Mercedes-Benz Werk Wörth (Deutschland)

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#thisisdaimler: Wörth

Im Mercedes-Benz Werk Wörth werden die Lkws produziert. Fast jeder fünfte Lkw in Europa ist ein "Wörther". Aber was macht das Werk so erfolgreich? Wie arbeiten und leben die Mitarbeiter in Wörth? Drei Regionen treffen in diesem Standort zusammen und leben den "Wörther Geist" vor um die Qualität sicherzustellen, für die die Mercedes-Benz Produkte bekannt sind.

5 Min. Lesedauer

von Christoph Bleicher, Gruppenverantwortlicher Fahrerhausinnenbau
erschienen am 11. November 2019

Um meinen Arbeitsplatz im Mercedes-Benz Werk in Wörth am Rhein zu beschreiben, gehen wir am besten zwei Jahre zurück. Damals gab es bei uns am Standort Wörth einen Familientag. Und das heißt bei uns nicht nur, zeige deiner Familie den Arbeitsplatz (das aber natürlich auch) – nein, wir hatten ein Riesenrad, Karusselle und Essensstände. Das ganze Werk hat sich binnen eines Tages in eine Kirmes verwandelt!

Ich finde, das zeigt schon ziemlich gut, wie viel hier an unserem Pfälzer Standort passiert. Im Alltag stehen natürlich die ganz großen Autos im Mittelpunkt – schließlich laufen hier im größten Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz bis zu 470 Lkw pro Tag vom Band!

Arbeitsalltag? Kenn ich nicht

Nun aber erstmal zu mir: Ich bin Christoph Bleicher, 34 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Seit 2011 arbeite ich im Werk Wörth als Gruppenverantwortlicher im Fahrerhausinnenausbau. Davor habe ich eine Kfz-Ausbildung in einer kleinen Werkstatt gemacht. Zu so einem großen Daimler-Standort wie Wörth zu wechseln, war zugegeben ein kleiner Kulturschock für mich. Die ungewohnte Größe des Werkes, die vielen neuen Arbeitskolleginnen und –kollegen und natürlich die getaktete Arbeit am Montageband – alles Dinge, die ich aus meiner vorherigen Tätigkeit in der kleinen Kfz-Werkstatt nicht kannte. Ich habe mich aber schnell an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und mich gut eingelebt. Bis heute habe ich die Entscheidung, hier zu arbeiten, nie bereut und bin immer noch froh und stolz, ein Teil von so einer tollen Gemeinschaft zu sein.

Aber was genau ist mein Job im Werk Wörth? Eigentlich sieht jeder Tag anders aus: Ich bin dafür verantwortlich, dass die Produktion des Fahrerhausinnenausbaus immer einwandfrei läuft, egal ob eine Maschine gewartet oder kurzfristig Teile zur Verfügung gestellt werden müssen. Das ist aber genau das, was mir an meinem Beruf am meisten Spaß macht: Ich habe jeden Tag einen anderen Job. Nur ein Ritual ist jeden Morgen gleich: Der gemeinsame Kaffee mit meinen Kolleginnen und Kollegen lässt uns gut in den Tag starten und gleichzeitig die Möglichkeit zum Austausch, welche Aufgaben anliegen.

„Quality made in Wörth“: Lkw für die ganze Welt

Wie schon erwähnt ist Wörth das größte Lkw-Montagewerk im Konzern – bei einer Fläche von 2,9 Mio. qm (das sind mehr als 400 Fußballfelder!) kein Wunder. Jeder Lkw, der bei uns vom Band läuft, ist ein Unikat. Unsere Kunden können sich ihren Lkw beliebig zusammenstellen, dabei haben sie über 1.000.000 Konfigurationsmöglichkeiten. Ob Fahrerkabine, Rahmen oder Motor, alles lässt sich individuell auswählen. Rein statistisch gesehen gleicht deshalb in einem Jahr kein Lkw, der hier vom Band läuft, dem anderen.

Standort-Fakten Werk Wörth
Standort-Fakten Werk Wörth

Wir sind stolz auf unsere Produkte: Mit unserem Qualitätsanspruch „Trucks you can trust“ und unserem „Wörther Geist“ produzieren wir hier in Wörth Actros (Langstreckenfahrzeug, unser Flaggschiff seit mehr als 20 Jahren), Arocs (Baustellenfahrzeug)und Atego (als leichter Lkw der Kleinste in der Runde). Außerdem werden bei uns auch die Mercedes-Benz Special Trucks Unimog (Universalfahrzeug für jeglichen Einsatz), Econic (Fahrzeug mit tiefem Einstieg für z. B. Kommunalverkehr und Flughäfen) und Zetros (schweres Spezialfahrzeug für Sondereinsätze) gefertigt.

Natürlich werden unsere Fahrzeuge auch auf Herz und Nieren entwickelt und getestet. Dafür haben wir das „Entwicklungs- und Versuchszentrum (EVZ)“ - unser Kompetenzzentrum für die Entwicklungsarbeit von Mercedes-Benz Lkw in unmittelbarer Nähe des Werkes. Dort gibt es zahlreiche Schlechtwegstrecken und verschiedene Fahrbahnprofile, die die Straßen der ganzen Welt abbilden. Auf diese Weise können für die Versuchsfahrzeuge die gleichen Bedingungen bereitgestellt werden, wie sie z. B. in Südamerika, Südkorea, Afrika und natürlich auch in Europa vorgefunden werden. Außerdem zählt zum EVZ die Einfahrbahn mit Neigungswinkeln bis zu 49%, die zur Funktionserprobung benutzt werden kann.

Wenn ein fertiger Lkw bei uns vom Band läuft, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie er dann zu seinem Besitzer kommt. Auch hier richten wir uns ganz flexibel nach unseren Kunden. Viele von ihnen kommen zu uns in die Pfalz und holen ihren neuen Lkw direkt im KundenCenter ab. Meine Kolleginnen und Kollegen dort bieten neben Fahrerinformationen zum neuen Fahrzeug, Fahrertrainings zur Verbesserung von Kraftstoffeffizienz, Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit sowie einer großen Fahrzeugausstellung im Branchen-Informations-Center auch Werkbesichtigungen an, bei denen der Besucher einen Blick hinter die Kulissen unserer Lkw-Montage werfen kann.

Ein Lkw-Motor vor dem Einbau
Ein Lkw-Motor vor dem Einbau
Die Karosserie am Fließband
Die Karosserie am Fließband
Fertigung der Karosserie Schritt für Schritt
Fertigung der Karosserie Schritt für Schritt
Die Rückseite des Fahrerhausinnenbaus
Die Rückseite des Fahrerhausinnenbaus
Die Karosserie bevor der Lackierung
Die Karosserie bevor der Lackierung
Arbeiten im Inneren der Kabine
Arbeiten im Inneren der Kabine
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Aber auch unsere Kunden in den Übersee-Märkten versorgen wir natürlich mit unseren „Wörthern“. Seit 1966 verschifft unser CKD-Center – CKD steht für Completely Knocked Down, also komplett zerlegt - die hier am Standort gefertigten Lkw-Komponenten als Bausatz zum Aufbau an die internationalen Montagewerke. Diese Fahrzeugsätze, die aus bis zu 2.500 Einzelteilen bestehen können, wurden seit Bestehen des CKD-Centers in insgesamt 60 Länder der Welt geliefert, von Australien bis Zypern.

Nachhaltigkeit zählt!

Eine weitere Besonderheit des Standorts Wörth ist, dass wir zwei eigene Abwasserbehandlungsanlagen besitzen. Eine Anlage für das in der Produktion anfallende Abwasser und eine weitere Anlage, in welcher die sanitären Abwässer des Werkes und der Stadt in einer Gemeinschaftskläranlage der Daimler AG und der Stadt Wörth aufbereitet werden. So werden jährlich zirka 1.450.000 m³ Abwasser unter Einhaltung strenger Grenzwerte in den Rhein eingeleitet und tragen erheblich zum Erhalt der guten Wasserqualität des Rheins bei.

Außerdem produzieren wir auch unseren Strom mit unserem Blockheizkraftwerk selbst und arbeiten konsequent an unseren anspruchsvollen Umweltzielen - wie beispielsweise an der CO2-neutralen Produktion ab 2022 - sowie einem minimalen Ressourcenverbrauch.

Der Motor des Lkws
Der Motor des Lkws
Das Cockpit des Lkws in der Produktion
Das Cockpit des Lkws in der Produktion
Montage der kleineren Bestandteile an die Aussenseite des Fahrerhauses
Montage der kleineren Bestandteile an die Aussenseite des Fahrerhauses
Teamwork: Arbeiten unter der Motorhaube
Teamwork: Arbeiten unter der Motorhaube
Der Lkw nimmt Form an
Der Lkw nimmt Form an
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Wie wir in Wörth leben

Im Mittelpunkt von alldem steht: das Team, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Wörth. Über 10.000 Menschen mit 70 unterschiedlichen Nationalitäten arbeiten hier. Übrigens sind das mehr Menschen als im kleinen Städtchen Wörth selbst leben, dort wohnen nämlich nur ca. 9.200 Menschen. Und unser Werk ist damit der zweitgrößte Arbeitgeber in der Region.

Apropos Städtchen Wörth: Auch geografisch gesehen können wir uns nicht beklagen. Wörth liegt in der schönen Südpfalz, im sogenannten Dreiländereck (Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Elsass/Frankreich). Ich komme aus einem Ort ungefähr 30 km von Wörth entfernt. Freizeittechnisch kann man bei uns viel unternehmen. Durch die ländliche Umgebung bieten sich Wandern, Rad fahren oder auch unsere legendären Weinfeste an. Es kommt nicht selten vor, dass der Wein aus einem „Pfälzer Schoppen“ getrunken wird, ein Weinglas, das einen halben Liter fasst.

Bestandteile des Kompetenzzentrums Wörth
Bestandteile des Kompetenzzentrums Wörth

Man kann sich also vorstellen, dass dort immer eine recht fröhliche Stimmung herrscht. Aber die Gegend hat natürlich noch mehr zu bieten: Durch die Nähe zu Städten wie Karlsruhe oder Straßburg hat man genügend Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Ich fahre zum Beispiel öfter mit meiner Familie nach Frankreich, da fühlt man sich direkt wie im Urlaub, auch wenn es nur um die Ecke ist.

Drei Regionen, ein Team

Die Nähe zu Frankreich spielt auch bei meiner Arbeit eine Rolle. Dadurch, dass hier drei Regionen aufeinanderstoßen, arbeiten im Werk sowohl Pfälzer wie auch Baden-Württemberger und Elsässer. Die unterschiedlichen Gewohnheiten und Traditionen aus drei verschiedenen Regionen sind für uns ein echter Gewinn, aber auch eine schöne Gelegenheit, um sich gegenseitig mal freundschaftlich zu „frotzeln“.

Das tun wir natürlich in den entsprechenden Mundarten – und verstehen uns alle gegenseitig, obwohl alle drei Regionen ganz eigene Dialekte sprechen. So kommt es, dass ich auch den „Elsässer“-Dialekt gut verstehe. Und umgekehrt können die Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg und dem Elsass unserem manchmal schwer verständlichen Pfälzisch folgen.

Wohlfühloase und rollendes Fitnessstudio

Gerne verbringen wir die Mittagspause gemeinsam im Team in unserer „Wohlfühloase“. Die Cafeteria ist nämlich bei uns direkt neben einem kleinen Teich gelegen. Vor allem im Sommer lässt sich dort eine idyllische Mittagspause verbringen.

Um die überflüssigen Pfunde durch das reichhaltige Mittagessen purzeln zu lassen, haben wir in Wörth auch ein Fitnessstudio auf dem Werksgelände. Die Ausrede „keine Zeit für Sport“ zählt bei uns leider nicht, denn zusätzlich gibt es auch unser mobiles Fitnessstudio, das direkt an den Arbeitsplatz kommt. Das „rollende Fitnessstudio“ hat einen festen Stundenplan und fährt einmal am Tag durch das komplette Werk. Interessierte können sich über die Zeiten informieren und dann gemeinsam mit ausgebildeten Trainern direkt am Arbeitsplatz trainieren. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich nutzen hauptsächlich das mobile Fitnessstudio, weil es sich für uns in der Schichtarbeit anbietet, wenn wir es direkt vor Ort nutzen können.

Jeder Lkw ist ein Unikat
Jeder Lkw ist ein Unikat

Der „Wörther Geist“

Auch wenn ich nicht für jede Mitarbeiterin oder Mitarbeiter am Standort Wörth sprechen kann, würde ich die Atmosphäre hier als sehr familiär beschreiben. Wir sprechen dabei vom eingangs erwähnten „Wörther Geist“. Für dieses Gefühl und den Zusammenhalt im Team wird in Wörth aber auch viel getan! Beispiele dafür sind unsere Familienfeste, die Aktivitäten rund um „Beruf & Familie“, Teamentwicklungstage oder auch Konzerte, die für uns und unsere Familien durch das bewährte Organisationsteam des Werkes auf die Beine gestellt werden. Wir durften schon Herbert Grönemeyer, Pur, Nena, Laith Al-Deen und Helene Fischer bei uns im Werk willkommen heißen.

Ob also Familientag, mobiles Fitnessstudio, Wohlfühloase beim Mittagessen oder Mitarbeiterkonzert: In Wörth wird viel dafür getan, dass wir gerne hier arbeiten. Dass dies auch funktioniert, kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Auf pfälzisch würde man sagen: Alla Hopp!

Christoph Bleicher

Nachdem er seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker abgeschlossen hat, arbeitet er seit 2011 im Unternehmen. Ab 2012 sammelte er verschiedene Erfahrungen, da er unter anderem als Meistervertreter und beim Fremdeinsatz im Bereich Rohbau eingesetzt wurde. Seit 2017 ist er im Fahrerhausinnenausbau als Gruppenverantwortlicher eingesetzt und sorgt dort täglich für einen möglichst störungsfreien Produktionsablauf in seiner Gruppe/Meisterei. Er ist für die Personalplanung zuständig, informiert die Mitarbeiter über neue Prozesse oder Abläufe in der Produktion und unterstützt sie bei „Neuanläufen“.

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