Auf Partnersuche für nachhaltige Produktion

STARTUP AUTOBAHN.

10. Juli 2019 – In der aktuellen Scouting-Kampagne sucht die Initiative Startup Autobahn „The Next Green Thing“. Bei der ersten Veranstaltung lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Sustainable Vehicles and Materials“ (nachhaltige Fahrzeuge und Materialien). Für die Folgeveranstaltung Anfang Juni in Sindelfingen standen die Themen „Sustainable Production and Supply Chain“ (nachhaltige Produktion und Lieferkette) im Mittelpunkt. Der Fokus liegt also auf der Suche nach Unternehmen, die mit ihren Technologien helfen können, den ökologischen Fußabdruck in der Produktion zu verringern.

CO₂-neutrale Produktion in Europa bis 2022

„Mercedes-Benz Cars hat es sich zum Ziel gesetzt, dass unsere Produktion in Europa bis 2022 CO₂-neutral ist“, hebt Florian Kotz hervor, der bei Daimler für die weltweite Fabrikplanung und Koordination der Green Production zuständig ist. Diese Zielsetzung bedeutet, dass im Produktionsbetrieb der CO₂-Ausstoß reduziert und der Energieverbrauch gesenkt wird. „Gleichzeitig sehen wir uns den Wasserverbrauch in allen Bereichen genau an und planen zudem einen weitgehend abfallfreien Betrieb durch konsequente Abfallvermeidung, Nachnutzung und umweltfreundliche Recyclingverfahren“, ergänzt Kotz. Darüber hinaus geht es auch darum, den Einsatz von Lösungsmitteln zu vermeiden, die vor allem beim Lackieren genutzt werden.

Startups als Beschleuniger des Wandels: Akvola Technologies bereitet industrielles Abwasser auf

Auf diesem Weg spielen Startups eine wichtige Rolle, um Innovationen zu beschleunigen. Zum Beispiel bei der Aufbereitung des Abwassers. Entsprechend ist Wasser das Element des Berliner Startups Akvola Technologies, das vor sechs Jahren von Matan Beery gegründet wurde, um Abwasserqualität zu optimieren. Der aus Israel stammende Chemie-Ingenieur hat die innovative Abwasserbehandlung während seiner Promotionsarbeit entwickelt und die Firma anschließend gegründet. „Wir haben uns damals zunächst die Meerwasserentsalzung angesehen, um sie energetisch effizienter zu gestalten und sind im Laufe der Zeit zu anderen Anwendungen gekommen“, blickt Beery zurück. Das Ergebnis ist eine Reinigungstechnik, die es ermöglicht, industrielles Abwasser kostengünstig und energieeffizient aufzubereiten. So werden beispielsweise Stoffe wie Öl aus belasteten Industriegewässern wieder herausgefiltert. Während konventionelle Anlagen zwei bis vier Jahre benötigen, bis sie sich amortisiert haben, „erreichen wir diesen Punkt bereits nach anderthalb Jahren“, beschreibt Beery das Einsparpotenzial. „Im Werk Gaggenau haben wir im vergangenen Jahr über vier Monate eine erfolgreiche Pilotanlage für die Abwasserbehandlung geführt und gezeigt, wie gut unsere Technologie funktioniert.“

akvoFloat-Anlagen filtern Stoffe aus belastetem Wasser.

Die Dänen haben‘s erfunden: Pond entwickelt Bio-Kunstharze als Basis für hochwertigen Kunststoff

Die Reise des dänischen Unternehmens Pond von der ersten Idee bis zum Auftritt bei Startup Autobahn begann vor sieben Jahren in einem Keller. Dort experimentierten der Ingenieur Thomas Brorsen Pedersen und der Chemiker Martin Jensen so lange, bis sie die Lösung gefunden hatten: Sie fanden einen Weg, wie sich aus organischen Stoffen Bio-Kunstharze erzeugen lassen, die sich als Basis für hochwertigen Kunststoff eignen. „Nach fünf Jahren hatten wir unseren Ersatz für das konventionelle Harz auf Erdölbasis gefunden“, blickt Pedersen zurück. Den Rohstoff für sein Produkt findet der Däne in der Natur und im Biomüll. „Wir verzichten ganz bewusst darauf, unseren Rohstoff aus Lebensmitteln zu produzieren“, erklärt Pedersen. Als Basis für das Bio-Kunstharz von Pond dienen vor allem kohlenhydrathaltige Rohstoffe. Das so gewonnene Kunstharz lässt sich problemlos kompostieren. „So schaffen wir einen natürlichen Kreislauf“, beschreibt Pedersen seine Vision für eine nachhaltige Produktion. „Wir brauchen allerdings einen Partner, der in großen Maßstäben denkt.“

Pond hat eine Methode entwickelt, um Bio-Kunstharze aus kohlenhydrathaltigen Rohstoffen herzustellen.

BeeBryte: Der Energiebedarf einer Fabrik wird in Echtzeit optimiert

Einen solchen Partner sucht auch das Startup BeeBryte, das mittels künstlicher Intelligenz den Energieverbrauch in Gebäuden und Fabriken optimiert und so den ökologischen Fußabdruck der Unternehmen reduziert. Das 2015 in Singapur gegründete Startup nutzt dafür eine cloudbasierte Software und passt die Energiezufuhr dem aktuellen Bedarf an. Die beiden Gründer Frédéric Crampé und Patrick Laguillette haben zunächst eine Software für kostengünstige Energiespeicherung in Batterien entwickelt. Angesichts der hohen Kosten für Batterien, wechselten die beiden Gründer zwei Jahre später ihren Schwerpunkt und erforschten weitere Lösungen, wie sich der Energieverbrauch in Gebäuden optimieren lässt. Dafür wertet BeeBryte zum Beispiel die aktuellen Wetterdaten aus, um die Leistung von Klimaanlagen entsprechend anzupassen. Die patentierte Technologie kombiniert in Echtzeit „Wetterdaten sowie den konkreten Energiebedarf samt Kosten, um den Verbrauch entsprechend anzupassen“, erklärt Verkaufschefin Manon Dirand. „So können wir den Energieverbrauch exakt vorhersagen und damit Einsparungen von bis zu 40 Prozent erreichen. Die Technik eignet sich also auch für Produktionsanlagen“, erklärt Manon Dirand. Vor zwei Jahren wurde das Startup von der Deutschen Energieagentur (Dena) in der Kategorie ‚Urban Energy Transition‘ ausgezeichnet.

Wenn alles passt, entsteht eine Zusammenarbeit

Die drei Unternehmen gehören zu den rund 5.000 Startups, die während der vergangenen drei Jahre mit der Daimler-Initiative Startup Autobahn in Kontakt waren. Startup Autobahn sucht die passenden Startup-Partner für die Ziele und Strategien verschiedener Fachbereiche bei Daimler. Potentiell interessante Ideenschmieden werden zu den Veranstaltungen eingeladen. Bei den „Deep Dives“ haben die ausgewählten Unternehmen die Gelegenheit, in mehreren Zusammenkünften ihre Innovation in 15-minütigen Vorträgen verschiedenen Daimler-Experten vorzustellen. Diese bewerten die Technologien. Für ausgewählte Projekte folgt dann eine 100-tägige Pilotphase, die bei einer positiven Bewertung des Fachbereichs in eine langfristige Zusammenarbeit mit Daimler münden kann. In den vergangenen drei Jahren wurden so mehr als 150 Pilotprojekte erfolgreich durchgeführt.