Kobalt

Unsere Aktivitäten in der Kobalt-Lieferkette.

Derzeit bezieht die Mercedes-Benz AG Kobalt nicht direkt. Um die komplexen Kobalt-Lieferketten unserer Batteriezellenlieferanten transparenter zu machen und Lieferanten hinsichtlich ihrer Performance bei Menschenrechten zu überprüfen, lassen wir sie seit 2018 vom Audit- und Beratungsunternehmen RCS Global auditieren. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen gibt Mercedes-Benz seinen Batteriezellenlieferanten künftig vor, Kobalt ausschließlich aus zertifiziertem Abbau zu beziehen.

Kobalt ist ein wichtiger Rohstoff für die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos und Nutzfahrzeuge. Die weltweit größten Vorkommen befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). Mercedes-Benz hat sich ganz bewusst dafür entschieden, kritische Herkunftsländer wie etwa die Demokratische Republik Kongo nicht generell als Bezugsquelle auszuschließen. Vielmehr zielt der umfassende Ansatz darauf ab, die Situation vor Ort für die Menschen zu verbessern und deren Rechte zu stärken. Nur so können langfristige und nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen erreicht werden.

Mercedes-Benz folgt damit auch der Empfehlung von Nichtregierungsorganisationen, Politik und anderen relevanten Interessengruppen, sich nicht generell aus kritischen Ländern zurückzuziehen. Damit soll gemäß dem Grundsatz „Befähigung vor Rückzug“ die lokale Wirtschaft gefördert werden und gleichzeitig höhere Anforderungen an die Einhaltung von Menschenrechten vor Ort etabliert werden, sodass sich diese kontinuierlich verbessern

Bereits 2018 hat Mercedes-Benz RCS Global  damit beauftragt, Transparenz über die komplexen Kobalt-Lieferketten von Batteriezellen zu schaffen und diese über alle Stufen hinweg nach OECD-Due-Diligence-Leitlinien zu auditieren. Bis zum 31. März 2021 wurden dabei 183 Betriebe identifiziert und 61 Audits nach einer entsprechenden Risikoabschätzung durchgeführt. Die Auditierung wird nun für eine begrenzte Anzahl an Minen um den Bergbaustandard der „Initiative for Responsible Mining Assurance“ (IRMA) erweitert. Die Anwendung des IRMA-Standards gilt künftig ebenfalls für Lithium.

Zukünftig bezieht das Unternehmen ausschließlich Batteriezellen mit Kobalt aus zertifiziertem Abbau. Um dies zu erreichen, macht der Mercedes-Benz Einkauf den branchenweit anerkannten Bergbaustandard „Standard for Responsible Mining“ der „Initiative for Responsible Mining Assurance“ (IRMA)  zu einem Schlüsselkriterium für Lieferantenentscheidungen und -verträge in Rohstofflieferketten. Der Standard steht am Beginn der industrieweiten Anwendung, die Mercedes-Benz aktiv fördert. Mit den Verträgen verpflichten sich die Partner, in ihrer eigenen Lieferkette ausschließlich mit Rohstofflieferanten zusammenzuarbeiten, die nach dem IRMA-Bergbaustandard auditiert sind. Die Lieferketten werden künftig auch regelmäßig überprüft.

Zu den wichtigsten Kriterien des IRMA-Standards gehören Menschenrechtsaspekte, Gesundheit und Arbeitssicherheit, sowie die umweltbezogenen Auswirkungen des Abbaus von Rohstoffen. Darüber hinaus betrachtet der Standard unter anderem weitere soziale und gesellschaftliche Aspekte, die in Verbindung mit den Auswirkungen von industriellem Bergbau stehen.

Stand heute gibt es noch keine Kobaltminen, die nach dem IRMA Standard für industriellen Bergbau zertifiziert sind. Daher arbeitet Mercedes-Benz mit IRMA und RCS Global zusammen an einem schrittweisen Ansatz, nach dem eine begrenzte Anzahl von Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo nach spezifischen Anforderungen auditiert werden können.

Dieser Ansatz zielt mittelfristig darauf ab, einerseits realistische Erwartungen an Bergbaulieferanten zu schaffen, andererseits aber auf immer verantwortungsvollere Praktiken zu setzen, um die Anforderungen von Mercedes-Benz für nachhaltige Lieferketten zu erfüllen. Langfristiges Ziel ist eine klare Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung. Dabei gibt es Übergangsfristen für die Erreichung von unterschiedlichen Leistungsstufen für eine IRMA Zertifizierung.

Auditierung durch RCS Global

Die Lieferketten von Batteriezellenlieferanten von Mercedes-Benz werden von RCS Global über alle Stufen hinweg – vom Batteriezellenlieferanten bis zur Mine – kontrolliert. Diese Prüfung umfasst unter anderem Aspekte wie die Vermeidung von Kinderarbeit und moderner Sklaverei, Arbeitsschutz und Gesundheitsmaßnahmen, Materialkontrolle und vorhandene Due Diligence Systeme. Bei Bedarf werden mit den Lieferanten mittels individueller Pläne Korrekturmaßnahmen (Corrective Action Plans) vereinbart; deren Umsetzung kontinuierlich nachgehalten wird. Die Korrekturmaßnahmen und ihre regelmäßige Überprüfung sollen sicherstellen, dass ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in der Lieferkette stattfindet. Das Ziel ist, dass das Kobalt für die Batteriezellen aus verantwortungsvollen Bezugsquellen stammt, die die Anforderungen der Mercedes-Benz AG erfüllen.

Grundsätzlich ist es für einen Liefervertrag von Batteriezellen bei Mercedes-Benz Cars Voraussetzung, dass der Lieferant einer Offenlegung der gesamten Kobalt-Lieferkette zustimmt. Eine Übersicht der Schmelzen und Raffinerien in unseren aktuellen Lieferketten finden Sie hier:

Übersicht: Schmelzen und Raffinerien in unseren Lieferketten

Bereits 2018 hat RCS im Rahmen eines Pilotprojekts die Kobalt-Lieferkette eines Batteriezellenlieferanten nach OECD-Due-Diligence-Leitlinien kontrolliert und entsprechende Korrekturmaßnamen vereinbart. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in die weitere Beauftragung eines dreijährigen Prüfungsprogramms für die Kobalt-Lieferkette eingeflossen, das Mercedes-Benz im April 2019 mit RCS Global gestartet hat. Das Programm verfolgt folgende Ziele:

  • Transparenz und Überprüfung der Kobalt-Lieferkette des Unternehmens auf jeder Stufe vom Batteriezellenlieferanten bis zum Minenstandort.
  • Prüfung und Verbesserung der Due-Diligence-Managementsysteme und Beschaffungspraktiken der Lieferanten in der Kobaltlieferkette
  • Einleitung eines Prozesses der kontinuierlichen Verbesserung durch Kontrolle der Umsetzung von Korrekturmaßnahmenplänen und Schulungen für die Lieferanten.

Im ersten Jahr lag der Fokus auf der Schaffung von Transparenz sowie einer ersten Bewertung der Kobaltlieferketten in Form von Audits. Im Rahmen des Programms wird nacheinander jede Stufe in der Kobalt-Lieferkette von Mercedes-Benz überprüft – von nachgeschalteten Batterieherstellern bis zu den Raffinerien und Schmelzen und Minenstandorten. Dieser Prozess ermöglicht es Mercedes-Benz, seine Lieferkette über die erste Ebene hinaus abzubilden sowie die damit verbundenen Risiken zu identifizieren. Das Programm umfasst zudem die Entwicklung und Überwachung der Umsetzung von Korrekturmaßnahmen für Lieferanten. Dazu gehören auch Lieferantenschulungen vor Ort, die individuell auf jeden Lieferanten zugeschnitten sind, um eine kontinuierliche Verbesserung der Lieferantenleistung bezüglich der Bereiche mit dem größten Handlungsbedarf zu erreichen. Dieser Ansatz hat zu einer nennenswerten Verbesserung der Performance der Lieferanten geführt. Auf der Ebene der Minen ist die Beratung der Rechteinhaber ein integraler Bestandteil des Audits, um Bergbauunternehmen im Rahmen des Programms zu überprüfen. Dies umfasste Rechteinhaber-Interviews mit Gemeinden in der Demokratischen Republik Kongo, um Risiken zu identifizieren. Mit diesen Maßnahmen soll das Programm sowohl direkte als auch indirekte Lieferanten von Mercedes-Benz fördern und sie dabei unterstützen, die internationalen Standards und die Erwartungen der Stakeholder hinsichtlich der Sorgfaltspflicht für Kobalt zu erfüllen.

Seit dem zweiten Jahr liegt der Fokus auf sogenannten identifizierten Risiko-Hotspots. Das bedeutet, ausgewählte Lieferanten werden für erneute Audits sowie weitere Fördermaßnahmen zur Leistungsverbesserungen priorisiert. Seit dem Start des Programms hat Mercedes-Benz im Rahmen der Risikoidentifizierung und Risikobewertung für Kobalt 86 Lieferanten geprüft, 58 im ersten und 28 im zweiten Jahr. Auditiert wurden dabei Batteriezellenhersteller, Kathodenhersteller und Raffinerien sowie Hütten und Minen.

Die Prüfungsanforderungen sind auf die verschiedenen Lieferantenebenen zugeschnitten und basieren auf internationalen Standards, die für die Due Diligence von Kobalt relevant sind. Die im Rahmen des Programms bewerteten Kriterien umfassen:

  • Due-Diligence-Managementsysteme für Kobalt einschließlich Materialkontrolle, Risikomanagement und -minderung sowie öffentliche Berichterstattung, basierend auf den Fünf-Schritte-Kriterien der OECD Due Diligence Guidance for Responsible Sourcing from High Risk Areas sowie den Chinese Due Diligence Guidelines for Responsible Mineral Supply Chain (Chinese Guidelines), CCCMC, RCI und dem RMI Pilot Cobalt Refiner Supply Chain Due Diligence Standard.
  • Menschenrechte, einschließlich Kinderarbeit; moderne Sklaverei; grobe Menschenrechtsverletzungen, basierend auf dem OECD Due Diligence Guidance Annex 2, den Chinese Guidelines, und dem UK Modern Slavery Act (2015).
  • Gesundheit und Arbeitssicherheit, basierend auf der ISO 18001, OHSAS 18001 oder ISO 45001 Certification. Auf Ebene der Minen: Responsible Business Alliance, Code of Conduct, Version 6.0 (2018), Provision B.1 Health and Safety; IRMA Critical Requirements.
  • Ethik und Transparenz, einschließlich Offenlegung von Informationen zur Lieferkette sowie Prüfungszusammenarbeit.

Die wesentlichen Ergebnisse des Programms sind folgende:

  • Bei den Audits und bislang durchgeführten acht Rechteinhaberkonsultationen in Minen wurden keine schweren Menschenrechtsverletzungen festgestellt.
  • Häufig fehlten den Unternehmen jedoch entsprechende Due-Diligence-Systeme.
    • Beispiel: Bei einem Unternehmen wurde aufgrund fehlender Prozesse zur Vermeidung von moderner Sklaverei in seiner Belegschaft ein Risiko identifiziert. Das Unternehmen verfügte nicht über die entsprechenden Richtlinien sowie die damit verbundenen Maßnahmen, um das Risiko zu mindern. Daher wurden korrektive Maßnahmenpläne erstellt, die unter anderem die Revision von Richtlinien, Schulungen und Anforderungen für eine aktive Überprüfung adressieren.
  • Unternehmen erzielten im Gesundheits- und Sicherheitsmanagement vergleichsweise bessere Ergebnisse. Nur bei einer geprüften Mine wurde eine Auffälligkeit in dieser Kategorie festgestellt.
    • Beispiel: In einer auditierten Mine wurde ein Gesundheits- und Sicherheitsrisiko festgestellt. Für die Lösung des Problems wurde Kontakt mit dem Unternehmen auf der nächsthöheren Stufe der Lieferkette aufgenommen, um mögliche Lösungen zu identifizieren, Schulungen anzubieten und die laufende Umsetzung von Korrekturmaßnahmen zu überwachen. Die Lieferbeziehung mit der betroffenen Mine wurde unterbrochen und wird erst wiederaufgenommen, sobald sich die Situation verbessert. Mercedes-Benz ist weiterhin mit dem Unternehmen in Kontakt.
  • Die überwiegende Mehrheit der Lieferanten war transparent und arbeitete uneingeschränkt mit den Auditoren zusammen, indem sie Zugang zu Informationen, Personal und Betriebsstätten gewährten. Viele Lieferanten betrachteten die Audits als Lernprozess und nahmen das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung als Feedback an, um ihre eigenen Aktivitäten zu verbessern.

Als Ergebnis des Auditprogramms verfügt Mercedes-Benz nun über ein Verständnis der Lieferkettenperformance im Vergleich zu internationalen Good-Practice-Standards.

Detaillierte Ergebnisse

Die Mercedes-Benz AG arbeitet nach den Audits auch weiterhin mit den geprüften Lieferanten zusammen, um deren Fortschritte zu verfolgen. Dazu wurde jeder Lieferant dazu aufgefordert, einer individuellen Korrekturmaßnahme zuzustimmen. Wenige Einzelfälle, die einen weiteren Handlungsbedarf durch die Mercedes-Benz AG erforderten, betrafen weitgehend die Nichteinigung über Korrekturmaßnahmenpläne. So wurde bspw. die Umsetzung der Korrekturmaßnahme regelmäßig überwacht, bei der Behebung der Lücken wurde Unterstützung angeboten, etwa in Form von Dialogen mit den Auditoren. In Fällen, in denen keine Einigung über einen Maßnahmenplan erzielt wurde oder die Lieferanten den Plan nicht innerhalb der vereinbarten Frist umgesetzt hatten, wurden Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu lösen. Die Lieferanten wurden unter anderem aufgefordert, an Schulungen vor Ort teilzunehmen, einschließlich einer Überprüfung ihrer Managementsysteme und eines individuellen Kapazitätsaufbaus, um etwaige Lücken zu schließen.