Mercedes-Benz Sprinter: Ein besonderer Transporter wird 25

eSprinter-Stadt

Sprintermärchen.

Normalerweise widmen wir einzelnen Baureihen keine Titelgeschichten im Daimler-Magazin. Wie gesagt: Normalerweise. Aber der Mercedes-Benz Sprinter ist ja auch kein normaler Transporter. Für viele hat er sich in den 25 Jahren, die er nun schon durch die Lande fährt, zum Inbegriff seiner Fahrzeugklasse entwickelt. Wie es dazu kam? Wir haben mit drei Kollegen gesprochen, die es wissen müssen.

11 Min. Lesedauer

von Sven Sattler, Autor
erschienen am 01. Oktober 2020

Zugegeben: Kurz gezögert habe ich schon, als ich Anfang des Jahres von einer Kollegin bei Mercedes-Benz Vans gefragt wurde, ob ich dem Sprinter nicht ein paar Zeilen zum 25. Geburtstag schreiben wollte.

Warum ich die Zweifel dann doch in den Wind geschossen habe? Erstens weil der Sprinter einfach ein tolles Fahrzeug ist – wie auch ein der Redaktion namentlich bekannter Twitter-Nutzer mit aktuellem Wohnsitz in Kalifornien schon festgestellt  hat. Zweitens weil er eine echte Marke ist – wofür nicht zuletzt die Tatsache spricht, dass er mit unverändertem Namen seit einem Vierteljahrhundert auf dem Markt ist. Und das ziemlich erfolgreich: Schon 2016, also zu seinem 21. Geburtstag, knackte er die Marke von drei Millionen verkauften Einheiten. Inzwischen hat er die nächste Million fest im Blick – und alles spricht dafür, dass der Sprinter nicht auf seinen nächsten runden Geburtstag warten muss, um sich für eine runde Zahl feiern zu lassen. Dass er sich mit Festen auskennt, dürfte sowieso unbestritten sein: Die Beliebtheit des Sprinters bei Getränkelieferanten, Partyservice-Anbietern und Foodtruck-Betreibern spricht schließlich für sich.

Jubilar: Seit 25 Jahren fahren die großen Transporter von Mercedes-Benz unter dem Namen Sprinter durch die Lande. Hier die aktuelle Generation als Kastenwagen.
Jubilar: Seit 25 Jahren fahren die großen Transporter von Mercedes-Benz unter dem Namen Sprinter durch die Lande. Hier die aktuelle Generation als Kastenwagen.
Das Fahrzeug hat einen hohen Wiedererkennungswert – auch wenn sich seit der ersten Generation (hier im Bild) technisch und optisch freilich eine Menge getan hat.
Das Fahrzeug hat einen hohen Wiedererkennungswert – auch wenn sich seit der ersten Generation (hier im Bild) technisch und optisch freilich eine Menge getan hat.
Familienfoto: Sprinter-Modelle früherer Generationen.
Familienfoto: Sprinter-Modelle früherer Generationen.
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Der Sprinter-Vorgänger hieß Bremer – war aber nicht zwangsläufig ein Hanseat

Klar, es ist natürlich auch der kurze eingängige Name, der ganz wesentlich zum Wiedererkennungswert des Sprinter beiträgt. Man könnte sogar behaupten, dass seine Taufe eine Art Pionierleistung war. Noch sein Vorgänger hatte nämlich die eher unspektakuläre Modell-Kennung Mercedes-Benz T1 getragen. Die war so wenig einprägsam, dass das Fahrzeug von vielen bis heute einfach Bremer Transporter genannt wird – obwohl die Produktion der Baureihe schon Mitte der 1980er-Jahre von der Weser an den Rhein verlagert worden war – eben nach Düsseldorf. Viele der Bremer, die man heute noch auf den Straßen sieht, sind also strenggenommen Rheinländer. Und um die Sache richtig schön kompliziert zu machen, gab es zur selben Zeit im Portfolio von Mercedes-Benz auch noch den Düsseldorfer Transporter, offizielle Baureihen-Bezeichnung T2. Der wiederum zog in den frühen 90ern nach Ludwigsfelde in Brandenburg um, wo sich ein ehemaliges DDR-Kombinat in ein Mercedes-Benz Werk wandelte.

Roadtrip für die Ahnengalerie (von links): der Bremer Transporter (T1), der Düsseldorfer Transporter (T2) und der L 319 waren die Urväter des Sprinter.
Roadtrip für die Ahnengalerie (von links): der Bremer Transporter (T1), der Düsseldorfer Transporter (T2) und der L 319 waren die Urväter des Sprinter.

Somit beendete die eindeutige Namensgebung auch so manche geographische Unschärfe. Die ersten 500 Sprinter machten sich im Januar 1995 vom Werk Düsseldorf aus auf zu einer Sternfahrt in die Niederlassungen. Natürlich in einer herrlichen türkisblauen Lackierung, die sich heute vor allem mit Verweis auf andere modische Verfehlungen dieser Zeit rechtfertigen lässt. In der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen spricht man heute wie selbstverständlich vom Sprinter-Werk.

Traum in Türkis: Die neuen Sprinter machen sich 1995 aus dem Werk Düsseldorf auf eine Sternfahrt in die Niederlassungen. Das Fahrzeug, da sind sich die Kritiker damals einig, ist ein Volltreffer. Die Fahrzeugfarbe hingegen ist wohl eher Geschmackssache.
Traum in Türkis: Die neuen Sprinter machen sich 1995 aus dem Werk Düsseldorf auf eine Sternfahrt in die Niederlassungen. Das Fahrzeug, da sind sich die Kritiker damals einig, ist ein Volltreffer. Die Fahrzeugfarbe hingegen ist wohl eher Geschmackssache.

Gebaut werden Mercedes-Benz Sprinter aber auch in Ludwigsfelde, dort sind seit 2006 die offenen Baumuster beheimatet – also Pritschenwagen und Fahrgestelle für Spezialaufbauten. Entwicklung und Vertrieb sind im Großraum Stuttgart gebündelt. Und für Märkte außerhalb Europas wird der Sprinter inzwischen auch in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina und in González Catán nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires produziert. Er ist ein echter Kosmopolit geworden. Sein Name funktioniert damals wie heute – und zwar in allen Sprachen.

Weltweit arbeiten bei Mercedes-Benz Vans etwa 21.000 Menschen – ein großer Teil von Ihnen hat im Berufsalltag mehr oder weniger unmittelbar mit dem Sprinter zu tun. Wahrscheinlich könnte jede und jeder von ihnen aus dem Stegreif mindestens eine Anekdote erzählen, die von diesem Transporter handelt. Oder eine persönliche Begründung liefern, was den Sprinter zur Ikone macht. Der Haken an der Sache: Das wäre ziemlich viel Lesestoff gewesen. Darum habe ich mich exemplarisch mit drei von ihnen begnügt. Wohl wissend, dass damit Tausende andere Sprintermärchen unerzählt bleiben. Zumindest für den Moment.

Mit 25 Jahren ist der Sprinter im besten Transporter-Alter. Und mit der 4x4-Variante des großen Vans geht es sowieso im wahrsten Sinne hoch hinaus.
Mit 25 Jahren ist der Sprinter im besten Transporter-Alter. Und mit der 4x4-Variante des großen Vans geht es sowieso im wahrsten Sinne hoch hinaus.

Ein Urgestein erinnert sich an drei neue Autos im Hof

Einer, dessen Beziehung zum Sprinter schon lange andauert, ist Thomas Konzelmann. Bei Mercedes-Benz Vans ist der 61-Jährige das, was man gemeinhin ein Urgestein nennt: Einer, der seit 1979 dabei ist. Einer, der jede Schraube am Auto kennt. Vor allem aber einer, der das Herz auf der Zunge trägt – und sich dabei ein bisschen so anhört als würde Leonard Cohen Schwäbisch sprechen. 1995 war der gelernte Kfz-Meister gerade in das Team gewechselt, das die Transporter betreut, die interessierten Journalisten für Presse-Tests zur Verfügung gestellt werden. Ende 1999 übernahm er die Leitung des Teams – für mehr als 20 Jahre, bis zu seinem Ruhestand im April 2020.

Thomas Konzelmann genießt den Ruf, jede Schraube der Vans von Mercedes-Benz zu kennen. Den Sprinter begleitet er seit 1995.
Thomas Konzelmann genießt den Ruf, jede Schraube der Vans von Mercedes-Benz zu kennen. Den Sprinter begleitet er seit 1995.

Also, Thomas Konzelmann, wie sieht Ihre erste berufliche Erinnerung an den Sprinter aus? Einigermaßen nüchtern: „Na ja, es standen halt auf einmal drei nigelnagelneue Autos im Hof, für die wir die technische Betreuung übernommen haben. Mir war schon klar, dass der Sprinter etwas Besonderes und etwas Neues sein würde. Er hat auch durchweg gute Presse bekommen. Aber dass er am Ende eine ganze Fahrzeugklasse prägen würde – das konnte ja keiner wissen.“ Was vielleicht auch daran lag, wie das Segment seinerzeit generell wahrgenommen wurde: „In meiner Erinnerung hatten Vans damals in der Öffentlichkeit noch nicht die Beachtung, die sie heute haben. Der Fokus lag eher auf den Pkw-Modellen von Mercedes-Benz, die Transporter waren halt die Lastenesel. So etwas wie VIP-Shuttle-Services mit Vans, das gab es damals zum Beispiel noch gar nicht.“

Ein Berufsleben mit dem Sprinter als Konstante

Für Norbert Kunz ist es rückblickend zumindest keine Überraschung, dass der Sprinter nach seiner Markteinführung 1995 schnell zum Inbegriff wurde: „Es hat einfach alles gestimmt: Motorisierung, Ausstattung, Sicherheit. Der Sprinter war mit Abstand der modernste Transporter in seinem Segment und der Name hat super dazu gepasst.“

„Bei der Markteinführung hat alles gestimmt: Der Sprinter war der modernste Transporter in seinem Segment und der Name hat super dazu gepasst. “

Norbert Kunz Leiter Produktmanagement und -marketing Sprinter

Absehen, wie sehr ihn der große Van mit Stern fortan begleiten würde, konnte der heute 59-Jährige damals freilich noch nicht. In seiner Funktion als Teamleiter im Einkauf beschäftigte er sich zwar hin und wieder mit der Frage, wie Bauteile für den Sprinter optimiert werden könnten - aber eben nur „so am Rande“. Das änderte sich schlagartig am 1. Januar 1999. An diesem Tag übernahm Norbert Kunz die Leitung des Sprinter-Produktmanagements. Seitdem hat ihn der Transporter nicht mehr losgelassen. Im Dezember 2020 geht er in den Ruhestand – nach einem Berufsleben, das sich zu gut zwei Dritteln um den Sprinter gedreht hat.

„Den Sprinter der zweiten Generation hatte ich als Produktmanager auf Seiten des Vertriebs vom ersten Pinselstrich bis zur Markteinführung begleitet“, sagt Norbert Kunz. Es ist ein Job, an den er gute Erinnerungen hat: „Wenn Sie im Vertrieb für ein Neufahrzeug-Projekt zuständig sind, dann sind Sie der Ansprechpartner für sehr viele Umfänge – von den Kundenanforderungen ans Fahrzeug über die Mengenschätzung bis hin zur Preisgestaltung. Das ist eine große Verantwortung, aber eben auch ein riesiger Spielraum, um zu gestalten. Mit dem richtigen Team können Sie da richtig was reißen. Und das ist das, was an der Aufgabe so viel Spaß macht.“

Im Berufsleben von Norbert Kunz ist der Sprinter eine Konstante. Seit 1999 hatte er bei Daimler verschiedene Jobs inne, die allesamt mit dem großen Van verknüpft waren. Hier steht er vor einem Sprinter-Model der ersten Generation.
Im Berufsleben von Norbert Kunz ist der Sprinter eine Konstante. Seit 1999 hatte er bei Daimler verschiedene Jobs inne, die allesamt mit dem großen Van verknüpft waren. Hier steht er vor einem Sprinter-Model der ersten Generation.

Der Sprinter ist ein Multitalent – rund um den Globus

Seit 2011 leitet Norbert Kunz das Produktmanagement und -marketing des Sprinter im Vertrieb. Somit begleitete er auch die aktuelle Generation des großen Van von Beginn an – die bei ihrer Markteinführung 2018 einmal mehr Maßstäbe für das Segment setzen sollte. So kann der neue Sprinter mit vielen Sicherheits-Features ausgestattet werden, die bislang den Pkw vorbehalten waren, beispielsweise den radarbasierten Abstands-Assistent DISTRONIC oder das Park-Paket mit 360-Grad-Kamera. Auch bei der Konnektivität fährt die neueste Sprinter-Generation mit dem Multimedia-System MBUX vorne mit.

„Die Rahmenbedingungen für diese Baureihe waren ganz andere als für den Sprinter der zweiten Generation. Man darf nicht vergessen, dass zwischen den beiden Fahrzeugen etwas mehr als zehn Jahre liegen“, sagt Produktmanager Norbert Kunz: „Vor allem ist das Geschäft in dieser Zeit viel globaler geworden.“

„Was Sprinter-Aufbauten angeht, habe ich fast schon alles gesehen. “

Thomas Konzelmann war mehr als 20 Jahre lang für die Presse-Testwagen von Mercedes-Benz Vans zuständig

Wobei: Ein Multitalent war der Sprinter ja irgendwie schon immer. Die Zahl der möglichen Einsatzzwecke ist beinahe unbegrenzt. Und zumindest die Variante bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht darf jeder fahren, der einen herkömmlichen Pkw-Führerschein besitzt. Norbert Kunz hat das immer als Ansporn gesehen: „Für viele ist der Sprinter eben der Transporter, den sie mieten, wenn sie umziehen. Normalerweise fahren diese Leute kleinere Autos – unsere Entwickler sorgen dafür, dass sie trotzdem möglichst gut mit diesem viel größeren Van zurechtkommen. Ein Logistikunternehmer hat hingegen einen ganz anderen Anspruch an den Sprinter: Er will ein Fahrzeug, das möglichst wirtschaftlich ist. Und das sind nur zwei von ganz vielen Anwendungsfällen: Sprinter sind als Rettungswagen im Einsatz, als Minibusse oder als Reisemobile. Nicht zu vergessen die zahlreichen Aufbauhersteller, die Sprinter-Fahrgestellte als Basis nutzen. Da gibt es sogar Fälle, in denen der Spezialaufbau ein Vielfaches vom eigentlichen Fahrzeug kostet – dann sind wir als Fahrzeughersteller plötzlich selbst eher ein kleinerer Lieferant, zum Beispiel bei einem TV-Übertragungswagen auf Sprinter-Basis.“

Auch Thomas Konzelmann sagt: „Was Sprinter-Aufbauten angeht, habe ich wirklich fast schon alles gesehen. Ganz lustig finde ich die Sattelzug-Variante, die eine ziemliche Rarität ist: ein Sprinter-Fahrgestell mit kurzem Radstand und Sattelkupplung vom Aufbauhersteller. Dann gibt es in den USA natürlich noch ganz coole Geschichten, mit breiten Reifen. Das gefällt mir.“

Der Sprinter ist ein Multitalent, die Zahl der denkbaren Anwendungsfälle wahrscheinlich unendlich – auch, weil zahlreiche Aufbauhersteller ihn als Basis für ihre Spezialfahrzeuge nutzen.
Der Sprinter ist ein Multitalent, die Zahl der denkbaren Anwendungsfälle wahrscheinlich unendlich – auch, weil zahlreiche Aufbauhersteller ihn als Basis für ihre Spezialfahrzeuge nutzen.
Einer der Favoriten von Thomas Konzelmann: Der Sprinter als Sattelzugmaschine.
Einer der Favoriten von Thomas Konzelmann: Der Sprinter als Sattelzugmaschine.
Auch im Caravaning-Bereich ist der Sprinter als Basisfahrzeug nach wie vor sehr beliebt. Bei dieser Variante handelt es sich um ein sogenanntes teilintegriertes Reisemobil ...
Auch im Caravaning-Bereich ist der Sprinter als Basisfahrzeug nach wie vor sehr beliebt. Bei dieser Variante handelt es sich um ein sogenanntes teilintegriertes Reisemobil ...
... während bei vollintegrierten Reisemobilen sogar nur ein sogenanntes Windlauf-Fahrgestell als Basis dient – und das Fahrzeug darum erst auf den zweiten Blick als Sprinter zu erkennen ist.
... während bei vollintegrierten Reisemobilen sogar nur ein sogenanntes Windlauf-Fahrgestell als Basis dient – und das Fahrzeug darum erst auf den zweiten Blick als Sprinter zu erkennen ist.
Was es nicht alles gibt: Hier sehen Sie nicht die Business Class eines Flugzeugs, sondern das Innenleben eines Sprinter – der von einem Aufbauhersteller zu einem „Hochzeitsbus“ umgebaut wurde.
Was es nicht alles gibt: Hier sehen Sie nicht die Business Class eines Flugzeugs, sondern das Innenleben eines Sprinter – der von einem Aufbauhersteller zu einem „Hochzeitsbus“ umgebaut wurde.
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Sprinter war Ausgangspunkt für rollendes Van-Archiv

So manch besonderes Aufbau-Exemplar würde sicher auch die Van-Sammlung zieren, die Thomas Konzelmann am Außenstandort in Waiblingen aufgebaut hat. Dort stehen nicht nur Sprinter aller Generationen, sondern eine fast lückenlose Sammlung von Mercedes-Benz Transportern der vergangenen sieben Jahrzehnte. Alle in fahrbereitem Zustand – mit Ausnahme des ältesten Modells, einem 170V aus der Nachkriegszeit. Dass es dieses rollende Archiv gibt, hängt zumindest mittelbar auch mit dem Sprinter zusammen: Für eine Sprinter-Presseveranstaltung im Jahr 2001 wollte Thomas Konzelmann einen Blick in die Vergangenheit wagen. „Kernbotschaft des Events war, dass der Sprinter in vielen Varianten von 2002 an serienmäßig mit ESP® ausgestattet sein würde“, erinnert er sich: „Wir haben uns also gedacht: Zeigen wir einfach mal anhand einiger älterer Fahrzeuge, dass die Transporter mit Stern schon immer technische Vorreiter waren.“

Im damaligen Museum auf dem Werkgelände in Stuttgart-Untertürkheim fand sich jedoch, wie er sagt, nicht „die richtige Hardware“. Also redete er dem damaligen Transporter-Chef so lange ins Gewissen, bis der nicht mehr anders konnte als seinen Segen für die Oldtimer-Sammlung zu geben. Die Klassiker hat das Team in Waiblingen über die Jahre erworben und originalgetreu restauriert. Und damit das rollende Archiv aktuell bleibt, kommen seit seiner Gründung von jeder auslaufenden Baureihe zumindest zwei Varianten hinzu.

In den heiligen Hallen in Waiblingen ist das Fahrzeugarchiv von Mercedes-Benz Vans, das Thomas Konzelmann aufgebaut hat. Nicht nur Sprinter aus allen Generationen finden sich hier ...
In den heiligen Hallen in Waiblingen ist das Fahrzeugarchiv von Mercedes-Benz Vans, das Thomas Konzelmann aufgebaut hat. Nicht nur Sprinter aus allen Generationen finden sich hier ...
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
... sondern so gut wie alle Transporter-Modelle mit Stern aus den vergangenen 70 Jahren.
Worauf der frühere Chef des Pressetestwagen-Teams besonders stolz ist: So gut wie alle seiner Schätze sind fahrbereit – und stellen das regelmäßig bei Veranstaltungen unter Beweis, so wie hier beim Sprinter Safety Workshop 2019.
Worauf der frühere Chef des Pressetestwagen-Teams besonders stolz ist: So gut wie alle seiner Schätze sind fahrbereit – und stellen das regelmäßig bei Veranstaltungen unter Beweis, so wie hier beim Sprinter Safety Workshop 2019.
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Auch das Fahrzeug, um das sich der berufliche Alltag von Matthias Hauser dreht, ist inzwischen Teil dieser elaborierten Sammlung. Matthias Hauser ist Projektleiter für die Entwicklung des eSprinter, der batterieelektrischen Variante des großen Van. Den eSprinter gibt es seit Frühjahr 2020 zu kaufen, er hat eine Reichweite von 168 Kilometern***.

Der eSprinter-Projektleiter ging 1995 noch zur Schule

Als 1995 der erste Sprinter auf den Markt kam, waren Elektrofahrzeuge noch ein Nischenprodukt – und Matthias Hauser ging noch zur Schule. „Aber ich wusste schon relativ früh, was ein Sprinter ist“, sagt der 36 Jahre alte Fahrzeug-Ingenieur: „Mein Vater war Kfz-Meister für Lkw in einer Mercedes-Benz Niederlassung. Ich bin also von klein auf mit der Marke aufgewachsen. Erstmals bewusst mit einem Sprinter mitgefahren bin ich im Jahr 2000, mein Vater hatte einen aus der Niederlassung mitgebracht. Das muss einer der ersten Sprinter gewesen sein, der einen Dieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung hatte – das war damals ja eine ziemlich neue Technologie. Mit diesem Sprinter sind wir hinunter zum Bodensee gefahren. Ich war fasziniert, wie super das Auto lief und wie mühelos dieser große Transporter vielen Pkw davongezogen ist.“

Matthias Hauser und der eSprinter, für dessen Entwicklung er Projektleiter ist. Als 1995 der erste Sprinter vom Band lief, ging er noch zur Schule.
Matthias Hauser und der eSprinter, für dessen Entwicklung er Projektleiter ist. Als 1995 der erste Sprinter vom Band lief, ging er noch zur Schule.

Genau deshalb erinnert sich Matthias Hauser auch 20 Jahre später noch bildlich an die Fahrt. Der eSprinter, da ist er überzeugt, wird genau für solche Aha-Momente sorgen: „Viele Leute sind bei ihrer ersten Fahrt mit dem eSprinter begeistert von dem Gefühl, ein so großes Fahrzeug nahezu geräuschlos zu bewegen“, sagt der Projektleiter: „Trotz seiner Masse und den Dimensionen fährt er sich agil und angenehm. Eine Besonderheit sind die vier verschiedenen Rekuperationsstufen, die der Fahrer über Schaltpaddles am Lenkrad auswählen kann. In einer dieser Fahrstufen kann ein vorausschauender Fahrer den eSprinter fast ausschließlich über das Gaspedal steuern, wenn er im Stadtverkehr mitschwimmt. Das schont die Betriebsbremse – und vor allem schont es Ressourcen, weil sehr viel Energie wieder zurückgewonnen wird.“

„Viele Leute sind begeistert von dem Gefühl, ein so großes Fahrzeug wie den eSprinter nahezu geräuschlos zu bewegen. “

Matthias Hauser Projektleiter Entwicklung eSprinter

Berühmter Name ist Rückenwind und Ansporn für eSprinter-Entwickler

Für die erste Generation des eSprinter hat sich das Entwicklungsteam auf einen Anwendungsfall fokussiert: den städtischen Warentransport, der mit dem eSprinter lokal emissionsfrei wird. „Das ist ein Geschäftsbereich, der weiterhin extrem boomt“, erklärt Matthias Hauser: „Und den Grund dafür kann fast jeder im Spiegel sehen: Man bestellt oft schnell etwas im Internet, das dann vom Paketdienst geliefert wird – am besten in einem Sprinter.“ Hinzu kommt: Gerade die Kunden in diesem Segment seien oft bereit, den höheren Anschaffungspreis eines Elektro-Transporters in Kauf zu nehmen, wenn dafür die Gesamtbetriebskosten über die Lebensdauer des Fahrzeugs stimmen.

Im zweiten Schritt wird es für die eSprinter-Entwickler dann natürlich auch darum gehen, Kunden mit anderen Anwendungsfällen ein gutes Angebot zu machen. Matthias Hauser sagt: „Aktuell beschäftigen wir uns zum Beispiel damit, wie wir einen eSprinter mit höherer Nutzlast konzipieren können. Oder damit, wie wir die anderen Aufbauformen, also Sprinter Kombi und die offenen Baumuster wie den Sprinter Pritschenwagen, elektrifizieren können. Die Nachfrage ist auf jeden Fall vorhanden – genauso wie beim konventionell angetriebenen Sprinter, den es ja nicht umsonst in mehr als tausend Varianten gibt.“

Der eSprinter fährt sich agil und angenehm – kein Wunder also, dass sich der Entwicklungs-Projektleiter sehr gerne auch selbst hinters Steuer setzt.
Der eSprinter fährt sich agil und angenehm – kein Wunder also, dass sich der Entwicklungs-Projektleiter sehr gerne auch selbst hinters Steuer setzt.
Produziert wird der eSprinter Kastenwagen in Düsseldorf – dort, wo auch konventionell angetriebene Sprinter Kastenwagen vom Band laufen.
Produziert wird der eSprinter Kastenwagen in Düsseldorf – dort, wo auch konventionell angetriebene Sprinter Kastenwagen vom Band laufen.
An der Schnellladesäule ist die Batterie des eSprinter schnell wieder aufgeladen. Mit vollem Akku kommt der eSprinter bis zu 168 Kilometer*** weit – natürlich ohne lokale Emissionen.
An der Schnellladesäule ist die Batterie des eSprinter schnell wieder aufgeladen. Mit vollem Akku kommt der eSprinter bis zu 168 Kilometer*** weit – natürlich ohne lokale Emissionen.
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Für das Projektteam ist es Herausforderung und Rückenwind zugleich, dass das Fahrzeug, dessen elektrischen Antriebsstrang sie konzipieren, einen so berühmten Namen trägt. „Wir profitieren natürlich davon, dass das Gesamtfahrzeug Sprinter ein super Fundament hat. Da stecken die Entwicklung und das Know-how aus 25 Jahren drin. Und auch der Kunde weiß: Er kauft einen Sprinter, das ist ein verlässlicher und guter Transporter. Das wird auch den eSprinter stark machen“, sagt Matthias Hauser.

Das persönliche Sprintermärchen geht weiter – mit einem Reisemobil

Dass ein großer Name mit großen Erwartungen einhergeht, muss man dem Sprinter-Marketingchef nicht erklären. Norbert Kunz sagt: „Der Name ist so etabliert wie das Tempo-Taschentuch, das bestätigt auch die Marktforschung. So etwas ist natürlich zuerst einmal ein Segen. Es ist zweitens ein Ansporn: Diese Liga dürfen wir nicht verspielen. Und manchmal kann es auch ein Fluch sein: Denn auch wenn ein großer Transporter einer anderen Marke in einen Unfall verwickelt ist, steht in der Zeitung trotzdem schnell mal etwas vom ‚Sprinter‘.“

Bleibt eigentlich nur noch eine persönliche Frage: Hat auch ein Sprinter-Experte wie Norbert Kunz manchmal schwache Momente, in denen er ein Wettbewerbsfahrzeug als Sprinter bezeichnet? Er überlegt kurz, antwortet dann aber entschieden und mit einem verschmitzten Lächeln: „Nein. Denn ich kenne den Unterschied.“

Norbert Kunz neben einem Fahrzeug aus der aktuellen Sprinter-Generation. Für den nahenden Ruhestand hat er sich ein Reisemobil gekauft. Natürlich auf Sprinter-Basis.
Norbert Kunz neben einem Fahrzeug aus der aktuellen Sprinter-Generation. Für den nahenden Ruhestand hat er sich ein Reisemobil gekauft. Natürlich auf Sprinter-Basis.

Was sicher auch der Grund ist, warum sein persönliches Sprintermärchen mit dem nahenden Ruhestand nicht zu Ende geht. Im Gegenteil: Seit ein paar Monaten steht bei Familie Kunz ein neues Reisemobil vor dem Haus. Auf Sprinter-Basis? „Natürlich“, sagt Norbert Kunz beinahe ungläubig: „Alles andere wäre doch Frevel.“

*** Die Reichweite wurde auf der Grundlage der VO 692/2008/EG ermittelt. Die Reichweite ist abhängig von der Fahrzeugkonfiguration.Die tatsächliche Reichweite ist zudem abhängig von der individuellen Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen, Außentemperatur, Nutzung von Klimaanlage/Heizung etc. und kann ggf. abweichen.

Sven Sattler

hat bereits vor fünf Jahren für das Daimler-Intranet über den 20. Geburtstag des Sprinter geschrieben. Und war schon damals begeistert, wie viele Wortkreationen der Fahrzeugname hergibt. Die Titelzeile damals: „Sprinter, wie die Zeit vergeht!“

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