Datenschutz für die Mobilität im 21. Jahrhundert

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Auch Daten müssen sicher fahren.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Daimler-Blog veröffentlicht.

Fragt man Menschen auf der Straße, wofür die Marke Mercedes-Benz steht, ist der Tenor einhellig: Neben Komfort, Luxus und Eleganz wird den Fahrzeugen von der A- bis zur S-Klasse vor allem ein Attribut immer wieder zugeschrieben: Sicherheit und Schutz der Insassen.

7 Min. Lesedauer

von Christian Scholz, Autor
erschienen am 09. September 2019

Fragt man Menschen auf der Straße, wofür die Marke Mercedes-Benz steht, ist der Tenor einhellig: Neben Komfort, Luxus und Eleganz wird den Fahrzeugen von der A- bis zur S-Klasse vor allem ein Attribut immer wieder zugeschrieben: Sicherheit und Schutz der Insassen. Das verwundert wenig. Denn seit den 1950er-Jahren setzt Mercedes-Benz Maßstäbe bei der aktiven und passiven Sicherheit des Automobils, seien es das Anti-Blockier-System, der Airbag oder der Abstandsregeltempomat Distronic. All das ist heute Standard, und neue Features sorgen dafür, dass sich Menschen in einem Mercedes noch sicherer und geschützter fühlen. Die Produkte genießen daher ein hohes Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist ein hohes und schützenswertes Gut.

Nun hat sich aber kaum ein Produkt in der letzten Dekade stärker gewandelt als das Automobil. Die fortschreitende Digitalisierung und die Konnektivität von Diensten sorgen schon heute dafür, dass Fahrer vieler aktueller Baureihen alle technischen Annehmlichkeiten nutzen können: von Live-Traffic-Informationen über die Spracherkennung MBUX bis zur Nutzung der persönlichen Smartphone-Apps im Fahrzeug. Angesichts der Daten, die dabei im Auto zusammenlaufen und verarbeitet werden, drängt sich eine ganz andere Frage auf: Sind die Daten in einem Mercedes genauso sicher aufgehoben und geschützt wie die Passagiere?

MBUX – Mercedes-Benz User Experience: Die Technologie basiert auf künstlicher Intelligenz und einem intuitiven Bedienkonzept.
MBUX – Mercedes-Benz User Experience: Die Technologie basiert auf künstlicher Intelligenz und einem intuitiven Bedienkonzept.

Datenschutz als Qualitätsmerkmal

Für Renata Jungo Brüngger, im Daimler-Vorstand verantwortlich für Integrität und Recht (darunter fällt auch das Thema Datenschutz) steht dies außer Frage: „Daten sind die Zukunft, sie ermöglichen innovative Services und schaffen so einen Mehrwert für unsere Kunden. Gleichzeitig gilt: Wir bei Daimler gehen verantwortungsvoll mit Daten um. Denn wir verstehen Datenschutz als Qualitätsmerkmal. Das Vertrauen, das Menschen seit jeher in einen Mercedes haben, gilt es von der realen auf die Datenautobahn zu übertragen.“

Um dieses Vertrauen zu schaffen, ist es wichtig, die Datenhoheit bei den Kunden zu belassen. Deshalb basieren alle unsere Produkte auf dem Prinzip „Privacy by Design“. Klingt nach Technik-Kauderwelsch, ist aber essentiell für den Datenschutz und oberstes Credo für die Entwicklung. Wörtlich übersetzt heißt Privacy by Design „Datenschutz durch Technikgestaltung“. Konkret bedeutet das: Unsere Ingenieure achten schon zu Beginn der Entwicklung neuer Features und neuer digitaler Geschäftsmodelle darauf, dass sie datenschutzfreundlich gestaltet und nutzerfreundlich bedienbar sind. Bei der Erhebung und Verarbeitung von Daten im Fahrzeug wird der Schutz personenbezogener Daten im Sinne der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) von Anfang an berücksichtigt – lange bevor ein Feature zur Serienreife gelangt und im Fahrzeug zur Verfügung steht.

„Wir bei Daimler gehen verantwortungsvoll mit Daten um. Denn wir verstehen Datenschutz als Qualitätsmerkmal. “

Renata Jungo Brüngger Vorstandsmitglied von Daimler für Integrität und Recht

„Wir setzen beim Umgang mit Daten vor allem auf drei Prinzipien, die uns besonders wichtig sind: Transparenz, Selbstbestimmung und Datensicherheit. Wir erklären unseren Kunden, wofür wir ihre Daten benötigen und wie wir sie verarbeiten. Die Kunden haben die Wahl: Sie entscheiden welche Dienste sie nutzen und welche Daten sie weitergeben möchten“, so Jungo Brüngger. Innerhalb der Mercedes me-App können Kunden verschiedene Fahrzeugdaten abrufen und - wenn man das möchte – das Fahrzeug sogar ver- und entriegeln kann. Erhoben werden bei Mercedes me aber grundsätzlich nur die Daten, die für den jeweiligen Dienst erforderlich sind. Die Zustimmung zur Datenübertragung können Mercedes-Benz Kunden natürlich auch jederzeit widerrufen.

Klar ist aber auch: Beim Thema Daten geht es um weitaus mehr als um Betriebsfunktionen oder Entertainment: Automobilhersteller befinden sich längst in der Transformation von blech- und stahlverarbeitenden Industrieunternehmen zu kompletten Mobilitätsdienstleistern. Daimler-CEO Ola Källenius brachte es beim DigitalLife Day im Juli in Stuttgart auf den Punkt: „Daimler war immer eine Hardware-Company. Das ist unsere DNA, das können wir. In den letzten Jahren haben wir uns aber auch mehr und mehr zu einer Software-Company entwickelt und sind auch hier in vielen Bereichen federführend. Die Digitalisierung rund ums Automobil nimmt weiter Fahrt auf – gerade mit Blick auf das automatisierte Fahren und die Vernetzung. Ich erwarte, dass wir mit Einführung des 5G-Standards noch einmal ganz neue Dimensionen erreichen werden.“

Mit der Mercedes me App lassen sich viele Statusinformationen des Fahrzeugs abrufen, die Standheizung aus der Ferne steuern oder Türen von unterwegs öffnen und schließen.
Mit der Mercedes me App lassen sich viele Statusinformationen des Fahrzeugs abrufen, die Standheizung aus der Ferne steuern oder Türen von unterwegs öffnen und schließen.

Moderne Mobilitätslösungen sind auch Data-Lösungen

Kunden von heute wollen nicht nur ein tolles Auto fahren. Sie möchten sicher, bequem und vor allem schnell von A nach B gelangen und dabei so flexibel wie möglich bleiben. Denn zwischen A und B kann auch mal C liegen. Gerade in Ballungsräumen mit immer mehr Menschen wachsen die Anforderungen an die Mobilität und die dazugehörige Infrastruktur stetig weiter. Die Lösung kann in der Kombination verschiedener Mobilitätsangebote liegen (und dazu zählt nicht allein das Auto). Solche Verbindungen sind ohne einen verlässlichen Datenfluss ebenso wenig möglich wie automatisierte Funktionen im Fahrzeug und – perspektivisch – das autonom fahrende Fahrzeug. Für Sajjad Khan, Executive Vice President, Member of the Divisional Board of Mercedes-Benz Cars, CASE, steht außer Frage: „Um die Mobilität der Zukunft erfolgreich mitzugestalten, ist das Wissen um Daten und ihren Einsatz mindestens genauso wichtig wie das Wissen um Antriebsstränge.“

„Um die Mobilität der Zukunft erfolgreich mitzugestalten, ist das Wissen um Daten und ihren Einsatz mindestens genauso wichtig wie das Wissen um Antriebsstränge.“

Sajjad Khan Mitglied des Bereichsvorstandes Mercedes-Benz Cars, CASE

Der Markt für Software und Elektronik im Auto wird – da muss man kein Hellseher sein – weiter wachsen. Nicht zuletzt durch das automatisierte Fahren und dem Zukunftssektor Künstliche Intelligenz (KI) . Das hat wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Konsequenzen und wirft zugleich die Frage auf, wie wir die Daten aus den Fahrzeugen so kontrollieren, dass damit kein Missbrauch getrieben werden kann? Auch hier ist modernste Technik der Schlüssel. „Die Bereitstellung von Daten, die im Fahrzeug erhoben werden, erfolgt schon heute über das so genannte Extended Vehicle-Konzept. Das bedeutet, es erfolgt kein direkter Zugriff Dritter auf das Fahrzeug, sondern ausschließlich über einen externen und besonders gesicherten Back-end-Server des Fahrzeugherstellers“, erklärt Khan.

Ein weiteres Beispiel: Mit der Vernetzungslösung Mercedes PRO von Mercedes-Benz Vans können Fuhrparkmanager online Aufträge steuern und Fahrzeugdaten wie Standort oder Laufleistung nahezu in Echtzeit abfragen.
Ein weiteres Beispiel: Mit der Vernetzungslösung Mercedes PRO von Mercedes-Benz Vans können Fuhrparkmanager online Aufträge steuern und Fahrzeugdaten wie Standort oder Laufleistung nahezu in Echtzeit abfragen.

Der Umgang mit Daten muss nachhaltig sein

Auch wenn das Internet selbst schon lange den Kinderschuhen entwachsen ist – die Möglichkeiten, die digitale Technologien in den nächsten Jahren bieten – das Stichwort 5G fiel bereits – stehen erst am Anfang. Umso wichtiger ist es, dass neben dem zweifelsfrei wichtigen Thema „CO2-Neutralität“ auch die Fragen zur Digitalisierung vor dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung zur Globalen Umweltveränderungen (WBGU) drängte erst jüngst darauf, auch die Digitalisierung nachhaltiger zu machen. „Der globale digitale Wandel sollte so gestaltet werden, dass er die Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren globalen Nachhaltigkeitszielen unterstützt“, so die Experten.

Die Agenda 2030 wurde im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet und soll die Grundlage dafür schaffen, den weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu gestalten. Die WBGU knüpft in ihrer Charta für ein nachhaltiges Digitales Zeitalter, an die Agenda 2030 an und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie fordert, dass der Einsatz digitaler Technologie auch verpflichtet.

Ihr Gebrauch solle zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Digitale Lösungen dürften nicht dazu benutzt werden, Menschen zu unterdrücken, anlasslos zu überwachen oder soziale Kontrolle auszuüben. „Alle Menschen haben das Recht auf digitale Identität, Souveränität, Datenschutz und Privatsphäre.“ Alle Staaten und Unternehmen sollen „aktiv auf die Minimierung von Risiken für kritische Infrastrukturen“ hinwirken.

Daimler hat sich in diesem Jahr mit der „Ambition 2039“ keine weitere neue Nachhaltigkeitsstrategie verordnet, sondern den Begriff weitergefasst: Unternehmen haben nur dann eine Zukunft, wenn sie eine nachhaltige Unternehmensstrategie verfolgen. Dazu gehört, dass die Neuwagenflotte von Mercedes-Benz in den nächsten 20 Jahren CO2-neutral werden soll. Eine nachhaltige Unternehmensstrategie geht aber darüber hinaus und schließt neben dem Klimaschutz auch Themen wie Ressourcenschonung, Verkehrssicherheit, Menschenrechte und den verantwortungsvollen Umgang mit Daten ein.

Denn klar ist: In der Mobilität der Zukunft spielen Vernetzung und Digitalisierung eine entscheidende Rolle – sei es beim automatisierten und autonomen Fahren oder bei neuen Services. Diese Entwicklungen begleiten wir bei Daimler mit einem ganzheitlichen Data-Governance-Ansatz zum verantwortlichen Umgang mit Daten. Damit wollen wir unseren Kunden neben neuen Services auch einen komfortablen und sorgenfreien Umgang mit Daten bieten. Damit sie auch künftig in einem Mercedes so geschützt und sicher wie nur möglich unterwegs sind.

Christian Scholz

Dieser Beitrag wurde von Christian Scholz verfasst. Als Kind schaffte er es in den 80er Jahren einmal mit einer Autozeichnung ins Mercedes-Benz Magazin. Er kreuzte damals SUVs und Coupés miteinander. Völlig verrückt! Und so nutzte er den Bleistift in den Folgejahren doch lieber zum Texten als zum Zeichnen. Heute schreibt er in verschiedenen Daimler-Medien über Autos und Themen, die rund um das Auto bewegen.

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