Gerade in der Gegend rund um Stuttgart nimmt man’s mit dem Autonamen nicht immer so ganz genau: Während A-, E- oder S-Klasse auf der ganzen Welt selbstverständlich als Mercedes-Benz referenziert werden (und Mercedes-Benz als eine der wertvollsten Marken der Welt gilt), ist ausgerechnet zwischen Untertürkheim und Sindelfingen gerne auch mal vom „Daimler“ die Rede – auch wenn nicht der DAX-Konzern als solcher, sondern eines seiner Fahrzeuge gemeint ist. Ein typischer Satz im schwäbischen Idiom ist zum Beispiel: „Hosch dir en neia Daimler kauft?“. Wer mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut ist, erkennt darin natürlich auch einen für schwäbische Verhältnisse geradezu euphorischen Glückwunsch zum Neuwagen mit Stern. Nur, wie gesagt: Markentechnisch ist das so nicht ganz korrekt. Aber es scheint, dass dem durchschnittlichen Stuttgarter der Name von Automobilpionier Gottlieb Daimler, der seine Tüftlerwerkstatt in Cannstatt hatte, irgendwie leichter über die Lippen geht als der Verweis auf die Wienerin Mercedes Jellinek oder gar auf den Badener Carl Benz.
Dabei gibt es – vorrangig in Sammlerhänden – einige Tausend Pkw, die ganz offiziell den Nachnamen des schwäbischen Tüftlers als Markenbezeichnung tragen. Sie stehen in Verbindung mit der Daimler Motor Company, die ihren Sitz im englischen Coventry hat. Die 1896 von Harry Lawson gegründete Firma übernahm die 1895 von Frederick Richard Simms erworbenen Nutzungsrechte an den Daimler-Patenten in Großbritannien und dem britischen Empire, mitsamt der Namensrechte. Im Jahr 1910 übernahm die Birmingham Small Arms (BSA) Co. Ltd. und 1960 schließlich die Jaguar Cars Ltd. das Unternehmen – was zur Folge hatte, dass für fast ein halbes Jahrhundert die Spitzenmodelle des britischen Autobauers nicht die namensgebende Raubkatze auf dem Kühlergrill trugen, sondern ein geschwungenes D für Daimler.