vielfaches leiser, wartungsärmer und dabei vollelektrisch – also während des Fluges komplett emissionsfrei.
Der Volocopter ist für den städtischen Nahbereich ausgelegt. Die weltweite Urbanisierung ist unaufhaltsam. Im Jahre 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben (Quelle: statista
Ziel: Mobilitätsergänzung für breite Schichten der Gesellschaft
Direkt zu seinem Zielort zu fliegen soll nicht länger eine Exklusivität für wenige Superreiche bleiben, sondern eine sinnvolle Mobilitätsergänzung für breite Schichten der Gesellschaft auf ausgewählten Routen. Volocopter sind dort sinnvoll eingesetzt, wo die Vorteile der dritten Dimension zum Tragen kommen und große Zeitersparnisse erreicht werden können, beispielsweise wenn die Route über einen Fluss, See, Berg oder einen Stauabschnitt führt. Somit können Lufttaxis ein wichtiger Teil zur Lösung der Probleme in urbanen Regionen sein, um den Menschen wieder mehr Freiraum zurückzugeben.
Unser “Electric vertical take-off and landing aircraft“ (eVTOL) ist als Zweisitzer konzipiert. Wir haben zahlreiche Studien ausgewertet – in den allermeisten Anwendungsfällen sind zwei Sitze ausreichend. Auch im Taxi sitzt meist nur ein Fahrgast. Außerdem gilt: Je leichter das Fluggerät, desto besser die Bilanz und desto leiser der Betrieb.
Alle flugkritischen Sicherheitssysteme sind mehrfach redundant verbaut. Der Volocopter ähnelt zwar äußerlich einem Hubschrauber, ist technisch einer Drohne aber viel näher. Die 18 Rotoren sind der sichtbarste Teil unseres Volocopter-Sicherheitskonzepts: Alle flugkritischen Systeme sind mehrfach redundant verbaut und sorgen dafür, dass der Volocopter so sicher wird, wie ein herkömmliches Passagierflugzeug: nur leiser und effizienter sowie ohne Bedarf nach platzraubenden Start- und Landebahnen.
Der ideale Partner? Lab 1886 – der Daimler Innovationsbereich
Die Daimler AG ist mittlerweile ein langjähriger Gesellschafter und Partner von uns: ein wahrer Mobilitätspionier. So wie wir.
Beide Unternehmen sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit, Komfort und individuelle Freiheit durchaus Hand in Hand gehen können. Damit wir den Verkehr in den Städten sinnvoll entlasten können, streben wir eine große Produktion von Volocoptern an.
Wir sind jung, wollen uns entwickeln und Skaleneffekte erzielen. „Der Daimler“ hat eine über 130-jährige Erfahrung in der Produktion von komplexen Produkten auf der ganzen Welt – was ein großer Vorteil ist.
„Nachhaltigkeit und individuelle Freiheit schließen sich nicht aus.“
Emotional und rational ein idealer Partner, mit dem wir Flugtaxis in Städten überall auf der Welt zur Realität machen können. Uns beide bewegen die Themen Mobilität als ein Service, Elektro-Mobilität und Nachhaltigkeit. Da gibt es viele Gebiete, wie der elektrische Antriebstrang, bei denen wir inhaltlich zusammenarbeiten können.
Die vorläufige Verkehrszulassung berechtigt Volocopter bereits heute am Luftverkehr in Deutschland mit bemannten Flügen teilzunehmen.
Damit ist Volocopter das weltweit erste und einzige Unternehmen mit einer vorläufigen Verkehrszulassung für bemannte Multicopter. Volocopter ist ein voll-elektrischer und sicherer Senkrechtstarter, der Platz für zwei Personen bietet. Somit hat er das Potenzial das Flugtaxi der Zukunft zu werden.
Der Volocopter ist besonders leise: Die 18 Rotoren liegen akustisch in einem engen Frequenzband und erscheinen der menschlichen Wahrnehmung nur ca. doppelt so laut wie ein einzelner Rotor. Ein Helikopter ist dagegen mit seinem Haupt- und Heckrotor sowie der Turbine um ein Vielfaches lauter. Zum Vergleich: Ein Volocopter 2X ist bereits in 75 Meter Entfernung so leise wie ein Kleinsthubschrauber in 500 Meter Entfernung (65 dB(A)). Also 7-mal leiser.
18 leise Rotoren, einfachste Einhandbedienung per Control Stick und ein Höchstmaß an Ausfallsicherheit durch redundante Auslegung: Kein Verbrennungsmotor, kein Krach, keine komplizierte Mechanik. Einfach einsteigen, losfliegen und entspannt ankommen.
Die maximale Geschwindigkeit beträgt 100 km/h. Die optimale Geschwindigkeit für eine möglichst große Reichweite beträgt 70 km/h.
Ausblick: In den nächsten drei Jahren zur Marktreife
Erst vergangene Woche haben wir einen neuen Partner gewinnen können: die Zhejiang Geely Holding Group (Geely Holding). Gemeinsam wollen wir Urban Air Mobility weiterentwickeln und auch nach China bringen. Im ersten Schritt heißt das, dass wir uns voll darauf konzentrieren, eine Zulassung für unser neuestes Flugtaxi Model, den VoloCity – zu bekommen. Das wird schon in den nächsten ca. drei Jahren passieren.
Wir stehen alle in den Startlöchern – das Fluggerät sowie auch die Infrastruktur am Boden, die neben konventionellen Helipads auch aus sogenannten VoloPorts (Landeinfrastrukturen für die Großstädte) bestehen wird. Und auch an der Integration in die Flugsicherung des Luftraums arbeiten wir bereits. Erst kürzlich sind wir am Flughafen Helsinki geflogen –voll integriert während des Betriebs mit den großen „Airlinern“.
Forschungsstudie: Doch wie steht es um die Akzeptanz in der Bevölkerung?
Ich beobachte den Flug des Volocopters vor dem Museum hier in Stuttgart, noch ist es für die meisten ein außergewöhnlicher Anblick, doch bald werden Flugtaxis Teil unseres Alltags sein. Ich muss an die Anfänge der Automobilität denken, als Menschen Angst hatten und zur Sicherheit ein Mensch mit roter Fahne vor dem Auto vorweg laufen musste, um das außergewöhnliche Gefährt anzukündigen. Glücklicherweise scheinen wir jedoch inzwischen aufgeschlossener zu sein – als Gesellschaft aber auch in der Zusammenarbeit mit den entsprechenden Institutionen und Behörden.
Das zeigt beispielsweise auch die Bereitschaft der anwesenden Bürger, den Fragebogen der „Hochschule für Technik Stuttgart“ auszufüllen. Die über Tausend Fragebögen zum Forschungsthema „Akzeptanz von Flugtaxis in der Bevölkerung“, waren sehr schnell ausgefüllt. Wir sind alle gespannt auf die Ergebnisse.
Ich bin überzeugt, dass wir mit neuen Technologien individuelle Nachhaltigkeit erreichen können. Mit dem Volocopter hoffe ich einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, unsere Mobilität zu verbessern, ohne dabei die Enkeltauglichkeit unseres Handelns aus den Augen zu verlieren. Es geht mir um ein nachhaltiges und attraktives Zukunftsbild.
Als der Jubel der Anwesenden auf dem Museumshügel abebbt, schaue ich in die Gesichter neben mir. Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius nickt anerkennend und der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann bemerkt lächelnd: „Ich hab‘ das Gefühl. Das wird was.“
Also dann lasst es uns angehen.