„Anfangs sind Kollegen natürlich ein bisschen zurückhaltend, weil sie nicht wissen, wie sie mit einem umgehen sollen, aber, wenn man ganz normal mit ihnen quatscht und zuhört, dann gewöhnen sie sich schnell daran.“ Ganz normal. So will Julian auch behandelt werden, schlicht, weil er ganz normal ist. Wenn er doch mal etwas nicht richtig versteht, sprechen die Kollegen einfach ein wenig deutlicher. So kann er neben dem Hören auch Lippenlesen. Die Arbeit im Werk ist für ihn so, wie er sie sich vorgestellt hat.
Vor zwei Jahren hat sich Julian für eine Ausbildung bei Daimler beworben. „Beim Bewerbungsgespräch war ein Übersetzer für Gebärdensprache dabei, gebraucht habe ich den aber eigentlich nicht“, erinnert er sich. Nach erfolgreicher Bewerbung verlief die Ausbildung fast reibungslos. Julian erinnert sich an einen kleinen Zwischenfall: „Manche reagierten reserviert darauf, dass ich ein Hörgerät benötige. Ich bin einfach auf sie zugegangen und habe ihnen meine Situation erklärt. Daraufhin haben sie sich entschuldigt.“
Derartige Vorfälle sind nicht die Regel, dennoch kennt Julian diese Situationen. Er verließ seinen Fußballverein, weil er dort wegen seiner Behinderung gemobbt wurde. Jetzt spielt er bei einem Verein für Hörgeschädigte, wo er sich deutlich wohler fühlt. „Alle verstehen die eigene Situation und kicken können die auch.“ Der Werder-Fan lässt sich von solchen Dingen nicht den Mut nehmen. „Es bringt nichts, sich von der Vergangenheit runterziehen zu lassen. Man muss immer nach vorne gucken.“ Mit dem Abschluss seiner Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik unterstreicht er seine Einstellung. „Man hört sich“, verabschiedet sich Julian mit einem Grinsen aus dem Gespräch.