Bis heute haben alle drei davon profitiert und sich gleichzeitig ihr unverkennbar eigenes Markenprofil bewahrt. Was heute aber kaum noch jemand weiß: Dreizackstern und vier Ringe waren einst unter dem Dach von Daimler-Benz vereint. Es ist Großaktionär Friedrich Flick, der Anfang 1958 befindet: Eine Übernahme der Auto Union GmbH durch Daimler-Benz, das würde gut passen und zu Synergien führen. Am 1. April 1958 genehmigt der Aufsichtsrat der Daimler-Benz AG den Erwerb von knapp 88 Prozent des Stammkapitals der Auto Union GmbH. Knapp zwei Jahre später ist die Auto Union eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Daimler-Benz AG.
Die 1932 durch Zusammenschluss von DKW (Dampf-Kraft-Wagen), Audi, Horch und Wanderer gegründete Auto Union, deren Werke allesamt in Sachsen lagen, hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Ingolstadt und Düsseldorf neu etabliert und 1949 die Produktion von Motorrädern und Automobilen der Marke DKW aufgenommen. Der Zweitaktmotor, mit dem schon die DKW Automobile der Vorkriegszeit ausgerüstet waren, erweist sich in der Wirtschaftswunderzeit der 1950er Jahre als nicht mehr zeitgemäß und wird zur Hypothek, die den Markterfolg von DKW zunehmend beeinträchtigt. Schon bei der Übernahme ist der Muttergesellschaft klar: Ein Viertaktmotor muss her, um das wirtschaftliche Überleben der Tochter zu sichern.
Es sind schließlich Daimler-Benz Ingenieure unter Ludwig Kraus, die nach Ingolstadt entsandt werden, und dort den in Stuttgart konstruierten hochmodernen und sparsamen Vierzylindermotor mit der internen Bezeichnung M 118 zur Serienreife entwickeln. Premiere feiert das Aggregat 1965 im neuen Auto Union „Typ Audi“. Das Fahrzeug ist der erste Personenwagen der Auto Union mit Viertaktmotor nach dem Zweiten Weltkrieg und zugleich das erste Modell der Marke Audi, das seit Kriegsende erscheint.
Der neue Audi legt den Grundstein zu einer Erfolgsgeschichte. Als er im September debütiert, ist die Verbindung des Dreizacksterns mit den vier Ringen jedoch schon wieder Geschichte. Zum 1. Januar 1965 hat Volkswagen eine 50,3-%-Mehrheit an der Auto Union übernommen. Ende 1966 wird das Unternehmen dann eine hundertprozentige Tochter von Volkswagen. Doch ein wenig Mercedes-Benz DNA bleibt. Der von Untertürkheim nach Ingolstadt gewechselte Technische Direktor Ludwig Kraus und weitere Mercedes-Ingenieure bleiben vor Ort und verhelfen der Marke mit den vier Ringen zum endgültigen Durchbruch: Mit den Erfolgsmodellen Audi 100 (1968), Audi 80 (1972) und Audi 50 (1974).
Und auch die Auto Union hat bei Mercedes bis heute Spuren hinterlassen. Wo? In Düsseldorf! Den seit 1951 genutzten Standort hatte die Auto Union GmbH 1962, nach der Konzentration ihrer Produktion in Ingolstadt, an die Konzernmutter Daimler-Benz vermietet. Beim Verkauf an Volkswagen verbleibt das Düsseldorfer Werk bei Daimler-Benz. Heute arbeiten im weltweit größten Transporter-Werk der Daimler AG über 6.000 Menschen. Es ist das Leitwerk für die weltweite Produktion des Mercedes-Benz Sprinters. Stern und Ringe – man hat voneinander profitiert, ganz gleich ob als Wettbewerber oder unter einem Dach.